Pamiu Liebling der Goetter
Der Mann ließ sofort von seiner Arbeit ab und kam zu ihm herüber.
„Ich wusste nicht, dass der Pharao schon heute beabsichtigt, zum Palast zurückzukehren.“
„Der Einzig Eine hat sich dazu entschieden, noch bevor Re am Himmel stand. Er und die Königin sind schon abgereist.“
Der Mann wartete auf weitere Fragen, doch Pamiu nickte nur und entließ ihn. Also hegte Khufu wirklich Groll gegen ihn. Er war gegangen, ohne sich von ihm zu verabschieden. Pamiu ließ die Diener ihre Arbeit tun und schloss sich den gesamten Tag in seinem Arbeitszimmer ein. Gegen Nachmittag kehrte Ruhe in sein Haus ein. Die letzten Diener des Königspaares waren fort. Er griff nach den Bauzeichnungen und begann unkonzentriert ein paar Verbesserungen und neue statische Berechnungen vorzunehmen. Irgendwann legte er die Rollen beiseite und starrte ins Leere. Er hatte das Gefühl, dass alles aus den Fugen geriet und ihm weiterhin auch nichts gelang, was er in Angriff nahm.
Ich bin Pharao, der lebende Gott der Millionen Jahre
Ich errichte dir ein Bauwerk, welches größer und schöner ist,
als alles je Dagewesene
Zum Ruhme der Götter soll es erstrahlen
Und daran erinnern, dass ich ihr eifrigster Diener war,
als Kemet in meiner Hand lag
Kapitel 11
Ein Jahr war vergangen, seit Pamiu seinen Freund gesehen hatte. Khufus unvermitteltem Aufbruch aus seinem Haus nach der Grablegung des Kronprinzen war kein weiterer Besuch gefolgt, und auch Pamiu hatte Memphis gemieden. Er hätte nicht gewusst, mit welchen Worten er Khufu hätte gegenübertreten sollen, denn alles hatte sich verändert. Die Gebete um eine gute Ernte waren nicht erhört worden, Isis hatte weniger Tränen vergossen als in den Jahren zuvor, und so war die Nilschwemme gering geblieben. War Pamiu früher zur Inspektion der Baustelle gegangen, um sich von den Fortschritten und der gewissenhaften Ausführung der Arbeiten zu überzeugen, so tat er dies mittlerweile nur noch, um die Arbeiter zu vertrösten. Die Essensrationen der Männer waren gekürzt worden, sie hatten Hunger, und die Freude an der Arbeit war einem unterschwelligen Groll auf den Pharao und auch auf ihn, Pamiu, gewichen. Erst gestern waren die Vorarbeiter wieder vor ihn getreten und hatten sich über die unzureichende Versorgung beschwert. Pamiu gelang es immer seltener, sie zu beruhigen und zu vertrösten.
Die Arbeiten an Khufus Bauwerk gingen nur schleppend voran, viele der Männer waren krank geworden. Sie litten entweder unter der schlechten Versorgung oder wurden von Krankheiten dahingerafft. Der Unmut stieg, und diese Wendung betraf nicht nur die Pyramidenstadt in Gizeh. Auch Antef wusste von der Wut der Menschen zu berichten. Seine Familie, die sich in Memphis wieder ein notdürftiges Heim geschaffen hatte, berichtete von Unruhen in der Stadt. Khufu hatte die Zahl der Soldaten rund um den Palast verdoppeln lassen, die königliche Familie erschien nur noch selten vor den Augen des Volkes.
Nachrichten aus dem Palast drangen nur spärlich an die Ohren der Menschen. Wenn man den Gerüchten Glauben schenken durfte, so hatte der Pharao tatsächlich seine Schwester Henutsen zur Königin gemacht. Auch ein Sohn, den Khufu Chefren nannte, war dieser Verbindung bereits entsprungen. War es früher Tradition gewesen, die Geburt eines neues Prinzen mit dem Volk zu feiern und zu einem solchen Festtag Bier und Brot zu verteilen, so drang mittlerweile kaum noch etwas als offizielle Verkündigung durch die Palastmauern, und es gab keine Feste mehr. Alles, was aus dem Palast bekannt wurde, verdankte man redseligen Dienern oder Höflingen, die dort verkehrten. So ging auch das Gerücht um, dass es Khufu und seinem Hofstaat weiterhin an nichts fehlte, eine Tatsache, die das Volk noch mehr erzürnte. Pamiu glaubte diesen Gerüchten nur allzu gerne, denn auch seine Güterlisten, die er regelmäßig an den Palast sandte, wurden weder gekürzt, noch traten Verzögerungen bei den Lieferungen ein.
Während Pamiu sich im Garten seines Anwesens im kühlen Wasser des Badeteiches erfrischte, kam Antef eilig auf ihn zugelaufen. Als er endlich vor ihm stand, konnte Pamiu sehen, dass sein Diener in heller Aufregung war. Ohne Anstalten zu machen, aus dem Teich herauszukommen, erteilte Pamiu ihm die Erlaubnis zu sprechen.
„Herr, vor dem Haus wartet eine Frau. Sie lässt sich nicht abweisen, behauptet, die Frau eines Arbeiters zu sein, der krank sei. Sie hat auch einen Säugling dabei. Er scheint mir ebenfalls nicht gesund zu sein.
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