Pamiu Liebling der Goetter
spürte einen Sturm aufkommen, denn von Khufus Gesicht verschwand sofort sämtliche Gelöstheit. „Warum tust du das nur immer wieder? Ich hatte gehofft, es würde besser werden.“
Meritates blickte ihn unglücklich an. „Ja, das hatte ich auch gehofft. Doch du hast dich nicht verändert. Heute habe ich meinen Sohn zu Grabe getragen, und du denkst an einen neuen Thronfolger.“
Seine Miene drückte Verständnislosigkeit aus. „Aber Ägypten braucht einen neuen Thronerben, Meritates. Das weißt du ebenso gut wie ich.“
Ohne Vorwarnung stand Meritates auf und schleuderte ihm ihren gefüllten Becher entgegen. „Ägypten hat einen Thronfolger!“, fuhr sie ihn an, dann lief sie einfach aus dem Bankettsaal.
Pamiu bemerkte, dass einige der Gäste das Geschehen mitverfolgt hatten und tuschelten. Auch Khufu war das nicht verborgen geblieben. Er stand auf und gab Pamiu ein Zeichen, ihm zu folgen.
„Das hätte sie nicht tun dürfen, bei den Göttern, ich kann das nicht dulden.“
Pamiu versuchte seinen Freund zu beruhigen. „Der Tag war schwer für sie, vielleicht solltest du es ihr nachsehen.“
„Was ist nur mit euch allen passiert? Seit wann nimmst du sie in Schutz, Pamiu? Früher habt ihr euch noch nicht einmal eines Blickes gewürdigt, und nun verteidigst du sie.“
Sie hatten sich in Khufus private Räume zurückgezogen, die er zurzeit in Pamius Haus bewohnte. Sofort beim Eintreffen hatte Khufu wieder zum Weinbecher gegriffen. Pamiu hätte dem Pharao am liebsten den Becher aus der Hand genommen, doch natürlich durfte er das nicht.
„Die Gäste haben alles gesehen. Kannst du mir sagen, was ich nun tun soll? Ich will und darf ihr Verhalten nicht einfach so hinnehmen.“
Pamiu spürte, dass er sich in Gefahr begab, wenn er weiter Gegenargumente vorbrachte, und so schwieg er.
„Ich werde Henutsen zur Königin machen. Das wird an Meritates Stellung als Große Königliche Gemahlin nichts ändern. Ich habe Frauen nie verstanden. Sie muss doch einsehen, dass wir an Ägypten denken müssen. Sollte sie mir einen weiteren Sohn schenken, wird er der Thronfolger sein.“
Khufu seufzte und schenkte sich wieder Wein nach. Pamiu überlegte, ob es einen Sinn hatte, ihm erneut gut zuzureden; er hatte es Meritates versprochen. „Immerhin hast du noch einen Prinzen aus königlichem Geblüt.“
„Du sprichst von Djedefre? Du weißt ganz genau, dass ich ihn niemals zum Thronfolger ernennen werde.“
Pamiu beschloss, gegen alle Vernunft noch einmal zu versuchen seinen Freund zu überzeugen. „Mein Prinz, du weißt, ich bin dein Freund. Aber ich bin nach wie vor der Meinung, dass Ägypten zurzeit andere Probleme hat als die Zeugung eines Thronerben. Du bist jung genug, um noch viele Söhne zu haben. Wenn die Ernte dieses Jahr jedoch ausbleibt, wird es eine Hungersnot geben.“
Khufu erhob sich und blickte Pamiu kalt an. „Ich habe dir gesagt, dass ich davon nichts mehr hören will. Ich bin stets großzügig zu dir gewesen. Warum nur wendest du dich gegen mich? Ich sage es dir ein letztes Mal. Solltest du noch mal mit diesem Anliegen vor mich treten, ist unsere Freundschaft beendet.“
Mit diesen Worten beschloss Khufu das Gespräch und wies Pamiu mit einer deutlichen Geste die Tür.
Auf dem Weg zurück in den Bankettsaal sagte sich Pamiu, dass der Pharao die Drohung ernst gemeint hatte. Er konnte sich nicht erinnern, dass Khufu ihm jemals aus seinen Augen verwiesen hatte. Gegen jegliche Vernunft hatte er es versucht, hatte sein Versprechen der Großen Königlichen Gemahlin gegenüber eingelöst. Selbst er vermochte es nicht, den Pharao umzustimmen. Als er den Bankettsaal betrat, bemühte er sich um ein Lächeln, denn die Gäste sollten nicht noch eine Gelegenheit zum Klatsch finden. Der Umstand, dass das Königspaar an diesem Abend nicht mehr erscheinen würde, gab ihnen ohnehin schon Grund dafür. Pamiu ließ sich von einer Sklavin ein neues Gedeck auftragen und aß ohne große Lust. Aber wer wusste schon, wie lange Ägypten noch von einem reich gedeckten Tisch würde speisen können?
Als Pamiu am nächsten Morgen seine Räume verließ, eilten schon Diener und Sklaven durch das ganze Haus. Sie trugen Truhen oder waren damit beschäftigt, diese noch zu füllen. Pamiu suchte sich seinen Weg durch das heillose Durcheinander zu den Gemächern des Pharaos. Die Türen standen weit offen, und auch hier waren Diener damit beschäftigt, Khufus persönliche Sachen zu packen. Pamiu winkte einen der Diener herbei.
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