Pamiu Liebling der Goetter
Wahrheit kenne. Osiris-Khufu war nicht mein Vater, so wie Meritates nicht meine richtige Mutter ist. Meritates hat es mir gesagt, meine Mutter trug den Namen Neferiabet, und ich war die Frucht einer verbotenen Leidenschaft zwischen ihr und dem Obersten Baumeister. Ich habe lange gesucht, um dich zu finden, ich habe viel Gold gebraucht, um die Wahrheit herauszufinden.“
Pamiu fühlte sich in die Enge getrieben. „Und was verlangst du nun? Ist es nicht besser, die Tochter eines Pharaos zu sein, als die eines Bauern?“
Hetepheres sah ihn kalt an. „Das Sendschreiben, das du erhalten hast, kam nicht von Meritates. Ich habe es verfasst. Ich wollte wissen, wer mein Vater ist. Ich wollte den Mann kennen lernen, der damals gegangen ist, ohne mich auch nur einmal gesehen zu haben.“
Pamiu ließ sich auf den Stufen des Thronpodestes nieder und stützte den Kopf in seine Hände. Als er sich etwas gefasst hatte, blickte er seine zornige Tochter an. „Ja, es ist wahr, was du sagst. Alles, was du gesagt hast, entspricht der Wahrheit. Ich bin gegangen, ohne dich einmal angesehen zu haben. Ich dachte damals, dass es besser wäre. Meritates hat dich als ihre Tochter angenommen, und auch der Pharao erklärte sich dazu bereit.“
Sie lachte spöttisch. „O ja, das ist wahr. Meritates war mir eine gute Mutter, obwohl sie selber unter dem Jähzorn des Pharaos zu leiden hatte. Aber vom Pharao hatte ich nichts zu erwarten, ebenso wie Djedefre. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte Chefren den Thron bestiegen und nicht Djedefre, doch Meritates beschloss es anders, sobald er bei seinen Ahnen weilte. Vielleicht verbindet uns deshalb so viel – Djedefre und mich.“
„Was erwartest du von mir, Hetepheres? Dass ich die Jahre ungeschehen mache?“
Sie schüttelte den Kopf, und mit einem Mal schien ihr Zorn verflogen. „Nein. Ich wollte einfach nur wissen, weshalb du meine Mutter damals zum Giftbecher hast greifen lassen.“
„Weil ich machthungrig und selbstsüchtig war. Genau das ist der Grund. Ich habe es oft bereut, sie nicht mehr um Verzeihung bitten zu können für das Unrecht, das ich begangen habe. Ich würde dich gerne um Verzeihung bitten. Aber selbst das wage ich nicht.“
Sie kam näher und setzte sich neben ihn. Wie sehr erinnerte sie ihn an Neferiabet, in ihren feinen Gewändern und den langen schwarzen Haaren. Selbst das Grün ihrer Augen glich dem seiner einstigen Geliebten. Er blickte sie an. „Du ähnelst ihr sehr. Als ich dich sah, dachte ich zuerst, die Vergangenheit hätte mich eingeholt und sie steht vor mir.“
„Hast du sie geliebt?“ In Hetepheres’ Augen lagen unzählige Fragen.
Er nickte. „Ja, das habe ich. Und erst heute weiß ich, dass es so ist.“
„Dann will ich dir verzeihen.“ Sie stand auf und bemühte sich um ein zögerliches Lächeln. „Die Götter wissen, weshalb ich dir verzeihen will, aber es ist so. Ich möchte nicht Osiris-Khufus Zorn in meinem Herzen tragen, wenn ich die hohen Federn der Königsgemahlin erhalte.“
Er stand auf und lächelte ebenfalls. „Ich weiß nun, weshalb ich nach Memphis gekommen bin. Und ich weiß nun, dass ich dir damals hätte in die Augen schauen sollen.“
„Du hast es jetzt getan.“ Sie suchte nach Worten, um ihre Frage zu formulieren. „Wirst du hier bleiben? Ich meine, wirst du nun nach Memphis zurückkehren, nachdem es keinen Grund mehr dafür gibt, die Verbannung aufrechtzuerhalten?“
Aaschu stocherte in dem Essen herum, das ihre Mutter für sie beide zubereitet hatte. Es waren bereits zwei Mondumläufe vergangen, seit ihr Vater nach Memphis aufgebrochen war. Sie blickte ihre Mutter flehend an. „Warum willst du es nicht tun? Warum willst du die Götter nicht befragen, Mutter? Ich weiß, dass sie dir die Wahrheit sagen werden.“
Baket-Geb griff nach der Hand ihrer Tochter. „Weil wir das Schicksal nicht beeinflussen können, auch wenn wir es kennen.“
„Er wird in Memphis bleiben, nicht wahr? Er wird in Memphis bleiben und uns vergessen. Du selbst hast mir erzählt, wie er früher war. Und das, was wir seit frühester Jugend sind, das stirbt nicht. Ein Rest davon bleibt immer in unseren Herzen.“
„In unserer Gesamtheit sind wir so viel, Tochter. Wichtig ist letztendlich nur, was alles zusammen ergibt.“
Aaschu stand auf und warf den Löffel zu Boden. „Warum sprichst du immer in Rätseln, Mutter? Ich will, dass Vater zu uns zurückkehrt.“ Dann rannte sie hinaus.
Baket-Geb seufzte und hob den Löffel auf, den
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