Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)
entlang. Sie waren verputzt, jedoch sehr rau und grobkörnig, wie er feststellen konnte. Der Raum schien beinah quadratisch und relativ klein zu sein. Mit lediglich vier Schritten durchmaß er seinen Aufenthaltsort. Er konzentrierte sich darauf, sich alles so genau wie möglich einzuprägen. Dabei entdeckte Josh weder Schalter, noch Steckdosen. Also würde es, aller Wahrscheinlichkeit nach, auch keine Lampe geben. Es sei denn, jemand bediente sie von außerhalb dieses Raumes. In der linken Ecke, gegenüber der Tür, lag eine Matratze. Darauf musste er vorhin gelegen haben. Er wollte sich lieber nicht vorstellen, wie die wohl bei Tageslicht aussah. Ein muffiger Geruch lag über dem g e samten Raum.
Josh musste dringend pinkeln. Nirgends gab es hier einen Eimer oder etwas ähnliches, geschweige erst eine Toilette. Er zwang sich, nicht darüber nachzudenken, wie es wohl werden würde, wenn sich bei ihm erst andere menschliche Bedürfnisse einstellten.
Oh Gott.
Josh konnte nicht mit Sicherheit nachvollziehen, wie lange er bereits hier war. Die Dunkelheit ließ ihn keinen Tag- und Nachtrhythmus erkennen. Seinem Hungergefühl nach zu schließen, musste er seit Stunden, wenn nicht gar einen ganzen Tag lang hier sein. Es erschien ihm jetzt schon wie eine Ewi g keit.
Lukas! Wo war sein kleiner Junge? Die Angst nagte sich durch jedes seiner inneren Organe. Um nicht vollkommen durchzudrehen, versuchte er, nicht daran zu denken, was mit seinem Sohn passiert sein könnte.
Also los, befahl er sich, überlege, was du tun kannst! Josh tastete erneut die Wände ab, in der Hoffnung, auf irgendeinen Hinweis zu stoßen. Es gab keine Fensteröffnungen und nur eine Tür. Die Tür fühlte sich kalt an, sie schien aus Metall zu sein. Vielleicht eine Brandschutztür, si n nierte er weiter. Metalltüren verursachten lautere Geräusche, wenn man dagegen schlug, als Türen, die aus Holz bestanden. Gut, versuch es! Er hämmerte so fest er konnte. Irgendwann würde ihn ganz sicher jemand hören.
Und wenn nicht?
Panisch hob er seine Fäuste und trommelte verzweifelt gegen das Metall.
Er war bereits seit Stunden hier. Seine Kidnapper schickten sicher eine Lösegeldforderung an seine Familie. Peter würde alle Hebel in Bewegung se t zen. Wenigstens das wusste Josh mit Sicherheit.
Seine Hände schmerzten, also trat er mit den Füßen gegen die Tür. Zw i schendurch hielt er immer wieder inne um zu lauschen.
„Hallo, ist hier jemand?“
Seine lauten Rufe verhallten ohne Antwort.
Er rief so lange, bis der Hals schmerzte und nur noch ein leises Krächzen aus seinem Mund kroch. Dann erstarb auch das.
Kraftlos sank er auf die Knie.
Elizabeths Bild tauchte vor seinem geistigen Auge auf: ihre Lockenmä h ne, die bernsteinfarbenen Augen und ihr freches Grinsen.
„Wo bist du, Lizzy?“, fragte er stumm. „Ich liebe dich“, flüsterten seine tr o ckenen Lippen.
Seine Augen brannten. Waren es die Schweißtropfen, die über seine Stirn liefen oder gar Tränen? Doch was spielte das jetzt für eine Rolle? Er wischte sich über das Gesicht.
Josh beschloss, nach einer kurzen Verschnaufpause weiter zu machen. Irgendwann musste doch jemand auf ihn aufmerksam werden. Wahrscheinlich suchte man bereits nach ihm. Er kannte Liz, die konnte zur Tigerin werden. Flüchtig musste er lächeln. Es ließ sich nun nicht mehr vermeiden, seine Blase schrie nach Erlösung. Josh suchte sich die Ecke, die von der Matratze am weitesten entfernt war.
Elizabeths Gefühle durchlebten an diesem Tag eine Achterbahnfahrt.
Gerade hatte O´Brian ihr Haus verlassen. Sie hätte ihm so gern etwas mit auf den Weg gegeben, etwas Tröstliches. Aber sie konnte es nicht. Ihre eigene Angst und ihr Kummer wogen schwerer. Und doch, er hatte so furchtbar verloren gewirkt, wie er schließlich grußlos aus ihrem Haus verschwunden war. Allerdings nicht, ohne ihr zuvor noch ein Versprechen abgenommen zu haben. Daran wollte sie sich auch halten. Dies zumindest konnte sie für ihn tun.
Minutenlang stand sie wie betäubt. Zu ungeheuerlich war das, was sie soeben von Tyler erfahren hatte. Mit einem Mal spürte Elizabeth, wie neue Energie durch ihren Körper pulsierte. Gerade als sie Don Ingram anrufen wollte, läutete das Telefon und zerriss die morgendliche Stille im Haus.
„Liz, wir haben eine Lösegeldforderung. Ein anonymer Anrufer hat sich g e meldet. Ich bin gleich bei dir.“
Bevor sie noch etwas fragen konnte, hatte Don aufgelegt. Sofort rannte sie nach oben, um
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