Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)
sich in Windeseile anzuziehen und ihre Morgentoilette zu verrichten. Tatsächlich brauchte Don nicht lange. Er erklärte ihr ruhig die neuesten Ergebnisse. Sein Büro arbeitete gut mit dem FBI zusammen. Eine Überprüfung hatte ergeben, dass in Joshs Wagen einfach nur die Batterie ihren Geist aufgegeben hatte. „Solche Dinge kann niemand voraus ahnen und der Täter hat wohl auch nicht damit g e rechnet“, meinte Don.
Elizabeth begriff, dass der Sheriff ebenfalls über gewisse Ungereimtheiten gestolpert war. Wahrscheinlich auch das FBI, denn warum sonst hatte jemand Joshs Wagen kriminaltechnisch untersucht, wo er ihn ja an besagtem Tag gar nicht benutzt hatte.
Don berichtete unterdessen weiter: „Früh am Morgen ging im Büro des Sheriffs ein anonymer Anruf ein. Die Stimme war sofort auf Band aufgenommen worden. Die Kriminaltechniker des FBI kümmerten sich bereits darum. Die Forderung belief sich auf fünfzigta u send Dollar.“
Elizabeth blinzelte ihn verblüfft an.
Don erriet ihre Gedanken sofort. „Ja, nicht wahr? Wenn man bedenkt, wie vermögend Josh ist, ist es eine lächerliche Summe. Hier sind keine Profis am Werk. Ich meine, entweder ist die Lösegeldforderung lediglich ein Gag, von jemanden, der etwas zu viel Langeweile hat, oder aber es handelt sich um einen mehr oder weniger einfältigen Trittbrettfahrer.“
Peter Tanner betrat in diesem Augenblick die Küche. „Sheriff, ich beso r ge das Geld. Ich will, dass Sie dieser Sache sofort nachgehen.“
„Seien Sie versichert, dass die Leute vom FBI alles tun werden.“
Nur wenige Minuten später verließ ihr Schwiegervater das Haus und machte sich auf den Weg zur Bank. Ein Deputy in zivil begleitete ihn.
In drei Stunden sollte die Geldübergabe stattfinden. Die Summe sollte in einer Papiertüte, in einem bestimmten Abfallkorb des Einkaufscenters hinte r legt werden.
Liz wollte dabei sein, doch Don lehnte kategorisch ab. Olivia stürmte in die Küche. Sie bombardierte den Sheriff mit aufgebrachten Fragen.
„Ich habe noch etwas mit dir zu besprechen“, unterbrach Elizabeth die beiden und wandte sich an Don. „Allein“, fügte sie unmissverständlich hinzu. Sie wies ihm den Weg zum Arbeitszimmer.
Da Olivia nun neue Hoffnung geschöpft hatte, kümmerte sie sich lieb e voll um ihren Enkel.
Don hörte Elizabeth kommentarlos zu. Er unterbrach sie kein einziges Mal. Aus der Küche drang undeutlich vergnügtes Kindergequietsche zu ihnen durch.
Als er aus dem Haus trat, um in seinen Streifenwagen zu steigen, kreisten seine Gedanken unaufhörlich um das, was Elizabeth ihm berichtet hatte. Sie würde auf alle Fälle mit den FBI Beamten reden müssen. Es schien ganz so, als handelte es sich um klassische Anzeichen von Stalking. Der Täter bedrohte sein Opfer, machte ihm Angst. Oftmals wurde man monatelang verfolgt. Schlimmstenfalls kam es, ebenfalls wie hier, zu gefährlichen Anschlägen. Bei O´Brian passte alles zusammen, stellte Don jetzt fest. Warum war er nur nicht schon früher darauf gekommen? Weshalb zum Teufel, hatte O´Brian auch so lange geschwiegen? Wenn er ehrlich war, konnte Don sich diese Frage selbst beantworten. O´Brian wollte nicht, dass etwas so Privates ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt wurde. Das war nur allzu ve r ständlich.
Don fühlte sich etwas unbehaglich. Statt sich darauf einzuschießen, den Rockstar in irgendwelche illegalen Drogengeschäfte verwickelt zu sehen, hätte er nur richtig die Augen aufmachen müssen. Die Fakten waren alle greifbar gewesen und hatten sich die ganze Zeit direkt vor seiner Nase befunden. Doch er hatte sie in den falschen Zusammenhang gebracht. Vorurteile und Eifersucht machten aus einem Mann einen Idioten. Wenn er in seinem Job halbwegs objektiv sein wollte, konnte er sich solche Marotten nicht mehr länger leisten, stel l te er selbstkritisch fest.
Marc Cumberland war ruhelos. Er tigerte durch sein Büro und war kaum in der Lage, einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Im Grunde genommen war es sinnlos, dass er hier heute Morgen aufgetaucht war. In den Büroräumen von Tanner & Cumberland Construction fühlte er sich Joshua jedoch näher verbunden, als sonst irgendwo auf der Welt. Alles hier erinnerte ihn an seinen Freund. An diesem Tag sah es aus wie immer. So, als wäre Josh nur mal eben kurz weg gegangen. Marc seufzte leise. Er hatte unmöglich zuhause bleiben können, denn da war Amy. Amy, die ihn immer seltener verstand. Es lag nicht unbedingt an ihr, über diese Tatsache war
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