Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)
hatte. ANGOLA bot als einziger Knast in den USA den Häftlingen die Mö g lichkeit, einen College - Abschluss zu absolvieren. Die Inhaftierten konnten außerdem an Kursen teilnehmen, in denen sie lernten, bessere Väter zu sein.
Benedict und Pellman hatten sowohl mit dem Leiter der Einrichtung, als auch mit einigen Wärtern gesprochen. Außerdem hatten sie sich die Akte von Tyler James Carmichael geben lassen. Erica Pellman hatte daraufhin a l les kopiert.
Sie saßen jetzt nebeneinander im klimatisierten Dienstwagen.
„Mein Gott, wenn man siebzehn Jahre alt ist, sollte man sich ein bisschen austoben und herum albern, und nicht in einem Gefängnis landen. Hast du die riesigen Felder gesehen? Laut Akte war Carmichael zur Feldarbeit eing e teilt - zehn lange Jahre“, sinnierte Erica.
Benedict zog die Braue hoch. Sein Mund verzog sich zu einem zynischen Grinsen.
„Was ist?“, hakte sie nach. „Ich kann mir denken, welche Gedanken dir im Hirn herum spuken. Du bist ein eingefleischter Chauvinist, Benedict.“
„Ja - und trotzdem habe ich recht“, spöttelte er.
Sie seufzte genervt und fühlte sich ertappt. „Der Typ ist nun mal süß. Ich stehe auf seine Musik - sie ist sexy.“
Benedict stieß ein glucksendes Lachen aus. „Also, auf geht´s! Hier ist das Haus.“
Als er die Wagentür öffnete traf sie die schwüle Hitze wie ein Faustschlag. Erica dachte flüchtig daran, wie jemand bei dieser Hitze acht Stunden auf dem Feld arbeiten sollte. Dann schob sie den Gedanken rasch beiseite. Sie musste sich jetzt auf ihren Job konzentrieren.
Auf ihr Klingeln hin erschien eine Frau an der Haustür. „Wir möchten zu Trudy Rowland. FBI - Agent Benedict und Agent Pellman.“
„Meine Mutter ist sehr krank. Ich habe sie nach Hause geholt, weil es ihr Wunsch war, daheim zu sterben.“
„Es tut mir sehr leid“, sagte Benedict sanft. „Wir ermitteln in einer Kidnapping Sache und würden Ihrer Mutter gern ein paar Fragen zu einem ehemal i gen Häftling stellen.“
„Oh, meine Mutter arbeitet schon lange nicht mehr im Strafvollzug.“ Die Frau sah sie an. An den Mienen der Beamten ließ sich jedoch nichts a b lesen. „Schön, ich werde meine Mutter fragen. Warten Sie hier, bitte!“
Mindy führte die beiden schließlich in ein angenehm temperiertes Wohnzimmer. Die Vorhänge waren halb zugezogen. Trudy Rowland saß in einem Sessel. Sie trug ein Kopftuch, dunkle Schatten lagen unter ihren Augen und ihre Wangen waren blass und eingefallen. Mindy hatte nicht übertrieben, als sie davon sprach, dass ihre Mutter sehr krank war. In Trudys Körper grassierte seit Jahren der Krebs und lauerte nun auf seinen endgültigen Sieg.
„Mindy, hast du unseren Gästen denn nichts zu trinken angeboten?“
„Das sind keine Gäste, Mom.“
„Oh, in meinem Zustand empfinde ich jeden als Gast. Setzen Sie sich doch! Mindy, ich komme schon zurecht. Wie kann ich Ihnen denn helfen?“ Trudy lächelte schwach.
„Es geht um Tyler James Carmichael, Mrs. Rowland.“ Da sie nichts weiter sagte, fuhr Benedict fort: „Wir kommen gerade aus ANGOLA und haben dort mit einigen ihrer ehemaligen Kollegen gesprochen. Jemand sagte uns, dass Sie ihn wahrscheinlich besser kannten, als sonst i r gendwer.“
„Vielleicht ist das so. Tyler konnte man nur kennen, so weit er es zuließ. Er war sehr distanziert und verschlossen, als er nach ANGOLA kam. Zwar waren das die meisten der Inhaftierten, doch er war anders, von Anfang an. Hat er was angestellt? Er ist doch jetzt ein großer Rockstar, hat sich einen and e ren Namen zugelegt.“
„Jemand setzt ihn gehörig unter Druck - mit allen möglichen Mitteln. Der Typ ging sogar so weit, dass er Tyler entführen wollte. Stattdessen saß j e mand anderer in seinem Wagen.“
„Verstehe. Sie wollen von mir wissen, wie viele es in ANGOLA auf ihn a b gesehen hatten.“
Benedict nickte kurz.
„Nun, das ist schwer zu sagen“, fuhr sie daraufhin fort. „Er war ein hübscher Junge. Ich habe ihn oft genug vor heiklen Situationen bewahrt. Jedenfalls so gut das im Rahmen meiner Möglichkeiten ging. Tyler verhielt sich unauffällig, machte seine Arbeit, tat, was man ihm sagte. Er lernte seine Lektionen rasch.“
„Welche Lektionen?“, hakte Erica Pellman nach.
„Das Übliche, was die Häftlinge ihm beibrachten. Wie bei allen Neuen. So läuft das nun mal: Mach besser was wir dir sagen und vergiss, wo du herkommst! In gewisser Weise erziehen sie sich gegenseitig. Anfangs fürchtete ich, Tyler würde
Weitere Kostenlose Bücher