Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)
konnten. Nun, ich wollte keinen Penny davon anrühren. Schließlich hatte ich meinen Stolz. Also suchte ich nach einem lukrativen Einkommen. Ich fand es bei der örtlichen Samenbank. Zunächst musste ich eine Menge Papierkram erl e digen. Es war ein an die fünfzehn Seiten langer Fragebogen auszufüllen. Irgendwann konnte ich mich in die kleine Kabine begeben. Da warteten ein paar nette Hochglanzprospekte auf mich.“
„Wusstest du davon?“, hakte Elizabeth entgeistert bei ihrem Mann nach.
„Allerdings.“
„Du hast dir so dein ganzes Studium finanziert?“ Charlotte schaute ziemlich pikiert drein.
Marc nickte nur grinsend.
„Nun, da bekommt das Wort Finanzspritze doch eine gänzlich neue Bede u tung.“ Elizabeth lachte fröhlich.
„Ich könnte das nicht“, überlegte Tyler und sprach ungewollt seinen Geda n ken laut aus.
„Wieso?“, wollte Marc wissen. „Ist was mit deiner rechten Hand nicht in Ordnung?“
Charlotte verschluckte sich hustend, während Tylers Wangen sich verfärbten. Sogar Don konnte sich sein Grinsen nicht verkneifen, als er von seinem Bier trank.
„Ich ... also ... ich meinte das anders“, stotterte Tyler verlegen.
„Ich weiß genau, was du meinst.“ Kam Josh ihm zu Hilfe. „Du siehst, wir alle haben bereits genug angestellt in unserem Leben. Unter Freunden veru r teilt niemand den anderen. Du gehörst zu uns, Tyler.“
29. Kapitel
Am Freitagabend genoss Charly die Ruhe der sich ausbreitenden Wochenendstimmung und machte sich ein wenig nützlich. Sie goss die Blumen auf der Veranda: Geranien, Verbenen, Begonien. Es duftete süß und schwer und sie konnte sogar eine Spur Vanille herausfiltern.
„Hallo Charlotte“, sagte jemand hinter ihr. Sie erkannte diese Stimme sofort - hatte jahrelang darauf gehofft, sie zu hören. Die Gießkanne entglitt ihren Händen und fiel mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden. Das Wasser ergoss sich über ihre Füße. Sie nahm es kaum wahr und war unfähig, sich zu bewegen. Es schien beinah, als wären ihre Füße mit den Bodenbrettern der Veranda verwachsen. Er war gekommen, er war ta t sächlich gekommen. Oh mein Gott.
„Habe ich dich erschreckt? Das wollte ich nicht, tut mir leid.“
Erst jetzt wandte sie sich langsam um und schaute in das Gesicht ihres Großvaters – so wie er in jüngeren Jahren aussah.
Nathan Svenson sah in die Augen seiner Tochter und suchte nach winz i gen Spuren des kleinen Mädchens, das sie einmal gewesen war.
„Du ... du hast nicht noch mal angerufen. Ich ... ich dachte nicht ...“, stotterte Charly.
„Es schien mir leichter so ...“ Nathan beendete den Satz nicht. Er schaute die junge Frau vor sich an und konnte nicht fassen, wie viele Jahre i n zwischen unwiderruflich vorbei waren.
„Äh, hast du schon zu Abend gegessen?“, fasste sich Charlotte als erste.
„Im Flugzeug, ja. Aber es war grauenhaft.“
„Dann komm mit ins Haus!“
Elvira Thomas stapelte die restlichen Schüsseln und Servierplatten in e i nen großen Korb.
„Ich bringe das selbst zu den Tanners, danke“, sagte Tyler und schnappte sich alles.
Hinter dem Haus seiner Nachbarn hörte er lustiges Kindergequietsche und Joshuas Lachen. Tyler lächelte, es ging ihm merkwürdigerweise seit der Party etwas besser. Er hätte nie für möglich gehalten, wie gut es tat, wirkliche Freunde zu haben. Sie akzeptierten ihn in ihrer Mitte und sie stellten keine Fragen, die er noch nicht bereit war zu beantworten. Auch Don Ingram gab sich Mühe und das rechnete Tyler dem Mann hoch an. Mit Ryan würde die Sache schon schwieriger werden. Sie hatten gestern Nachmittag zusammen geangelt. Doch es herrschte eine gewisse Spannung zwischen ihnen. Der Junge konnte schlecht verbergen, dass er lediglich so tat, als wäre noch alles beim alten. Sie mussten dringend reden.
Tyler klopfte an die Haustür.
„Hallo, komm rein! Ach, an die Sachen habe ich gar nicht mehr gedacht. Bist du so nett und stellst mir den Korb auf den Küchentisch?“
Elizabeth zuckerte Früchte ein und verrührte sie mit Joghurt. Sie musterte Tyler von der Seite. „Ich ... ich wollte dir noch mal sagen, wie leid mir das mit deiner Nase tut. Ich ...“
„Liz, es ist erledigt.“
Sie nickte und blies sich die Locken aus dem Gesicht. „Die Hitze ist beinah unerträglich. Dir scheint das kaum was auszumachen. Ein Südstaatler wird eben doch nicht zum Yankee.“ Nach einer Pause fügte sie hinzu: „Und sonst? Geht´s dir gut? Kommst du einigerm a ßen
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