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Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)

Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)

Titel: Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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bestimmt, überlegte er. Tyler folgte Bertha in den Röntgenraum, wo sie ihm eine Bleischürze umhing und den kleinen Film in seinem Mund positionierte. Sein Wür g reflex meldete sich bedenklich.
    „Ich weiß, es ist ein bisschen arg weit hinten.“ Bertha lächelte verständni s voll.
    Kaum fünf Minuten später hielt Charlotte die Aufnahme in das Licht.
    „Da, sehen Sie nur!“ Sie deutete mit der spitzen Sonde auf eine dunkle Stelle an der Zahnwurzel. „Von oben ist der Zahn völlig intakt. Aber hier haben wir eine weit ausgebreitete Wurzelkaries. Es hat sich sogar schon ein Abszess gebildet, deshalb die Schwellung Ihrer Wa n ge.“
    „Was heißt das?“ Tyler bemerkte, dass sich seine Augen genau in Höhe ihrer Brüste befanden. Diese Tatsache ließ den Moment für ihn merkwürdig unr e al erscheinen.
    „Es hat sich bereits Eiter angesammelt, die Weichteile sind entzündet. Ich kann folgendes tun“, erklärte sie ihm. „Die langsamere meiner Methoden ist, einen kleinen Schnitt zu setzten, so dass Eiter und Wundsekret ablaufen können und Ihre Wange dadurch wieder abschwillt.“
    „Einen Schnitt“, echote er.
    „Ja, um den Zahn in ein oder zwei Tagen ziehen zu können. Oder aber, ich ziehe den Zahn sofort. Dann kann Eiter über diese Öffnung entwe i chen. Die Heilung verläuft rascher.“
    „Ich verstehe, der Zahn ist in jedem Fall nicht mehr zu retten.“
    „Nein, tut mir leid.“
    „Ich habe in zwei Tagen einen wichtigen Fototermin“,  überlegte Tyler laut. „Bis dahin muss mein Gesicht wieder halbwegs in Ordnung sein. Dann wäre es wahrscheinlich besser, den Zahn sofort zu ziehen. Um ehrlich zu sein, die Sache mit dem Schnitt gefällt mir nicht sonderlich.“
    Charlotte verkniff sich angesichts seiner letzten Worte ein Lächeln. Er sah zutiefst resigniert aus und absolut nichts erinnerte mehr an einen Rock and Roll Rebellen.
    „Ich würde es vorziehen zu schneiden. Es ist sanfter.“ Versuchte sie ihm verständlich zu machen.
    „Sanfter - schneiden?“ Tyler sah sie an, als hätte sie den Verstand verl o ren.
    Charlotte nickte jedoch nur.
    „Ich will, dass Sie den Zahn jetzt gleich ziehen, wenn es denn schon sein muss.“
    „Schön, wie Sie wollen.“
    Bertha hatte bereits das Lidocain in eine alte Injektionsspritze aus Glas aufgezogen, setzte jetzt eine Kanüle darauf und reichte sie Charlotte. Vorher ließ Charly ihren Patienten jedoch eine Einverständniserkl ä rung unterschreiben. Bertha legte ihm eine blütenweiße Serviette um, l a gerte seinen Kopf ordnungsgemäß zurück auf die Nackenstütze und legte ihm beruhigend die Hände auf.
    Er sah den großen Glasgriff der Spritze in Charlottes Hand und schluc k te.
    Erst als sie näher an ihn heran trat, bemerkte sie seine Alkoholfahne. Sie schüttelte missbilligend den Kopf.
    „Wie viel von dem Zeug haben Sie zu sich genommen? Ich dachte, Sie tri n ken nicht.“
    „Das tue ich auch nicht. Bis auf einen Schluck habe ich nur meinen Mund damit ausgespült. Es erwies sich allerdings als sinnlos.“
    Charly schürzte die Lippen. Tyler konnte ihr ansehen, dass sie ihm keine s wegs glaubte.
    Die Nadel kam näher, er öffnete artig den Mund, kniff aber vorsichtshalber die Augen zu. Berthas Finger strichen sanft über sein Gesicht. Er spürte kaum den Einstich und entspannte sich etwas.
    Charlotte ließ dem Anästhetikum Zeit zu wirken und suchte im Schrank nach den notwendigen Instrumenten: einen geraden Hebel, die Weisheitszahnzange und Tupfer. Sie legte alles auf den Schwebetisch. Dann testete sie kurz die Tiefe der Betäubung und stach die Sonde in sein Zahnfleisch. Er reagierte nicht. Gut, offenbar wirkte das Lidocain dort. Das Mittel konnte bei diesem Entzündungsherd nicht bis zum  Knochen vordringen, das wusste sie genau. Umso mehr hoffte sie, dass es schnell vorbei sein würde. Mit dem Hebel begann sie schließlich damit, das Zahnfleisch um den Zahn zu lösen und somit die Verbindung zwischen den Fasern und dem Knochenfach zu trennen. Beim Hebeln reagierte ihr Patient. Sie bemerkte es allerdings nur daran, dass sich seine Hände um die Armstützen klammerten. Charly legte jetzt die Zange an und führte leichte Drehbewegungen aus. Als ein hässliches Knirschen erklang, öf f nete Tyler alarmiert die Augen.
    Was ist?, schien er fragen zu wollen, blieb jedoch stumm.
    Trotzdem gab sie eine kurze Erklärung ab. „Keine Angst, die Krone ist frakturiert - äh abgebrochen. Bertha, ich brauche mehr Tupfer und ein Bajonett.“
    Bajonett -

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