Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)
Heim trüben.
„Also, auf geht’s! Mit ein bisschen Farbe wird der Raum hier gleich ganz anders aussehen. Hilfst du mir?“
Norman bemerkte, wie Tyler über das ganze Gesicht strahlte. Er erinnerte sich kaum daran, ihn jemals so glücklich erlebt zu haben. „Was bleibt mir anderes übrig“, brachte er dennoch brummend hervor.
Sie befreiten zunächst Wände und Fußboden von Spinnweben und Schmutz. Anschließend versahen sie alles mit einem frischen Anstrich. Tyler sang während der Arbeit und Norman pfiff die Melodie. Er hätte um nichts auf der Welt zugegeben, wie viel Spaß ihm die körperliche Betätigung machte. Tyler ließ sich allerdings nicht so leicht täuschen. Er nahm das fröhliche Aufblitzen in den Augen, hinter den Brillengläsern seines Managers, sehr wohl wahr.
Am frühen Nachmittag wurde Tylers Hochstimmung durch ein neuerliches Aufflackern der Zahnschmerzen getrübt. Er schluckte eine we i tere Tablette. Dieses Mal blieb ein dumpfer Druck zurück.
Sie machten sich daran, den Teil der Scheune auszufegen, der früher als Stall genutzt worden war. Gleich in der ersten Pferdebox stellte Tyler die Chemietoilette auf. Nebenbei entdeckte er gut erhaltene Werkzeuge und Gartengeräte. Die Schwengelpumpe auf dem Hof funktionierte noch, es musste nur erst einmal Wasser angesaugt werden, da sie lange nicht benutzt worden war. Nach der ersten braunen Brühe die spärlich heraus floss, kam jetzt ein annehmbarer Wasse r strahl.
Norman verspeiste bereits genüsslich die mitgebrachten Sandwiches. „Mach mal ´ne Pause und iss etwas!“, forderte er Tyler auf.
Der setzte sich zwar gehorsam auf den Campingstuhl, rieb sich aber abw e send seine Wange.
„Die Tablette hat wohl nichts ausrichten können?“, erkundigte sich Norman mitfühlend.
„Schon, aber ...“
Norman zog aus den Lebensmittelvorräten eine Whiskyflasche hervor und reichte sie ihm. „Ist zwar eine elende Verschwendung, wenn du mich fragst, aber im Notfall bleibt einem oft nichts anderes übrig. Spül kräftig deinen Mund damit aus! Vielleicht hilft es ja.“
Wenig überzeugt verzog Tyler das Gesicht, nahm dennoch den Vorschlag an. Er spülte mehrmals kräftig. Seine gesamte Mundhöhle fühlte sich heiß an. Um sich abzulenken nahm er ein kleines Notizheft zur Hand und hielt darin fest, was als nächstes erledigt werden musste. Oberste Priorität besaßen Wasser- und Stromleitungen, sowie ein Notstromaggregat. Schließlich konnte man nie wissen. Weiterhin musste er das Zimmer möblieren. Er brauchte ein Bett und einen Schrank und natürlich eine Lampe. Eine kleine Musikanlage wäre nicht schlecht. Ohne Musik die Tage zu verbringen, war einfach undenkbar für ihn. Er würde sich bei den Örtlichkeiten anmelden müssen, veranlassen, dass seine Post her gebracht und der Müll abgefahren wurde. Sein kleines, gemietetes Apartment in New York würde er auflösen. Dort hatte er ohnehin nur e i nen Teil seiner Garderobe untergebracht. Er hatte nie viel für sich pe r sönlich gebraucht. Das würde wohl von jetzt an anders werden. Doch schließlich verdiente er genug Geld.
Als es Abend wurde, verabschiedete sich Norman um ins Hotel zu fahren. Tyler nahm ein Bad im Meer. Anschließend rasierte er sich am Außenspiegel seines Pick ups, was sich als ziemlich umständlich heraus stellte. Auch das würde er in Zukunft anders regeln. Er fragte sich kurz, wie viele seiner Tätigkeiten dies noch betreffen würde.
Das Hämmern in seinem Kiefer wurde schlimmer. Was ihn dazu veranlasste, eine weitere Tablette zu schlucken. Nur zur Sicherheit für die Nacht, schob er gleich noch eine zweite hinterher. Anschließend spülte er mit einem großen Schluck Whisky seinen Mund aus, ohne jedoch den edlen Tropfen zu schlucken. Was tatsächlich eine Verschwendung war, wie er feststellte, als er auf das Preisetikett blinzelte. Nach Abendessen stand ihm absolut nicht der Sinn. Er kramte in den Sachen nach der T a schenlampe und nahm sich das Buch, das er im Supermarkt eingepackt hatte. Tyler entfernte vorsichtig und geübt seine Kontaktlinsen und rieb sich die Augen. Die Schriftgröße in seinem Buch kam ihm jetzt winzig vor und er hegte fast den Verdacht, dass die verdammten Zahnschmerzen sogar seine Sehkraft beeinträchtigten. Resigniert stand er auf und suchte in der Tasche nach se i ner Brille.
„Na bitte, geht doch“, murmelte er dabei leise zu sich selbst. Er konnte einfach nicht begreifen, warum Norman ihm strikt verbot in der Öffentlichkeit seine Brille
Weitere Kostenlose Bücher