Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)
Wa n gen verfärbten sich gerade dunkelrot.
„Mhm - ´tschuldigung.“ Sie riss sich ihren bunten gehäkelten Somme r hut vom Kopf.
„Mein Name ist Anna. Anna Foley und ich bin ausgebildete Zahnarzthelferin. Am Hafen unten sah ich Ihren Aushang und dachte bei mir, ich frage rasch nach. Das kann ja nie schaden.“
„Richtig.“
„Ähm - ja, also am Hafen ...“
„Das sagten Sie bereits“, unterbrach Charlotte sie jetzt.
Die Frau sprach mit einem eigenartigen, harten Akzent und war, gottlob, genau so klein wie sie selbst. Was in gewisser Weise bereits für sie sprach.
„Woher kommen Sie, Miss Foley?“
„Aus Irland. Ich bin seit vier Monaten in den Staaten und mein Visum läuft langsam ab. Deshalb brauche ich dringend einen Job, wenn Sie verstehen.“
Das tat Charly zwar nicht ganz, aber es war ihr egal. Alles was sie real i sierte war, dass Anna die richtige berufliche Qualifikation besaß.
„Ich bin daran interessiert, die Stelle längerfristig zu besetzen“, stellte sie nun klar.
„Mir geht es genauso, glauben Sie mir. Hier sind meine Zeugnisse.“ Sie kramte bereits in ihrem Rucksack herum, der ebenso selbst gehäkelt schien wie der knallbunte Sommerhut.
Anna reichte der blonden Frau die Unterlagen. Sie nahm ganz einfach an, dass es sich bei ihr um die Chefin handelte. Um den Mund herum konnte sie einen gebieterischen Zug ausmachen. Zwar wirkte sie viel jünger als die andere Frau, doch alle hatten offenbar vergessen, sich einander ordnungsgemäß vorzustellen. Anna ließ es einfach drauf ankommen. Ein Wesenszug, von dem sie in den letzten vier Monaten oft genug hatte Gebrauch machen müssen. Vielleicht endete ja ihre anhaltende Pechsträhne mit dem heutigen Tag. Vor einem Jahr, auf den Tag genau, hatte sich Anna unsterblich in einen amerikanischen Collegelehrer ve r liebt. Er weilte damals zu Weiterbildungszwecken in Irland. Sie bega n nen eine stürmische Affäre und Anna hatte sich die Augen aus dem Kopf geheult, als er wieder nach Hause geflogen war.
„Komm einfach mit Anna! Lass uns zusammen bleiben!“, hatte er ihr beim Abschied vorgeschlagen. Sie hatte ihn durch den Tränenschleier hindurch angestarrt und in der gleichen Sekunde einen Entschluss gefasst. So hatte sie alle ihre Angelegenheiten erledigt und natürlich heftige Vorwürfe von ihren Eltern geerntet. Doch sie ließ sich nicht mehr davon abbringen und war schließlich in ein Flugzeug gestiegen. Sie war direkt von Dublin nach Amerika aufgebrochen. Noch während sie ihren Eltern zugewunken hatte, wurde ihr klar, dass es an der Zeit war, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Immer wieder während des Fluges hatte sie sich vergewissert, dass sich der kleine Notizzettel noch in ihrer Jea n stasche befand. Der Zettel, auf den sie die Adresse des Mannes gekritzelt hatte, dem sie nun hinterher flog. Bereits bei dem Gedanken daran, hatte ihr Herz heftig zu schlagen begonnen. Leider musste sie kurz darauf e r fahren, dass er drei Tage, bevor Anna in Amerika von Bord ging, seine Jugendliebe geheiratet hatte. Ihm war angeblich aufgegangen, wie sehr er die andere liebte, hatte er versucht ihr zu erklären. Seitdem tingelte Anna von Stadt zu Stadt und hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wa s ser. Heute war sie völlig frustriert und entmutigt in St. Elwine gelandet. Der fröhliche Hafen hatte sofort ihre Aufmerksamkeit geweckt. Sie hatte ein Abbild des heiligen Patrick entdeckt, dem Schutzpatron Irlands. A n na verstand es als ein Zeichen des Himmels. Bereits kurze Zeit später, fiel ihr Dr. Svensons Aushang auf. So schnell sie konnte, war sie darau f hin zu der angegebenen Adresse gehastet in der Hoffnung, nur ja nicht wieder zu spät zu kommen.
Charlotte blätterte die Zeugnisse durch und hob den Kopf. „Also, gut, ich stelle Sie ein.“
Annas Gesicht begann zu strahlen. Ihre riesigen, braunen Augen blitzten fröhlich.
„Haben Sie schon eine Unterkunft?“, wollte Janet wissen.
Wie auf ein Kommando hin sackten Annas Schultern wieder nach unten. „Gibt es hier eine billige Pension, oder so?“ Ihre Finger bohrten sich in die Maschen ihres Häkelrucksacks. „Da wäre noch etwas“, murmelte sie undeutlich. „Ich bräuchte einen klitzekleinen Vorschuss. Keine große Summe“, wie sie rasch hinzufügte. „Ich besitze nur noch zwei Dollar.“ Bekümmert senkte sie ihre ohnehin schon tiefe Stimme.
„Moment mal, mir fällt gerade etwas ein.“ Charlotte glaubte sich zu erinnern, dass Bonny Sue Parker etwas von einer
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