Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)
hinein gelegt. Soll ich beim Ausladen helfen? Mit einer Hand könnte es vielleicht ein wenig schwierig werden.“ Er deutete auf den Verband.
„Danke, das wäre sehr nett.“
„Hoffentlich hat es Sie nicht allzu sehr erwischt. Die Hand hat mächtig g e blutet.“
„Nur halb so schlimm, Sheriff.“
„Oh, verzeihen Sie! Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Don Ingram, Sheriff von St. Elwine.” Er lächelte sie freundlich an.
Sein Gesicht wirkte jungenhaft und er besaß die blauesten Augen, die sie je gesehen hatte. Die Uniform saß tadellos an seinem schlanken, fast ein wenig schlaksigen Körper. Natürlich musste sie, wie zu fast allen erwachsenen Menschen, aufschauen, um seinem Blick zu b e gegnen.
„Wie ich hörte, übernehmen Sie die Praxis des alten Doc.“
„Hier spricht sich wohl schnell etwas rum?“
„Sehr schnell. Das ist aber nicht unbedingt schlecht. So ist das einfach, wenn jeder jeden kennt. Und ich kann rasch eingreifen, wenn es mal brenzlig wird.“
„Geschieht das oft?“, wollte Charlotte lächelnd wissen.
„Zum Glück nicht. Wohin soll ich Ihre Sachen bringen?“
Sie zeigte es ihm. Als er alles verstaut hatte, lenkte er ihren Wagen in die Garage und übergab ihr die Autoschlüssel.
„Hier ist meine Karte, falls Sie mal meine Hilfe brauchen. Das Büro fi n den Sie in der Main - Street, direkt neben der Bank.“
„Wie praktisch“, rief Charlotte erheitert. „Ich wette, hier gab es noch nie e i nen Banküberfall.“
„So ist es.“ Dann gab er ihr die Hand. „Wir sehen uns sicher.“
Da es ein herrlicher Tag war, beschloss sie, am Nachmittag einen Spaziergang zu machen und Janet Carter aufzusuchen. Sie stand vor einem alten, zweistöckigen Haus, das vor nicht allzu langer Zeit einen frischen Anstrich erhalten hatte. Als sie läutete, erklang das laute Bellen eines Hundes. Ein gewisses Unbehagen erwachte in Charlotte. Sie mochte Tiere nicht sonderlich. Als eine ältere Frau die Tür öffnete, schoss ein gr o ßes, braunes Knäuel an ihr vorbei.
„Bobby“, rief die Frau sichtlich gereizt. „Er kann einfach nicht hören, en t schuldigen Sie. Bobby, komm sofort zu Frauchen!“
In ihrem Rücken erschien eine jüngere Frau, die der älteren sehr ähnlichsah. Die pfiff einmal kurz und durchdringend. Zumindest blieb Bobby stehen und wandte sich zu ihnen um. Sein Gesichtsausdruck verblüffte Charlotte. Er schien tatsächlich zu überlegen „Mach ich´s, mach ich´s nicht?“ Dann hob er den Kopf und trottete schließlich schwanzw e delnd, aber gemächlichen Schrittes, zurück.
Charlotte nannte ihren Namen und wurde herein gebeten. Sie setzten sich in den Garten unter einen großen Kirschbaum. Zwei Katzen tobten miteinander und eine weitere, ein dickes, scheinbar recht altes Tier, sah ihnen dabei gelangweilt zu. Sie miaute kurz und blinzelte schließlich. Bobby schoss an ihnen vorbei und scharrte mit den Pfoten in der Erde. Das Ziel seiner aufgebrachten Jagd blieb Charlotte jedoch unklar.
Als die ältere Frau sich erhob, fing Charly nur einige Wortfetzen auf. Sie schien irgendwas mit Hühnern gesagt zu haben und verschwand in einem Schuppen.
„Sie leben hier ja fast wie auf dem Lande.“
Janet musterte Charlotte kurz und lächelte dann. „Am Anfang hatten wir nur eine Katze. Dann brachte meine Tochter einen unwiderstehlichen Welpen an und ...“ Sie hob kurz die Schultern und schaute ihr vielsagend ins Gesicht. „Die Hühner gehören allerdings meiner Mutter. Sie schwört auf Frühstück s eier aus eigener Herkunft.“
Als eine der Katzen Charlotte um die Beine strich, richtete sie sich stocksteif auf. Sie hasste solche Berührungen von Fell auf ihrer nackten Haut. Janet schien ihr Unbehagen zu bemerken, griff dem Tier in den Nacken und hob es auf ihren Schoß. Mit den Händen fuhr sie streichelnd durch das dichte, seidig glänzende Fell. Abwartend betrachtete sie Charlotte.
Während Charlys Schilderungen nickte sie hin und wieder, ohne mit dem Liebkosen des Tieres inne zu halten.
„Das ist natürlich eine Überraschung. Wie kommen Sie ausgerechnet auf mich?“
„Bertha“, murmelte Charlotte vielsagend.
„Klar, die gute Seele.“ Sie schien kurz zu zögern, ehe sie fortfuhr. „Sie sa g ten, die Praxis wird völlig neu eingerichtet und renoviert?“
„Hell, luftig, lichtdurchlässig, ja.“ Sie führte ihr die Raumeinteilung vor A u gen.
Janet nickte bedächtig. „Wer arbeitet noch dort? Mit nur einer Helferin ist das kaum zu schaffen.“
„Ich
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