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Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)

Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)

Titel: Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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ihren betörenden Duft? Das hier, sind die echten, die sogenannten alten Rosen. Wusstest du das? Stell dir vor, sie stammen, genau wie ich, aus Europa. Du bist zur richtigen Zeit in St. Elwine angekommen. Diese Rosen blühen nämlich nur einmal im Jahr und zwar im Frühsommer. Dafür, wie zur Entschädigung, aber in schier unsäglicher Pracht. Und das, obwohl die alten Sorten ve r gleichsweise wenig Arbeit und Pflege voraussetzen. Ein Schnitt ist pra k tisch nicht erforderlich. Ich muss nur schwaches und altes Holz ein w e nig ausdünnen. Weißt du was ich mache, um größere Blüten zu erha l ten?“
    Charlotte schüttelte den Kopf.
    „Ich nehme einfach ein Drittel der Pflanze zurück. Alte Rosen sind außerordentlich widerstandsfähig und sie leben nahezu ewig. Fast wünschte ich, ich wäre wie sie.“
    Sein Tonfall hatte sich plötzlich verändert. So melancholisch kannte sie ihn gar nicht. Instinktiv nahm sie seine alte, von der Gartenarbeit schwielige Hand, in die ihre. Er ließ es widerstandslos geschehen.
    „Diese dort.“ Er deutete mit dem Finger auf den äußeren Rosenbusch. „Die Charles de Mills, eine starkwüchsige Gallica - Rose, hat besonders große, opulente Blüten. Die sind dann prall gefüllt und ihre Form ist einzigartig. Sie sind sehr flach, wirken dadurch wie abgeschnitten. Ihr sattes karmesinrot geht beim Verblühen in eine Purpurschatti e rung über.“
    Er machte eine kleine Pause und ging ein kurzes Stück weiter. „Oder dort die Camaieux, eine faszinierende Sorte. Sie hat weiße Blüten mit starken karmesinroten Streifen und Flecken. Am Anfang verblassen die Streifen zu Magentarot, dann jedoch werden sie grau-lila. Aber egal in welcher Phase, die Blüte sieht immer wunderschön aus. Die Form ist richtig hübsch, findest du nicht?“
    Charlotte lachte und nickte. Kein Wunder, dass sie diesen Tick mit Früchten- und Blumenmotiven hatte.
    „Dann ist da noch die Belle de crecy. Beim Öffnen ihrer Blütenblätter zeigt sie uns erst ein sattes Kirschrosa. Später geht die Farbe nach und nach in Hellviolett bis Purpur über. Die wohlgeformten Blüten sitzen auf starkem, überhängendem Wuchs. Sie duften ganz besonders stark. Eine meiner besten Gallica - Rosen.“
    „Was bedeutet Gallica - Rosen, Grandpa?“
    „Es sind wahrscheinlich die ältesten Gartenrosen überhaupt“, beantwortete er ihre Frage. „Angepflanzt wurden sie von den Griechen und Römern - im 17. Jahrhundert. Schließlich begannen die Holländer mit der Zucht neuer Sorten und später erweiterten die Franzosen sie noch. Nicht nur die Gallica - Rosen zählt man zu den alten, den ursprünglichen Sorten. Da gibt es noch die Damaszener, die Alba, Centifolien, Moosr o sen, die China, Portland, Bourbon und die Remontant - Rosen. Da fällt mir ein, die Remontant waren sehr beliebt in der späten Viktorianischen und der Edwardianischen Ära.“
    Es verblüffte Charlotte, über wie viel Fachwissen ihr Großvater mittlerweile verfügte. Alte Rosen, ursprüngliche Sorten, die am Anfang aller Zuchtergebnisse standen und nahezu ewig lebten, vergegenwärtigte sie sich noch einmal seine Worte. Plötzlich verstand sie. Seine Praxis, die er sich in jungen Jahren aufgebaut hatte und die sein ganzer Stolz gewesen war, wurde heute nieder gerissen. Er war untröstlich und ihr wurde das Herz schwer. Sie schmiegte sich an seine Brust und schlang die Arme um ihn.
    „Grandpa, verzeih mir! Ich sah einfach keine andere Möglichkeit. Wenn ich leichtfertig war, tut mir das sehr leid. Ich wollte dich auf keinen Fall verle t zen.“
    Warum nur, durchzuckte sie der Gedanke, warum nur läuft es bei mir stets auf dasselbe hinaus? Ich stoße meine Familie vor den Kopf. Etwas war dieses Mal anders, registrierte sie bitter: es war ohne jede Absicht geschehen.
    „Das weiß ich doch, mein Schatz“, sagte ihr Großvater schließlich ruhig. „Du machst das schon richtig. Nach jedem Ende folgt ein neuer Anfang. So wie auf eine schwarze Nacht, stets ein heller Tag folgt. Du baust die Räume nur um und zerstörst sie nicht. Ich denke der Geist dieser Praxis bleibt trotzdem erhalten. Gerade jetzt ist mir das klar geworden, Charly. In diesem Moment.
    Ihr lag noch ein Satz auf der Zunge, aber Bertha rief etwas zu ihnen herüber und gleichzeitig erschien ein Mann auf der hinteren Veranda. Charlotte e r kannte den Sheriff.
    „Dr. Svenson.“ Er nickte höflich ihrem Großvater zu und wandte sich dann an sie.
    „Ich bringe Ihnen Ihren Wagen. Nora hat Ihre Sachen

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