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Pan Tau

Pan Tau

Titel: Pan Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
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Götterfunken!
    Pan Tau trommelte auf die Melone und fuhr dann mit den Fingern am Hutrand einmal nach links und einmal nach rechts und zauberte dem Herrn Lehrer noch mehr Schmetterlinge in den Traum. Als Herr Radetzky erwachte, war es Tag. Die Sonne schien durchs Fenster. Das Auto war verschwunden. Der Klassenlehrer atmete auf. Zufrieden kämmte er vor dem Spiegel seine zweiunddreißig Haare seitwärts. In der Küche war der Tee in der Kanne und das Ei im Eierbecher. Auf dem Teller lagen zwei Möhren und zwei Toastbrote. Nur eines war anders: Der Echinocactus hatte keinen Bart. Dafür Blüten.

Das ganz kurze Ende einer langen Geschichte, die Vivian auf der Fahrt nach Rotterdam erzählt.
    Der Landesschulinspektor und die dritte A.
    Pan Tau geht davon.

    Der Lehrer hatte alles vergessen, die Uhrzeit und sogar die Schule.
    Auf Zehenspitzen ging er vor dem aufgeblühten Kaktus hin und her. Behutsam drehte er den Spiegel zurecht, damit der Kaktus mehr Sonne bekam. An den blühenden Echinocactus myriostigma dachte er noch, als er auf seinem Fahrrad zwischen den Autoschlangen vorfuhr, die an der Kreuzung auf Grün warteten. Zum erstenmal in siebenunddreißig Jahren kam er zu spät in die Schule, doch ihm war zum Singen zumute. Wie den Schmetterlingen.
    »Freude, schöner Götterfunken!«
    Er nahm drei Stufen auf einmal. Dann zwei. Dann eine nach der andern. Oben im Stiegenhaus stand der Direktor.
    Er sprach ein einziges Wort.
    »Der Inspektor!«
    »Der Insp...?«
    »Der Herr Landesschulinspektor! In Ihrer dritten A, Herr Kollege!«
    Die Schmetterlinge waren davongeflogen. Ihm war nicht mehr zum Singen zumute. Herr Radetzky wäre am liebsten nach Hause gegangen, um sich die Decke über den Kopf zu ziehen und alles zu verschlafen. Verzweifelt rief er:
    »Der Globus! Ich muß den Globus holen!«
    Doch der Direktor versperrte ihm den Weg.
    »Davonlaufen ist keine Lösung. Sie wissen selbst, daß Sie jetzt Gesangstunde haben.«
    »Gewiß.«
    Der Klassenlehrer wurde schneeweiß im Gesicht. Er erinnerte sich an den mit Klebstoff beschmierten Schwamm und an die Knallfrösche.
    Aufgeregt betrat er das Klassenzimmer. Vor der Tafel stand der Landesschulinspektor und schaute auf die Uhr. Es war Landesschulinspektor Klein, der sich mit Studien über die Notwendigkeit der Musikerziehung an Schulen der Unter- und Mittelstufe verdient gemacht hatte. Auch mit Studien über den Einfluß des Chorgesangs auf die Persönlichkeitsentfaltung des Schülers. Jetzt sprach er:
    »Ich warte bereits.«
    Dem Herrn Lehrer begannen die Hände zu zittern. Er öffnete die Aktentasche, um die Stimmpfeife herauszunehmen, doch zuoberst lag das Püppchen mit Melone, das er Emil weggenommen hatte. Schnell versteckte er das Spielzeug. Er zog die Stimmpfeife heraus. »Aaaaaa!«
    Und die dritte A sang:
    »Aaaaaah!«
    Es war eine hervorragende Klasse. Die Mädchen saßen mit verschränkten Armen in ihren Bänken. Die Jungen ebenso. Und sie verhielten sich mustergültig. Auch der Andermann und Emil. Jetzt standen alle auf. Der Klassenlehrer gab den Takt an, und zu seinem Erstaunen hörte er, wie die dritte A sang:
    »Freude, schöner Götterfunken!«
    Harmonisch klangen die Jungenstimmen zusammen, sie wurden leiser und schwollen wieder an, klangen immer mächtiger, bis sie zu jenem einzigen Jubel der Lebensfreude wurden, wie ihn in seinen Träumen Ludwig van Beethoven und nach ihm Millionen Menschen auf der ganzen Welt gehört hatten, und jetzt auch unerwartet der Landesschulinspektor Klein in der dritten A. Ergriffen flüsterte er: »Ein Wunder!«
    Er sagte noch:
    »Jetzt kann ich ruhig sterben. Ich habe den Gipfel des Chorgesangs an den Schulen der Unterstufe gehört. Damit ist mein Lebensglück vollkommen. Ich gratuliere. Mir fehlen die Worte.«
    Er nahm die Aktentasche und eilte davon, um die Tränen zu verbergen, die ihm vor Ergriffenheit über die Wangen flössen.
    Der Herr Lehrer begriff nicht, was geschehen war. Er sagte bloß: »Ich danke euch... Kinder...«
    Seine Kehle war wie zugeschnürt. Er erinnerte sich an die Spielsachen in der Schublade.
    »Ausnahmsweise... Warum bis zum Schluß des Schuljahres warten...«
    Er zog aus der Schublade Andermanns Spiegel, den zerfetzten Krimi ohne Schluß, die Blech-Nachtigall, das Indianer-Stirnband, die Beatle-Fotos, die Colts und Autos hervor. Er griff in die Aktentasche, um Emil das Püppchen mit Regenschirm und Melone zurückzugeben.
    »Emil!«
    Er stutzte. Das Spielzeug war nicht in der Aktentasche. Die

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