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Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer

Titel: Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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der Welt zu vergessen, blieb von alldem verschont. Auch hier wimmelte es von Soldaten. Viele
Tavernen, Varietés und Schaubuden hatten geschlossen. Die Menschen auf den Straßen blickten sich furchtsam um und sahen zu, dass sie auf dem schnellsten Weg nach Hause kamen. Die wenigen Gaukler und Musiker, die weiterhin ihre Kunst darboten, wirkten verzweifelt in ihrer Ausgelassenheit, so als wüssten sie, dass selbst das fröhlichste Lied, der albernste Taschenspielertrick niemanden darüber hinwegtäuschen konnte, was gerade in Bradost geschah.
    Vivana und Liam mieden die Hauptstraßen, um möglichst wenigen Patrouillen zu begegnen. Damit sie vor der Ausgangssperre wieder zu Hause waren, beeilten sie sich, aber nicht übermäßig, denn sie wollten nicht auffallen.
    »Hast du deinem Vater gesagt, wohin wir gehen?«, erkundigte sich Liam, während sie einen der zahlreichen Wasserkanäle überquerten.
    »Warum fragst du?«
    »Eigentlich habe ich ihm versprochen, dich nicht in diese Sache hineinzuziehen.«
    »Du hast mich nirgendwo hineingezogen«, sagte Vivana. »Es war meine Entscheidung.«
    »Er wird das anders sehen.«
    Sie seufzte. In seinem Bemühen, sie zu beschützen, behandelte ihr Vater sie wie ein kleines Kind. »Er weiß nicht, dass wir uns treffen. Er war noch in der Werkstatt, als ich gegangen bin, und vermutlich kommt er erst spät in der Nacht zurück.«
    »Trotz der Ausgangssperre?«
    »Glaubst du, darum schert er sich? Er, der berühmteste Erfinder der Welt?«
    Am Ende der Gasse kam der Platz der Erztugenden mit dem Wanderzirkus in Sicht. Vivana blieb stehen. »Warte hier. Es ist besser, wenn ich allein mit Livia spreche.«
    Er nickte. »Und du glaubst wirklich, sie kann uns helfen?«
    »Vertrau mir«, erwiderte sie, obwohl sie alles andere als sicher
war. Sie musste ihre Tante um ein altes Geheimnis der Manusch bitten und konnte nicht sagen, wie Livia darauf reagieren würde. Es war nicht ausgeschlossen, dass sie Vivanas Bitte zurückweisen oder sogar ärgerlich werden würde.
    Kurz darauf überquerte sie den Platz. Ihre Familie saß unter dem Sonnensegel und aß zu Abend. Die Stimmung unter den Manusch war schlecht, denn wegen der Situation in der Stadt kamen kaum noch Besucher zu ihren Vorstellungen. Vivanas Onkel sprach sogar davon, Bradost zu verlassen und weiterzuziehen, wenn sich die Lage nicht in den nächsten Tagen besserte.
    Ihre Verwandten forderten sie auf, sich zu ihnen zu setzen, und boten ihr Brot, Oliven und Käse an. Aus Höflichkeit aß Vivana einige Bissen, bevor sie ihre Tante fragte, ob sie unter vier Augen mit ihr sprechen könne.
    »Hast du wieder Streit mit deinem Vater?«, erkundigte sich Livia, nachdem sie sich in ihren Wagen zurückgezogen hatten.
    »Ich muss dich um etwas bitten«, begann Vivana. »Es wird dir nicht gefallen, aber es ist wirklich ungeheuer wichtig, denn es hängt viel davon ab, mehr als du dir vorstellen kannst. Also sag bitte nicht gleich Nein.«
    »Wieso verrätst du mir nicht erst einmal, worum es überhaupt geht?«
    Vivana holte tief Luft. »Ich brauche javva .«
    Ihre Tante war so verblüfft, dass es ihr für einen Moment die Sprache verschlug. »Weswegen?«
    »Eigentlich brauche nicht ich es, sondern Liam. Du weißt schon, der Junge, der mich neulich besucht hat.«
    »Was ist mit ihm? Ist er verletzt?«
    »Nein. Er braucht es wegen der … anderen Wirkung.«
    »Hat er etwa Ärger mit der Geheimpolizei?«
    »Ja … in gewisser Weise.«

    »In gewisser Weise?«, wiederholte Livia. »Könntest du dich etwas deutlicher ausdrücken?«
    »Er sucht etwas. Etwas, das ihm sehr viel bedeutet und das von Spiegelmännern bewacht wird.«
    »Das ist nicht gerade eine zufriedenstellende Erklärung, Vivana.«
    »Mehr kann ich dir aber nicht sagen. Ich habe Liam mein Wort gegeben.«
    Livia zog einen Schemel unter dem Tisch hervor, raffte ihre Röcke und setzte sich. »Ich soll ihm also eines unserer wichtigsten Geheimnisse überlassen, ohne dass ich erfahren darf, was er damit vorhat?«
    »Du erfährst es. Wenn Liam nicht mehr in Gefahr ist. Ich verspreche es dir.«
    »Weißt du, was du da von mir verlangst? Es hat einen Grund, dass wir unser Wissen vor Fremden hüten. Wenn Lady Sarka erfährt, dass wir etwas besitzen, das uns vor den Spiegelmännern schützt, sind wir hier nicht mehr sicher. Außerdem ist javva selten und kostbar. Wir benutzen es nur in Notfällen.«
    Das Gespräch verlief nicht so, wie Vivana es sich erhofft hatte. »Bitte, Tante Livia«, sagte sie. »Du

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