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Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer

Titel: Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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dienen, aber schlimmer als sein bisheriges Leben konnte es nicht werden.
    Zumal Lady Sarka ganz anders war, als er immer gedacht hatte. Sie herrsche mit eiserner Hand über die Stadt und verfolge ihre Feinde erbarmungslos, sagten die Schlammtaucher und die Bewohner des Hafenviertels. Ihm jedoch hatte sie nichts als Freundlichkeit entgegengebracht. War sie womöglich gar nicht so grausam, wie man sich überall erzählte?
    Irgendwann tauchte Umbra auf. Anders als in der Nacht trug sie ein schlichtes schwarzes Gewand und ging barfuß. Die Schatten unter ihren Augen waren verschwunden. Sie führte ihn im Palast herum, zeigte ihm Flure, Kammern, Säle und erklärte ihm das eine oder andere. Dabei behandelte sie ihn nicht viel freundlicher als gestern in der Kutsche. Trotzdem war Jackon froh, dass sie es war, die ihm den Palast zeigte - und nicht der furchterregende Corvas.
    Bei Tag, wenn warmes Licht durch die Fenster fiel und die
Schatten von Baumkronen und Büschen auf die getäfelten Wände zeichnete, wirkte das Anwesen nicht mehr ganz so unheimlich. Der Eindruck eines nahezu verlassenen Gebäudes blieb jedoch: Während sie durch die stillen Korridore gingen, begegnete ihnen keine Menschenseele.
    »Warum stehen so viele Zimmer leer?«, erkundigte sich Jackon, als sie an einem Erker vorbeikamen, in dem Staub auf den alten Möbeln lag.
    »Weil die Leute, die darin wohnten, tot sind«, erwiderte Umbra mürrisch.
    »Tot?«
    »Gestorben. Den Weg alles Irdischen gegangen. Was verstehst du daran nicht?«
    »Wurden sie umgebracht?«, fragte er schaudernd.
    Umbra seufzte. »Die Sarkas waren einst eine der größten Familien der Stadt. Deshalb die vielen Zimmer. Aber das ist Jahrzehnte her; inzwischen ist die Herrin die einzige lebende Sarka. Das ist das ganze Geheimnis.«
    »Also wohnt sie hier allein mit den Spiegelmännern?«
    »Es gibt fünf Bedienstete. Abgesehen von Corvas, Amander und mir natürlich.«
    »Amander?«
    »Geduld. Du lernst ihn schon noch kennen.«
    Sie stiegen eine enge Wendeltreppe hinauf und gelangten in einen anderen Trakt. Jackon gewann allmählich den Eindruck, dass der Palast im Innern größer sein musste, als er von außen wirkte. Er fragte sich, wie er sich in den verwinkelten und verschachtelten Korridoren und Räumen jemals zurechtfinden sollte.
    »Wohin gehen wir jetzt?«
    »Wart’s ab.«
    Eingeschüchtert von ihrer Ruppigkeit hielt er eine Weile den Mund. Kurz darauf durchquerten sie auf einer hölzernen
Galerie einen Raum, der sich über zwei Stockwerke erstreckte. Trübes Licht fiel durch die blinden Bleiglasfenster. Rostige Rohre verliefen zwischen einem großen Ofen und dem Kamin. Auf einem Steintisch stand eine komplizierte Vorrichtung aus Schläuchen, Messingzylindern, gläsernen Röhren, Trichtern und Flaschen, alles von einer dicken Staubschicht bedeckt. Jackon blieb auf der Galerie stehen und betrachtete fasziniert die seltsame Apparatur. »Was ist das?«
    »Sag bloß, du hast noch nie ein alchymistisches Labor gesehen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Bei allen Dämonen, dir muss man wirklich alles erklären, was? Warum musste uns die Herrin ausgerechnet eine Kanalratte aufhalsen?«
    »Ich bin keine Kanalratte«, erwiderte er beleidigt.
    »Doch, bist du. Also gut, hör zu. Die Sarkas waren eine Familie von Alchymisten …«
    »Wie die Trankmischer im Chymischen Weg?«
    »Nein. Richtige Alchymisten. Keine Quacksalber und Wunderheiler. Das da unten ist eine alchymistische Küche mit dem Athanor und verschiedenen Destillierkolben, Retorten und Kupellen. Es gibt noch zwei weitere im Palast, aber die Herrin benutzt sie nicht mehr. Sie hat ihr eigenes Labor tief unter dem großen Saal.«
    »Sie ist auch eine Alchymistin?«
    »Vielleicht die größte, die je gelebt hat. Können wir jetzt weiter?«
    Sie verließen die staubige Küche und folgten einem Flur, der Jackon bekannt vorkam. Der Gang führte an mehreren Fenstern vorbei zu einer Treppe, vor der zwei Spiegelmänner Wache standen. Ihre Masken gleißten im Sonnenlicht.
    »Hier geht es zum Saal mit den Gemächern der Herrin«, erklärte Umbra. »Du darfst ihn nur betreten, wenn die Herrin
dich einlädt, so wie gestern Nacht. Niemals eigenmächtig, hast du verstanden?«
    Jackon nickte. Unbehagen erfüllte ihn beim Anblick der beiden schwarzgekleideten Gestalten.
    »Unheimliche Kerle, was?«, sagte Umbra leise. »Wenn ich dir einen Rat geben darf: Halte dich von ihnen fern. Niemand weiß, was hinter ihren Masken vorgeht. Und sie gehorchen

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