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Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer

Titel: Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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ausdrucksloser Miene die Aetherfässer, das Gerümpel, den Tisch. »Was sind das für Papiere?«
    »Geschäftsunterlagen.«
    »Du handelst mit Blitzen, richtig?«
    »Ja.«
    »Lebst du hier allein?«
    Liams Vater nickte.
    Corvas warf einen Blick in die beiden angrenzenden Schlafkammern. »Und wer schläft dort?«
    »Das Zimmer gehört meinem Sohn.«
    »Wo ist er?«
    »Ich habe ihn vor zwei Wochen zu meinem Bruder nach Torle geschickt.«
    Liam staunte, wie leicht seinem Vater diese Lüge über die Lippen kam, obwohl er nicht gerade der geborene Schwindler war. Es erschien ihm, als hätte sich sein Vater diese Antwort schon vorher zurechtgelegt. Liam schauderte, als ihm klar wurde, was das bedeutete: Offenbar fürchtete sein Vater seit Längerem, eines Tages Besuch von Corvas zu bekommen.
    »Nach Torle, so«, sagte das Oberhaupt der Geheimpolizei. »Weswegen?«
    »Weil ein Junge dort besser leben kann und nicht ständig Angst vor den verdammten Spiegelmännern haben muss«, erwiderte Liams Vater beißend.
    Der Glanz in Corvas’ Augen wurde kalt. »Ich warne dich, Satander«, sagte er leise. »Treib es nicht zu weit.« Er wandte sich an die Spiegelmänner, die reglos im Raum standen. »Nehmt die Papiere an euch und durchsucht alles.«
    Einer der Spiegelmänner stopfte die Notizen und Aufzeichnungen in einen Beutel, während der andere von Zimmer zu Zimmer ging. Liam hatte schon oft Spiegelmänner im Viertel gesehen, aber noch nie waren sie ihm so nahe gekommen.
Die Kutte verhüllte ihren Körper vom Kopf bis zu den Stiefeln, in ihren gewölbten Masken spiegelte sich seltsam verzerrt die Umgebung. Ihre Hände steckten in Handschuhen, schwarzen Bandagen ähnlich. An ihren Gürteln hingen Rabenschnäbel, schreckliche Hiebwaffen mit einem eisernen Dorn an der Spitze, der jeden Helm, jeden Panzer durchschlagen konnte. Niemand hatte sie je sprechen gehört, niemand wusste, woher sie kamen, obwohl manche behaupteten, sie seien Söldner aus den fernen Ländern jenseits des Meeres und hätten geschworen, Lady Sarka bis zum Tod zu dienen. Furcht folgte ihnen auf Schritt und Tritt, denn überall, wo sie und ihr bleicher Anführer auftauchten, verschwanden wenig später Menschen.
    Mach, dass alles nur ein Missverständnis ist, und lass sie wieder gehen , betete Liam in seiner Kammer, und das Herz schlug ihm bis zum Hals.
    Sein Vater stand währenddessen mit verschränkten Armen da. Als Corvas ihm einmal kurz den Rücken zuwandte, spähte er verstohlen in eine Ecke des Raumes. Die Apparatur, die dort lag, halb unter einer Decke versteckt, besaß eine längliche, spitz zulaufende Kupferspirale. Ein Blitzwerfer. Sie hatten ihn vor Jahren gekauft und seitdem nie benutzt, und Liam wusste nicht einmal, ob er überhaupt noch funktionierte. Als er begriff, was sein Vater möglicherweise vorhatte, atmete er scharf ein. Mach keine Dummheiten! , hätte er ihm am liebsten zugerufen.
    Just in diesem Moment kam der Spiegelmann aus dem Nebenraum. Liam dachte, er würde die Treppe hinaufsteigen, doch plötzlich, vielleicht weil er Liams Keuchen gehört hatte, blieb der Schwarzgekleidete stehen und beugte sich zu der verborgenen Klappe herunter.
    Liams Kopf ruckte zurück, als er für den Bruchteil einer Sekunde seine Augen in der Spiegelmaske sah. Er duckte sich, vergrub das Gesicht zwischen den Knien, machte sich so klein
wie möglich. Geh weg , dachte er und hielt den Atem an. Bitte geh weg.
    Etwas strich über das Mauerwerk, vielleicht die Hand des Spiegelmanns. Wer immer für den Bau der Geheimkammer verantwortlich gewesen war, hatte die Klappe so geschickt in die Wand eingefügt, dass man sie mit bloßem Auge nicht erkennen konnte. Deshalb hatten Liams Eltern das Versteck erst Jahre nach dem Kauf der Sternwarte entdeckt. Liam hoffte inständig, dass der Spiegelmann darauf hereinfiel - und nicht durch Zufall auf den Stein drückte, der die Klappe öffnete.
    »Halt«, sagte sein Vater in diesem Augenblick. »Das sind meine Geschäftsbücher. Sei gefälligst vorsichtig damit.«
    Stoff raschelte, als der Spiegelmann aufstand; dann erklangen Schritte. Liam riskierte einen Blick durch den Mauerschlitz. Der Spiegelmann ging zu seinem Vater, der versuchte, dem anderen Schwarzgekleideten eine ledergebundene Kladde wegzunehmen. Der Maskierte schob Liams Vater vom Tisch weg, damit sein Kumpan das Buch an sich nehmen konnte.
    Erleichtert atmete Liam auf. Danke, Vater. Die Kladde war vollkommen wertlos; sie enthielt Zahlen aus dem vorletzten Jahr. Sein

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