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Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer

Titel: Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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verschwinden, bevor es dunkel wurde, musste zu Nestor Quindal gehen, wie er es versprochen hatte. Aber er brachte es nicht über sich, zu fliehen und seinen Vater zurückzulassen, in der Gewissheit, dass die Spiegelmänner ihn mitnehmen und in einem namenlosen Grab verscharren würden wie einen verendeten Hund. Erst als die Nacht hereinbrach und sich jemand an der versiegelten Tür zu schaffen machte, fand er die Kraft aufzustehen. Auf Wiedersehen, Vater , murmelte er stumm, bevor er durch das Fenster seiner Kammer schlüpfte, es leise hinter sich schloss und durch das Gestrüpp hinter der Sternwarte huschte, wo die Dunkelheit ihn umfing.

8
    Eisen, Städte und Lärm
    S ie standen in der großen Halle des Palasts, Hunderte, das gesamte Volk der Alben. Gewänder raschelten leise. Mühsam gezügelte Ungeduld sprach aus den schwarzen Gesichtern. Lucien spürte, dass sie das Warten kaum noch ertrugen.
    Er fand den Harlekin auf der Galerie, von wo aus er in den Saal hinabblickte, die Hände auf der Brüstung. Sein neues Flickengewand leuchtete rot und grün und gelb und wirkte in diesen Hallen mit ihrem ewigen Zwielicht so fehl am Platz wie ein bunter Stoffbezug auf einem antiken Lehnstuhl.
    »Sollte ein frischgebackener König keine Robe tragen? Oder wenigstens eine Krone?«
    Die Schellen an seiner Narrenkappe klimperten, als sich der Harlekin umdrehte. Lächelnd blickte er an sich herunter. »Nur mein alter Rebellenaufzug. Am Tag meines größten Triumphs konnte ich der Versuchung einfach nicht widerstehen.«
    Lucien trat an die Brüstung. »Scheint so, als wären dir alle gefolgt. Sogar Aziels Anhänger.«
    »Nach seiner Niederlage war es nicht gerade schwer, sie zu überzeugen. Niemand mag Verlierer.«
    »Selbst dann nicht, wenn man mit einem faulen Trick gewonnen hat, richtig?«
    Die Augen des Harlekins blitzten spöttisch. »Wirfst du mir etwa vor, ich hätte nicht fair gespielt? Ausgerechnet du, der Dieb?«

    »Du hättest Aziel töten können.«
    »Komm schon, Lucien. Einen Kerl wie ihn tötet man nicht so leicht. Er ist zäh; er wird sich erholen.«
    Wird er das? , fragte sich Lucien. Aziel versteckte sich seit seiner Niederlage irgendwo in Bradost. Als er ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er noch sehr schwach gewesen. Ganz im Gegensatz zum Harlekin: Der neue Herrscher der Alben wirkte kräftiger denn je. Er hatte sich vollständig von seiner Gefangenschaft und den Nachwirkungen von Jernigans Lampe erholt. Sogar seine verbrannte Hand war geheilt. Die Macht scheint ihm gutzutun.
    »Er hätte herkommen sollen«, fuhr der Harlekin fort. »Wir hätten einander verzeihen und gemeinsam die Welt verlassen können.«
    »Du weißt, dass er das niemals könnte. Er nimmt seine Aufgabe ernst.« Lucien betrachtete die wartenden Alben in der Halle. »Ihr seid also entschlossen zu gehen.«
    »Es ist höchste Zeit.«
    »Und die Menschen? Sie brauchen euch.«
    »Menschen«, knurrte der Harlekin. »Sie haben uns längst vergessen.«
    »Das ist nicht wahr«, widersprach Lucien.
    »Du machst dir etwas vor. Was ist mit der Wilden Jagd? Den Werwölfen, Mantikoren und Greifen? Sie sind fort, lange schon. Vílen gibt es vielleicht noch zwei Dutzend, Harpyien noch weniger. Sie haben begriffen, dass die Zeit der Schattenwesen vorbei ist. Sieh dich doch um: überall Eisen, Städte und Lärm. Die Welt gehört jetzt den Menschen und ihren Maschinen. Darin ist kein Platz mehr für Magie und Geheimnisse.«
    »Die Welt hat sich immer verändert«, erwiderte Lucien halbherzig.
    »Aber noch nie so schnell. Lucien, hör dich reden. Du lebst
schon zu lange unter den Menschen. Du kannst die Belange deines Volkes nicht mehr verstehen.«
    Lucien wünschte, er könnte abstreiten, was der Harlekin ihm vorwarf. Doch er wusste nur zu genau, dass der Herrscher der Alben der Wahrheit damit sehr nahe kam.
    »Komm mit uns«, schlug der Harlekin vor. »Lass die Vergangenheit hinter dir und fang noch einmal von vorne an.«
    »Ihr habt mich verbannt«, sagte Lucien lächelnd, »schon vergessen?«
    »Ich kann den Bann aufheben. Ein Wort von dir, und du bist wieder einer von uns.«
    »Du weißt, dass es damit nicht getan wäre. So schnell vergisst unser Volk nicht.«
    »Warte, bis sie erst auf der anderen Seite sind. Dort gelten andere Regeln. Was du getan hast, spielt bald keine Rolle mehr.«
    »Nein, mein Freund. Mein Platz ist hier.«
    »Du wirst einsam sein.«
    »Das bin ich schon lange. Auf ein paar Jahrhunderte mehr kommt es nicht an.«
    »Dein letztes

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