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Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer

Titel: Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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er sich ausgeruht hatte.
    Er döste ein.
    »Zieh dir was Ordentliches an. Die Herrin will dich sehen.«
    Jackon fuhr so jäh auf, dass er beinahe über die Bettkante gerutscht wäre. Umbra stand vor dem Fenster seiner Kammer, umgeben vom roten Glühen des Himmels. Seltsam, dass er sie nicht hatte hereinkommen hören. Normalerweise wachte er vom kleinsten Geräusch auf.
    »Mach schon. Sie wartet nicht gern.«
    Er musste mindestens eine Stunde geschlafen haben. Es war jener Moment des Abends, an dem die Schatten am längsten
waren, kurz bevor die hereinbrechende Nacht sie in sich aufnahm. Umbra wirkte wacher als sonst, kräftiger. Und sichtlich ungeduldig. Mit schweren Gliedern stand er auf, wusch sich hastig und zog sich vor Umbra um.
    »Gut so?«, fragte er und blickte an sich herunter.
    »Wenn du mich fragst, siehst du immer noch aus wie eine Vogelscheuche. Aber es wird genügen, schätze ich … Wo willst du hin?«
    »Äh, zur Tür?«
    »Lass den Unsinn und komm her.«
    Verwirrt ging er zur Fensterseite, wo Umbra ihn am Nacken packte, als wäre er ein schlachtreifer Stallhase. Sie schob ihn zu einem Winkel, wo sich die Schatten verdichteten. Sie traten in das Zwielicht … und durch die Wand. Jackon schrie und erwartete, in den Garten zu fallen, doch dann stellte er fest, dass sie sich nicht außerhalb der Palastmauern befanden, sondern in einer Art Tunnel, dessen gewölbte Wände man nur deshalb erkennen konnte, weil sie noch schwärzer waren als die Dunkelheit in seinem Innern.
    »Wo …«, begann er, doch Umbra fiel ihm scharf ins Wort.
    »Sei still. Du willst doch keine Düsterkralle anlocken, oder?«
    »Was ist das?«, fragte Jackon, leiser nun.
    »Bete, dass du das niemals erfährst.«
    Ihr Griff um seinen Nacken wurde fester, und sie schob ihn nach links, wo eine Öffnung erschien. Licht gleißte und zerschmolz die Schatten, und vor ihnen tat sich eine Kammer auf.
    Zu seiner Erleichterung befanden sie sich wieder im Palast, zumindest sah dieses Zimmer danach aus. »Wie hast du das gemacht?« Sein Herz pochte immer noch schnell und hart.
    »Ich habe gar nichts gemacht. Ich habe es nur zugelassen .« Umbra gab ihm einen Stoß, woraufhin er nach vorn stolperte.

    »Umbra«, erklang die sanfte und melodische Stimme von Lady Sarka. »Sei nicht so hart zu dem Jungen. Er weiß es doch nicht besser.«
    »Seine Begriffsstutzigkeit kann einen zum Wahnsinn treiben.«
    »Vergiss nicht, wo er aufgewachsen ist. Gib ihm Zeit. Er wird sich an alles gewöhnen. Lass uns jetzt allein.«
    Jackon sah, dass Umbra in den Schatten verschwand, bevor er sich zur Lady umwandte. Das Zimmer hatte keine Fenster, und wie groß es war, ließ sich nicht feststellen, denn jenseits des roten und gelben Lampenscheins verlor es sich im Zwielicht. Dunkle Holzverkleidungen befanden sich an den Wänden. Ein Teppich dämpfte seine Schritte. Die rote Couch, das geschnitzte Tischchen mit einer blau funkelnden Karaffe darauf und die Vitrinen wirkten alt und ein wenig abgenutzt, aber nicht schäbig. In der Luft lag ein Geruch, dessen Quelle er nicht ausmachen konnte: ein feiner, würziger, berauschender Duft.
    Lady Sarka trat in das Lampenlicht, und der rotgelbe Schein floss über ihre Gestalt und das cremefarbene Gewand. Ehrfurcht stieg in ihm auf.
    »Es gibt Zimmer im Palast, die nicht jedermann zugänglich sind«, sagte sie. »Deshalb darfst du es Umbra nicht übel nehmen, falls sie dich erschreckt hat. Manchmal ist sie ein wenig grob.«
    Nun fiel Jackon auf, dass es in dem Zimmer keine Tür zu geben schien. Doch vielleicht verbarg sie sich auch nur in den Schatten.
    Die Lady lächelte. »Umbra sagt, du hattest heute deinen ersten Tag bei Ibbott Hume. Gefällt dir die Arbeit im Garten?«
    Er nickte.
    »Ibbott ist eine Seele von Mensch. Ich bin sicher, du wirst dich bei ihm sehr wohlfühlen. Setz dich«, forderte sie ihn auf.

    Das rote und rissige Leder der Couch gab mit leisem Knarren nach, als Jackon sich neben Lady Sarka niederließ. Sie bewegte sich mit solcher Anmut, dass er sich daneben wie eine struppige Kanalratte vorkam. Ihr Haar floss wie Honig über ihre Schultern, und ihr Duft vermengte sich mit dem Wohlgeruch des Zimmers zu einer erregenden Mischung. Ihm wurde bewusst, dass er noch nie einer so schönen Frau begegnet war. Allerdings hatte er sich bisher auch nicht sonderlich für Frauen interessiert.
    Ihm war, als würde ihr Blick die verborgensten Winkel seiner Seele ergründen und jedes Geheimnis offenlegen. »Eine besondere Nacht

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