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Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer

Titel: Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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seiner Gegenwart niemals unwissend oder unterlegen.
    Lady Sarka hatte recht: Liam und er waren tatsächlich Freunde geworden.
    Dabei wusste er kaum etwas über ihn: nur dass er aus dem fernen Torle stammte und dass seine Eltern an der Cholera gestorben waren, weswegen sein Großonkel ihn bei sich aufgenommen hatte - mehr nicht. Liam war sehr verschlossen, was seine Vergangenheit anging.
    Das machte Jackon nichts aus. Viel schlimmer fand er, dass
er nichts von seiner Vergangenheit erzählen konnte. Immer, wenn die Sprache darauf kam, musste er die dumme Lüge wiederholen, die die Lady sich für ihn ausgedacht hatte, obwohl Liam seit ihrem Abenteuer in den Kanälen vermutlich längst ahnte, dass er ihm etwas verheimlichte.
    Jackon hasste es, ihn zu belügen. Sie waren gerade erst Freunde geworden, und schon war er gezwungen, Liam etwas vorzumachen. Andererseits - wie würde Liam reagieren, wenn er erführe, dass Jackon ein Schlammtaucher gewesen war? Möglicherweise wäre er dann nicht mehr so nett zu ihm. Schließlich mochte niemand Schlammtaucher. Nicht einmal die freundlichsten und großherzigsten Menschen.
    Jackon seufzte. Besser, er hörte auf, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, bevor alles noch komplizierter wurde.
    Am frühen Abend tauchten nach und nach die Gäste auf, Männer in doppelreihigen Gehröcken und Frauen in kostbaren Kleidern. In ihren Droschken fuhren sie vor das Anwesen, wo Lady Sarka sie empfing und zu einem Pavillon geleitete, den Hume, Liam und Jackon am Vormittag unter den Bäumen aufgebaut hatten. Vier Musiker spielten dort auf ihren Instrumenten, Jocelyn und der Palastkoch servierten Wein und Absinth. Von Umbra wusste Jackon, dass es sich bei den Gästen um Patrizier, Aethermakler, Adlige, Luftschiffeigner und andere bedeutende Bürger handelte. Sogar zwei Alchymisten waren gekommen, leicht zu erkennen an ihren fließenden Gewändern. Umbra hielt sich unauffällig am Rande des Geschehens auf, von wo aus sie die Lady im Auge behielt. Später gesellten sich Corvas und Amander zu ihr. Die beiden Männer waren den Gästen sichtlich unheimlich. Wer konnte, machte einen weiten Bogen um sie.
    Eigentlich sollte Jackon gar nicht hier sein - Hume hatte ihm verboten, sich während des Empfangs draußen herumzutreiben. Aber da alle viel zu beschäftigt waren, nahm niemand
Notiz von ihm. Er machte sich diesen Umstand zunutze und suchte sich ein Plätzchen im Heckenlabyrinth, von dem aus er einen guten Blick auf den Pavillon hatte. Denn neugierig, wie er war, dachte er gar nicht daran, seine Kammer aufzusuchen.
    Allerdings erwies sich das kleine Gartenfest bald als recht langweilig. Die Leute standen herum, rauchten und nippten an ihren Gläsern. Lady Sarka ging von einem Grüppchen zum nächsten, scherzte mit ihren Gästen und unterhielt sich mal mit diesen, mal mit jenen. Geredet wurde über die Unruhen der jüngsten Zeit und über andere Dinge, von denen Jackon nichts verstand. Als er gerade beschloss zu gehen, entdeckte er das Luftschiff.
    Es fuhr über die Altstadt, ein gewaltiger Zapfen vor dem rot glühenden Himmel, dessen silberne Hülle in der Abendsonne schimmerte. Das allein war nicht sonderlich ungewöhnlich; jeden Tag kreisten Dutzende von Luftschiffen über Bradost. Dieses jedoch schwebte so tief, dass es beinahe die Kamine von den Dächern riss. Und es kam genau auf den Palast zu.
    Beunruhigt beobachtete Jackon den fliegenden Koloss. Hatte das Schiff Lande- oder Startschwierigkeiten? Es sah nicht danach aus. Die Motoren brummten gleichmäßig, es verlor keine Höhe und schlingerte nicht.
    Er blickte zum Gartenfest. Dort hatte noch niemand das Luftschiff bemerkt, nicht einmal Umbra und ihre beiden Gefährten. Sollte er sie warnen? Nein, besser, er wartete noch, ob das Schiff abdrehte.
    Doch es behielt seine Richtung bei, und wenig später kroch sein Schatten über den unteren Teil des Palasthügels. Inzwischen übertönte der Motorenlärm deutlich die Musik. Die ersten Gäste drehten die Köpfe und deuteten verwundert auf das silberne Ungetüm.
    Jetzt wurde auch Umbra darauf aufmerksam. Besorgnis erschien
in ihrer Miene, sie flüsterte Corvas etwas zu und bahnte sich durch die Menge einen Weg zu Lady Sarka.
    Jackon blinzelte gegen die versinkende Sonne. Sein Körper spannte sich an, und plötzlich schrie alles in ihm: Gefahr!
    Die Motoren summten wie zehntausend Bienenschwärme und sonderten goldenen Aetherdampf ab. Das Luftschiff schwebte nun über den Hügel, in einer Höhe von nicht

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