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Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer

Titel: Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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dich von ihnen fern, wenn du kannst.« Umbra gab ihm einen Klaps auf die Schulter, bevor sie zum Haus zurückging und ihn mit seinen Fragen allein ließ.

20
    Der Alchymist
    J eder Einbruch erforderte Vorbereitungen. Man musste sich umhören, Informationen einholen, sich mit der Gegend vertraut machen, das richtige Werkzeug auswählen. Diesmal war Lucien noch sorgfältiger gewesen als sonst. Und trotzdem reichte es vielleicht nicht. Denn Silas Torne war womöglich der gerissenste Mistkerl der ganzen Stadt.
    Verborgen in der Dunkelheit kauerte Lucien auf einem Rohr, von dem rostige Feuchtigkeit tropfte. Rauchschwaden quollen aus mehreren Schloten in seiner Nähe und verhüllten den Blick auf den nächtlichen Chymischen Weg. Die Häuser von Alchymisten, Giftmischern, Wunderheilern und anderen Quacksalbern standen dicht an dicht zu beiden Seiten der engen Straße, hässliche Gebäude, die mit ihren verwitterten Backsteinfassaden an Manufakturen erinnerten. Unzählige Kamine, Rohre und Abzüge wuchsen aus Mauern und Bleidächern, überall traten Dämpfe aus, manche in den seltsamsten Farben. Die Gerüche ließen einem die Augen tränen und vernebelten einem den Verstand, und um die schillernden Pfützen auf dem Kopfsteinpflaster machte man besser einen Bogen.
    Die meisten Leute, die hier wohnten, waren harmlose Spinner oder Betrüger, die leichtgläubigen Kunden Wunderarznei und Liebestränke aufschwatzten. Einige jedoch verfügten über altes Wissen und machtvolle Formeln, die sie eifersüchtig
hüteten. Ihre Häuser erkannte man an den stabilen Türen und den Gittern vor den Fenstern.
    Oder sie hatten erst gar keine Fenster eingebaut, wie Silas Torne.
    Lucien balancierte auf dem Rohr über die Kluft zwischen den beiden Häusern, zog sich an der Dachkante hoch und schlüpfte in einen rostigen Luftschacht, in den er gerade so hineinpasste. Im Innern umfing ihn ein feiner Nebel aus lauwarmem Wasserdampf. Von fern erklang das Stampfen von hydraulischen Pumpen.
    Vorsichtig kroch er durch den abschüssigen Tunnel, bis er zu einem Gitter kam, an dem der Dampf Tropfen bildete. Er wollte das Gitter aus der Halterung lösen, hielt jedoch inne, als er einen Draht entdeckte, der in einem winzigen Loch in der Schachtwand verschwand.
    Sogar hier , dachte er mit einer Mischung aus Beklemmung und Respekt.
    Er stemmte Füße und Ellbogen gegen die Wände, zog den Bauch ein und zupfte an dem Draht. Zwischen Bauchnabel und Schlüsselbein, keinen Fingerbreit von seiner Haut entfernt, schnellten Klingen aus den Blechplatten, stellten sich auf wie die Rückenstacheln einer Echse.
    Lucien schluckte. Seine Hand wanderte zu seinem Gürtel und fand blind eine Kneifzange, mit der er den Draht durchtrennte. Die Klingen verschwanden wieder.
    Er klappte das Gitter auf und kroch weiter, noch wachsamer als zuvor.
    Irgendwann wurde der Tunnel eben. Lucien lauschte mit angehaltenem Atem. Nichts. Nur das Zischen der Pumpen. Er zückte einen Schraubenzieher und hebelte ein Bodensegment auf.
    Der Raum unter ihm war dunkel. Aus einem runden Treppenschacht schien flackerndes Licht herauf. Der Steinboden
glänzte vor Feuchtigkeit. Von irgendwoher kam ein unangenehmer fauliger Geruch.
    Leise entfernte Lucien die Blechplatte. Als er gerade durch das Loch klettern wollte, hörte er ein Geräusch.
    Schlurfende Schritte.
    Hastig bedeckte er die Öffnung mit der Platte, ließ nur einen schmalen Spalt und spähte hindurch.
    Ein zerlumpter Mann trat mit schleppenden Schritten in den Lichtschein, das Gesicht bleich, die Augen leer. Wurzelartige Triebe wuchsen aus seiner Haut und rankten sich über seine Schultern und Arme, seinen Nacken, verschwanden in seinem Ohr.
    Die Gestalt war nicht allein. Mindestens fünf oder sechs weitere schlurften in dem Halbdunkel umher.
    Lotossklaven. Vermutlich arme Teufel aus der Grambeuge, die Torne unter einem Vorwand in sein Haus gelockt und zu willenlosen Knechten gemacht hatte. Gefährliche Gegner. Und leider zu dumm, um auf seine Unauffälligkeit hereinzufallen.
    Er musste wohl oder übel weiterkriechen. Allerdings wurde der Schacht kurz darauf so abschüssig, dass Lucien beinahe auf dem Kopf stand. Bei jeder Bewegung musste er darauf achten, nicht den Halt zu verlieren, damit er nicht bäuchlings in die Tiefe rutschte. Zu allem Überfluss war der Nebel jetzt so dicht, dass er kaum noch etwas sah.
    Was, wenn der Schacht weitere Fallen enthielt? In diesem Dampf hatte er keine Chance, sie rechtzeitig zu entdecken.
    Seine Bauchdecke

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