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Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer

Titel: Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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führen Kunststücke auf.«
    »Und deine Tante?«
    »Sie erzählt Geschichten und liest den Leuten aus der Hand.«
    »Also doch Schwarze Magie«, meinte er grinsend.
    »Ertappt«, sagte Vivana.
    Der Tatzelwurm kam unter einem Wagen hervorgekrochen. Vivana nahm das Geschöpf auf den Arm.
    »Woher hast du ihn?«
    »Letzten Sommer habe ich am Stadtrand ein schwarzes Ei gefunden, am Ufer eines Sees. Ich habe es für einen seltsam geformten Stein gehalten und mit nach Hause genommen. Naja, und ein paar Tage später ist Ruac geschlüpft. Ich bin fast in Ohnmacht gefallen, wie du dir vorstellen kannst.«
    »So ein Tier habe ich noch nie gesehen.«
    »Er ist kein Tier. Tatzelwürmer sind Schattenwesen. Allerdings gibt es nicht mehr viele von ihnen. Die Manusch erzählen sich, dass es früher, als die Magie noch stark war, in den Schluchten von Karst nur so von ihnen gewimmelt hat. Die stärksten sind im Lauf der Jahrhunderte zu Lindwürmern herangewachsen.«

    »Dein Vater kann ihn nicht leiden, was?«
    »Er hat Angst vor Ruac. Alles, was mit Magie zu tun hat, ist ihm unheimlich.«
    »Seltsam, wenn man bedenkt, was er für einen Umgang pflegt.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Vivana.
    »Heute Morgen hat er mit einem blassen Mann im Tweedanzug geredet. Irgendetwas hat mit dem Kerl nicht gestimmt. Wie soll ich es erklären …«
    Sie lachte. »Ach, das war nur Godfrey. Keine Sorge, er ist harmlos.«
    »Du kennst ihn?«
    »Er ist ein alter Freund meines Vaters. Er besucht ihn ab und zu und versorgt ihn mit Informationen. Ist er mal wieder durchsichtig geworden?«
    »Ja.« Also hatte er es sich doch nicht eingebildet.
    »Godfrey verwandelt sich manchmal teilweise in Aether. Er kann nichts dafür.«
    »In Aether?«, fragte Liam ungläubig.
    »Er war Mechaniker in der Werkstatt meines Vaters. Vor ein paar Jahren gab es einen Unfall. Der Aetherumwandler ist explodiert. Mein Vater hat seine Hand verloren, und einige seiner Arbeiter wurden verletzt. Godfrey traf es am schlimmsten. Er wurde fast vollständig zu Aether verdampft. Irgendwie ist es meinem Vater gelungen, sein Leben zu retten und ihn wiederherzustellen - wenigstens zum größten Teil.«
    In Bradost machten viele solcher Geschichten über Quindals Werkstatt die Runde. Liam hatte sie jedoch immer für Schauermärchen gehalten. Ihn fröstelte. »Was heißt das, er versorgt deinen Vater mit Informationen?«
    »Seit seinem Unfall erträgt Godfrey die Gegenwart anderer Menschen nicht mehr. Er hat sich in die Katakomben zurückgezogen. Was er dort macht, weiß ich nicht genau. Ich glaube,
er redet mit Schlammtauchern, Vogelfreien und Dieben und erfährt so, was in der Stadt vor sich geht. Seine Informationen verkauft er. Mein Vater bekommt sie kostenlos, zum Dank dafür, dass er ihm das Leben gerettet hat.«
    Liam schüttelte den Kopf. Eine unglaubliche Geschichte. Aber sie erklärte, wie Quindal so frühzeitig von dem Anschlag erfahren hatte.
    Rufe erklangen. Die Manusch hatten den Wagen repariert und stellten ihn mit vereinten Kräften auf die Räder. Anschließend klopften sie sich gegenseitig auf die Schultern.
    »Ich sollte jetzt weiterarbeiten«, sagte Vivana. »Ich habe meinem Onkel versprochen, die Pferde zu striegeln. Es war schön, dich wiederzusehen, Liam.«
    »Ja.« Er lächelte. »Das war es.«
    Mit Ruac auf dem Arm ging sie zu den Stallungen. Nach ein paar Schritten drehte sie sich noch einmal um. »Übermorgen ist Phönixtag. Ich werde am Turm sein, wenn sie die Feuer anzünden. Kommst du mit?«
    »Phönixtag?«
    »Spar dir die Mühe«, erwiderte sie. »Ich weiß, dass du aus Bradost bist.«
    Liam grinste gequält. »Es steht mir auf der Stirn geschrieben, richtig?«
    »Das nicht gerade. Als Schauspieler bist du ganz passabel. Mein Vater hat es mir gesagt.«
    Er atmete auf. »Also dann, übermorgen am Phönixturm.«
    Es war nur ein flüchtiges Lächeln, mit dem sie sich von ihm verabschiedete, doch er konnte den ganzen restlichen Tag an nichts anderes denken.

22
    Die Traumlande
    D iesmal hatte Lucien vorgesorgt. Er drehte die Laterne heller und hielt sie vor sich, während er die Augen zusammenkniff und die Tür aufstieß. Die Ghule fauchten hasserfüllt und wichen vor dem Licht zurück. Eilends durchquerte er den Raum, schlüpfte durch die gegenüberliegende Tür und warf sie hinter sich zu, womit er das Zischen der Untoten abschnitt.
    Stinkende Kadaver. Ekelhaft.
    Lucien löschte die Laterne und sah sich um.
    Wie bei seinem letzten Besuch erhellten Kerzen

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