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Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Titel: Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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das Tor«, sagte sie und fügte leise hinzu: »Liam und ich gehen zuerst.«
    Sie hängte sich ihre Tasche mit dem Gelben Buch um und hob Liam an den Schultern hoch. Wortlos kam ihr Vater ihr zu Hilfe und fasste nach seinen Beinen. Er nickte ihr zu, als wollte er sagen: Ich lasse dich nicht im Stich.
    Gemeinsam trugen sie Liam zur Hügelkuppe. Trotz der vielen flackernden Stellen gleißte die Lichtmauer so hell, dass es in den Augen schmerzte. Vivana wandte dem Wall den Rücken zu und betrachtete Liams Gesicht. Bitte sei stark.
    Die Dämonen hetzten in einer Staubwolke durch das Tal. Sie waren bereits so nah, dass Vivana ihr Kreischen im Wind hören konnte. Der Reihe nach blickte sie ihre Gefährten an: Lucien. Ruac. Nedjo. Sandor. Jovan. Madalin. Livia. Ihren Vater.
    »Viel Glück«, sagte ihre Tante.
    Vivana schloss die Augen und küsste Liam – dann trat sie rückwärts durch das Tor.
    Der Weg durch die Dunkelheit war genauso schrecklich wie beim ersten Mal. Verzweifelt versuchte sie, Liam festzuhalten, während das Böse sie einhüllte, doch er entglitt ihr und verschwand in der Finsternis. Sie bekam keine Luft mehr und ruderte
panisch mit den Armen, bis sie plötzlich von der Membran ausgespien wurde und unsanft auf dem Geröll landete.
    Es war stockdunkel. Vivana fühlte sich ausgelaugt, entkräftet und so voller Verzweiflung, dass sie nicht einmal weinen konnte. Das Böse hatte jede Faser ihres Wesens, jeden Winkel ihrer Persönlichkeit durchdrungen.
    Es dauerte mehrere Minuten, bis sie im Stande war, sich zu bewegen, sich aufzusetzen.
    »Liam?«, rief sie in die Dunkelheit.
    Keine Antwort.
    Schließlich erklang die Stimme ihres Vaters: »Er ist hier … bei mir.«
    Mit einem Anflug von Furcht dachte sie daran, was das Böse das letzte Mal mit ihm gemacht hatte. »Geht es dir gut?«
    »Keine Angst. Alles in Ordnung.« Er klang kraftlos und müde und kein bisschen aggressiv. Vivana kroch zu ihm.
    Die Membran schmatzte.
    »Lucien?«, rief sie.
    »Ja«, sagte der Alb. »Wartet. Ich mache Licht.«
    Er zündete die Karbidlampe an, die sie aus Nachachs Burg gerettet hatten. Mit der Laterne in der Hand stieg er den Schutt hinab, um Platz für Ruac, Nedjo und Sandor zu machen, die in diesem Moment von der Membran ausgespuckt wurden.
    Vivanas Vater kauerte neben dem Geröllhaufen und hatte Liams Kopf auf seinen Schoß gebettet. Sie ging neben ihm auf die Knie und nahm Liams Gesicht in ihre Hände. Es war eiskalt.
    »Wir haben Glück«, murmelte der Erfinder und führte ihre Hand zu Liams Hals, presste sie sanft auf die Haut.
    Sein Puls war so schwach, dass sie ihn kaum spürte. Doch sein Herz schlug, daran gab es keinen Zweifel.

TEIL II
Die Stadt der Seelen

25
Das Kristallmesser
    S ilas Torne saß an seinem Labortisch und inspizierte mit der Lupe einen grünlichen Gegenstand, der auf einem Tuch lag. »Ausgezeichnet«, murmelte er, »wirklich ausgezeichnet«, doch wegen der Zentrifuge, die in der Ecke brummte und vibrierte, war es kaum zu verstehen.
    Als er aufstand, bemerkte er Umbra, die mit verschränkten Armen in der Tür stand. Blitzschnell ergriff er den Gegenstand und verbarg ihn hinter dem Rücken. »Wie lange bist du schon hier?«
    »Was hast du da?«, fragte Umbra, während sie hereinkam.
    »Das geht dich nichts an.«
    Sie ließ ihren Schatten in die Länge wachsen, und bevor Torne begriff, wie ihm geschah, hatte sie sein Handgelenk gepackt und mit einem Ruck nach vorne gezogen. Torne schrie vor Schreck und ließ den Gegenstand fallen. Umbra fing ihn mit einem schattenhaften Arm auf und hob ihn hoch, sodass er vor ihr in der Luft zu schweben schien.
    Es war ein Messer aus grünem Kristall.
    »Gib es mir zurück«, verlangte der Alchymist. »Dazu hast du kein Recht!«
    »Zuerst will ich wissen, was das ist.« Als Torne schwieg, fügte Umbra hinzu: »Es sieht zerbrechlich aus. Ich frage mich, was passiert, wenn es herunterfällt.« Um ihre Drohung zu veranschaulichen, ließ sie ihren Schattenarm zucken, sodass es für
einen Sekundenbruchteil tatsächlich so aussah, als würde das Messer ihrem Griff entgleiten.
    »Nicht!«, kreischte Torne. »Pass doch auf, verdammt!« Er wollte ihr die Kristallklinge wegnehmen, doch Umbras Schatten schnellte nach oben, und er kam nicht mehr heran.
    »Es ist ein alchymistisches Werkzeug«, erklärte er mit finsterer Miene. »Eine Spezialanfertigung aus künstlichen Kristallen. «
    »Seit wann braucht man ein Messer, um nach einem Doppelgänger zu suchen?«
    »Ich brauche es

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