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Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Titel: Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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die wispernde Dunkelheit verschwinden. Traumgebilde fielen zusammen und wurden wieder zu silbriger Rohmaterie. Liam fand sich in den kahlen Fluren seines Seelenhauses wieder und schaute sich verwirrt um.
    »Hab keine Angst«, sagte Jackon. »Du träumst nur. Dir kann nichts geschehen.«
    Das Grauen hatte Liam nach wie vor fest im Griff, doch wenigstens lief er jetzt nicht mehr davon. Er hatte sich kein bisschen verändert, sah noch genauso aus, wie Jackon ihn in Erinnerung hatte. Jackon hätte beinahe geweint vor Freude.
    »Wo warst du? Ich dachte, du bist tot.«
    »Jackon?«, fragte Liam zögernd.
    »Ja. Du erinnerst dich doch an mich, oder?«
    »Was tust du hier?«
    »Ich wollte dich sehen.«
    »Du bist kein richtiger Traum, nicht wahr?«
    »Ich bin ein Traumwanderer. Ich kann andere Leute in ihren Seelenhäusern besuchen, wenn sie träumen.«
    »Traumwanderer«, murmelte Liam, als erinnere er sich an etwas. Dann wurden seine Augen glasig, bevor neue Furcht darin aufflackerte. Langsam wich er zurück.
    Jackon befürchtete, dass Liam bereits wieder vergaß, wer vor ihm stand. So etwas geschah leicht, wenn man keine Übung darin hatte, im Traum seine Gedanken zu fokussieren. Er durfte ihn nicht verwirren. Es war am besten, er hielt das Gespräch so kurz wie möglich.
    »Hör zu. Du bist in großer Gefahr. Corvas sucht nach dir.«

    Der Blonde blieb stehen, und sein Blick wurde ein wenig klarer. »Wir haben uns versteckt. Er kann uns nicht finden.«
    »Corvas weiß, dass ihr bei den Manusch seid.«
    »Nicht bei den Manusch. Woanders.«
    Jackon atmete innerlich auf. Entweder besaß Corvas falsche Informationen, oder Liam und seine Freunde waren bereits geflohen. Das war gut, denn es verschaffte ihm die Zeit, die er brauchte.
    »Wo seid ihr jetzt?«
    »Das kann ich dir nicht sagen.«
    Liam schlurfte zu einem Fenster und blinzelte verwundert, als er die anderen Seelenhäuser sah. Er hatte offenbar völlig vergessen, dass er nicht allein war.
    Jackon legte ihm die Hand auf den Arm. Mit gerunzelter Stirn blickte der Blonde ihn an.
    »So geht das nicht. Du musst dich auf mich konzentrieren. «
    »Was ist das für eine Stadt da draußen?« »Die Stadt der Seelen. Aber das ist jetzt nicht wichtig. Wir müssen miteinander reden.«
    »Worüber?«
    Es hatte keinen Sinn. Liam besaß keine Erfahrung darin, in den Träumen ein Gespräch zu führen. Er würde immer wieder abschweifen und am Ende vermutlich alles vergessen.
    »Pass auf«, sagte Jackon und schaute seinem Freund fest in die Augen. »Wir müssen uns in Bradost treffen. Komm morgen Früh zu der Gießerei im Kessel. Du weißt schon – da, wo wir einen Ausgang gefunden haben, als wir uns in den Kanälen verirrt hatten. Ich erwarte dich dort gegen sieben.«
    Liam lächelte flüchtig, als er sich an den Tag ihres Abenteuers erinnerte. »Wir hatten ganz schönes Glück damals, was?«
    »Wiederhole, was ich gesagt habe«, verlangte Jackon.
    »Morgen Früh um sieben. An der Gießerei im Kessel.«

    »Ja. Und vergiss es nicht, wenn du aufwachst, hörst du?«
    »Ich vergesse es nicht«, sagte Liam.
    »Gut. Bis später.«
    Jackon umarmte seinen Freund und erwachte kurz darauf mit einem Lächeln.

37
Eine Falle?
    L iam öffnete die Augen und war sofort hellwach. Licht fiel durch den Vorhang, der die Kammer von den anderen Wohnräumen abtrennte. Etwas surrte leise: Godfreys Apparate, die Frischluft in das unterirdische Versteck pumpten.
    Ich muss zur Gießerei im Kessel. Um sieben Uhr.
    Liam konnte sich nicht erklären, woher dieser Gedanke kam – er war plötzlich da und erfüllte ihn mit nervöser Unruhe. Ich darf nicht zu spät kommen, sonst verpasse ich Jackon.
    Jackon?
    Er sah den Rothaarigen so deutlich vor sich, als wäre er ihm gerade begegnet. Hatte er von ihm geträumt? Liam schloss die Augen und versuchte, sich zu erinnern.
    Ja. Und was für ein verrückter Traum das gewesen war. Sie hatten sich in der Sternwarte seines Vaters getroffen und geredet. Aber es war nicht die echte Sternwarte gewesen, sondern ein schattenhaftes Ebenbild des Observatoriums, ein bedrückendes Gemäuer voller Zwielicht, mit Fenstern, die auf eine gewaltige Metropole wiesen … die Stadt der Seelen .
    Noch so ein Gedanke, der sich fremd anfühlte, als wäre er ihm eingepflanzt worden.
    Plötzlich konnte er sich genau daran erinnern, was Jackon gesagt hatte: Wir müssen uns in Bradost treffen. Komm morgen Früh zu der Gießerei im Kessel. Du weißt schon – da, wo wir einen Ausgang gefunden

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