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Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Titel: Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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schraubte darin herum. Nach einer Weile gab er jedoch schimpfend auf.
    Vivana beobachtete wieder die Ebene. Plötzlich entdeckte sie einen Schemen im Dunst, und diesmal war sie sicher, dass ihre Augen ihr keinen Streich spielten. »Lucien, da!«, stieß sie hervor.
    Er sah es auch. »Ein Dämon! Versteckt euch!«
    Sie zogen die Köpfe ein. Vivana lag neben Lucien und spähte durch einen Spalt zwischen den Felsen. Ruac war aufgewacht und zu ihr gekrochen. Höchste Wachsamkeit sprach aus seinen Reptilienaugen.
    Aus dem Dunst trat eine groteske Gestalt. Das Geschöpf
besaß ledrige Haut, einen menschlichen Torso und einen knochigen Schädel mit einer Öffnung, wo sich bei Menschen die Nase befand, zwei kleinen Löchern anstelle der Ohren und einem Maul voller Reißzähne. Seine Augen glühten gelb. In einer Hand hielt es eine Lanze mit gezackter Spitze, in der anderen einen Schild, der aussah, als wäre er mit menschlicher Haut bespannt. Der Unterleib ging in vier Beine über, die in hornartigen Spitzen endeten.
    Vivana schluckte trocken. Sie hatte sich gerade erst von ihrer Begegnung mit Ghulen und Vílen erholt. Dieser Dämon jedoch war noch um einiges schrecklicher. »Ist das ein Lügner? «, flüsterte sie.
    »Ein Krieger«, antwortete Lucien. »Seid leise. Er ist gefährlich. «
    Der Dämon blieb am Ufer des Tümpels stehen und tauchte seine Lanze in den schwarzen Schleim. Voller Ekel beobachtete Vivana, wie er mit seiner langen Zunge die Spitze der Waffe ableckte.
    Sie war maßlos erleichtert, als das Geschöpf kurz darauf wieder im Dunst verschwand. Auch ihren Vater und sogar Lucien hatte der Anblick sichtlich verstört, und es dauerte eine Weile, bis wieder jemand zu sprechen wagte.
    Obwohl seit ihrer Ankunft einige Stunden vergangen sein mussten, änderten sich die Lichtverhältnisse nicht – stets lag ein rötliches Zwielicht über dem Land. Lucien erklärte, dass es im Pandæmonium weder Tag noch Nacht gebe, nur diesen unveränderlichen Zwischenzustand. Dafür lichtete sich irgendwann der Dunst, vielleicht weil der Wind gedreht hatte, und Vivana konnte wieder die titanischen Ruinen am Horizont erkennen. Die bizarren Gebilde erschienen ihr beinahe noch unheimlicher als der vierbeinige Dämon.
    »Wer hat all das erbaut?«, fragte sie.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Lucien.

    »Dämonen?«
    »Wohl kaum. Sie sind nicht dazu fähig, etwas zu erschaffen. Sie können nur vernichten und zerstören.«
    »Als Kind hatte ich einen Hauslehrer, der Priester war«, sagte Vivana. »Er hieß Vater Cuthbert. Weißt du noch, Paps?«
    »Er war ein Fanatiker und ein Dummkopf dazu«, meinte ihr Vater. »Ein Glück, dass er es nicht lange mit dir ausgehalten hat.«
    »Statt mir Rechnen und Geographie beizubringen, hat er mir stundenlang Predigten gehalten«, fuhr sie fort. »Über die Kirche und wie Tessarion über das Meer gekommen ist, um uns den wahren Glauben zu bringen, und so weiter. Meistens ging es dabei auch um das Pandæmonium.«
    »Inwiefern?«, fragte Lucien ohne großes Interesse. »Er hat gesagt, Tessarion hätte das Pandæmonium erschaffen und die Dämonen darin eingesperrt, um das Böse zu bezwingen. «
    »Priester erzählen ständig solche Dinge«, sagte der Alb. »Du darfst das nicht so ernst nehmen.«
    »Ich weiß. Aber wenn das alles falsch ist, was im Buch Tessarion steht – was ist dann die Wahrheit?«
    »Ich habe nicht gesagt, dass alles falsch ist, was eure Priester sagen. Nur manches. Besonders die Geschichten über das Pandæmonium.« Lucien setzte sich so, dass er gleichzeitig mit ihr reden und den Tümpel im Auge behalten konnte. »Vor wie vielen Jahren hat euer Gott gelebt? Vor ein paar Jahrhunderten, richtig? Das Pandæmonium ist viel älter. Es war schon da, als ich erwacht bin – und glaub mir, ich bin sehr alt.«
    Sie wollte ihn fragen, was er damit meinte, er sei »erwacht«, doch da fuhr er bereits fort: »Es ist richtig, dass das Pandæmonium ein Gefängnis für die Dämonen ist. Aber wer es erschaffen hat, weiß niemand. Vielleicht war es schon immer da.«
    Während Lucien erzählte, näherten sich von den Ruinen
drei der geflügelten Wesen, die Vivana kurz nach ihrer Ankunft gesehen hatte. Als Lucien sie bemerkte, befahl er ihnen abermals, in Deckung zu gehen und sich auf keinen Fall zu bewegen. Wenig später landeten die Kreaturen am Tümpel. Jeder der schwarzen Riesenvögel war beinahe so groß wie ein Pferd und besaß einen langen Hals und ungesund glänzendes Gefieder, in dem es

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