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Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Titel: Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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zugegeben, dass sie mich beobachten ließ. So erfuhr sie noch in der gleichen Nacht vom Angriff der Dynes und schickte Corvas los, um mich zu retten. Er kam gerade rechtzeitig. Ein vergifteter Dolch hatte mich verletzt, und ich wäre gestorben, wenn er mich nicht zur Herrin gebracht hätte.«
    »Hat sie dich geheilt?«
    »Sie gab mir ein Gegenmittel und hat sich um mich gekümmert, bis ich wieder gesund war.«
    Jackon hatte sich immer gefragt, woher Umbras bedingungslose Treue zu Lady Sarka kam. Allmählich verstand er es. »Und anschließend bist du bei ihr geblieben?«
    »Ich konnte nirgendwohin. Die Dynes hatten meinen Clan ausgelöscht. Ich bin die letzte Malumo.«
    Falls die Leibwächterin Schmerz oder Trauer bei den Erinnerungen an ihre Familie empfand, so hatte sie sich nichts anmerken lassen, während sie davon erzählte. Jetzt bemerkte Jackon jedoch, wie sich für einen Moment ihre Augen verdunkelten. Ich bin die letzte Malumo. Er schwieg betroffen.
    »So«, meinte Umbra. »Jetzt kennst du meine Geschichte.«
    Jackon wusste nicht, was er sagen sollte. Er räusperte sich verlegen. »Und was ist dann passiert? Hast du dich gerächt?«
    »Die Frage kannst du dir selbst beantworten. Du weißt doch, was damals geschehen ist.«
    »Lady Sarka hat die Clans vernichtet.«
    »Sie wurden ihr zu mächtig, als es die Malumos nicht mehr gab. Sie hat sie der Reihe nach zerschlagen. Auch die Dynes.«
    Umbra sagte es nicht ausdrücklich, doch Jackon konnte heraushören, dass sie beim Kampf gegen die Clans ihre Rache bekommen hatte. Er stellte fest, dass er die Leibwächterin nun mit neuen Augen sah. Andere an ihrer Stelle wären vermutlich an der Trauer zerbrochen, Umbra jedoch lebte ihr Leben weiter, obwohl sie wahrscheinlich noch einsamer war als er. Dafür
bewunderte er sie. »Erzählst du mir auch, warum Corvas und Amander hier sind?«
    »Nein. Die Märchenstunde ist zu Ende«, antwortete sie, wieder so mürrisch wie eh und je. »Und du solltest dich endlich hinlegen. Wenn ich dich später abhole, will ich nicht hören, dass du müde bist, klar?«
    Er griff nach seinen Krücken und stand mühsam auf, während sie zur Tür ging.
    »Umbra?«
    »Was ist denn noch?«
    »Warum gibst du nicht endlich zu, dass du mich magst?«, fragte er grinsend.
    Sie schnaubte unwillig. »Bis später, du Kanalratte.«

11
Klarträume
    J ackon hätte nicht für möglich gehalten, dass es jemanden gab, der noch steifer, blasierter und herablassender war als Jocelyn – bis Cedric ihn eines Besseren belehrte.
    Der neue Diener tauchte auf, kurz nachdem Jackon von seinem Rundgang mit Umbra zurückgekommen war. Er trug einen schwarzen Rock mit polierten Knöpfen und besaß einen penibel gestutzten Kinnbart, der besser zu einem Patrizier als zu einem Bediensteten gepasst hätte. Kühl stellte er sich Jackon vor und brachte ihm anschließend das Abendessen aufs Zimmer: Gemüsesuppe, ofenwarmes Brot, Butter, Hartkäse und Kochschinken. Mit formvollendeter Eleganz stellte er die Speisen auf das Tischchen und wünschte einen guten Appetit.
    Cedric verfügte über geschliffene Umgangsformen und war überaus höflich. Gleichzeitig gelang ihm das Kunststück, Jackon spüren zu lassen, dass er ihn seiner Dienste für unwürdig erachtete. Jede Geste, jedes Wort, jeder Blick triefte geradezu vor Arroganz.
    Das Ärgerliche dabei war, dass Cedric nur ihn so behandelte. Jackon hatte ihn beobachtet: Umbra, Corvas und Amander gegenüber verhielt sich der Diener so freundlich, dass es schon an Unterwürfigkeit grenzte. Er hatte den Verdacht, Cedric hatte irgendwie erfahren, woher er stammte und dass er einst ein Schlammtaucher gewesen war.
    In finsterer Stimmung verzehrte Jackon sein Abendbrot.
Um den Diener zu ärgern, schickte er ihn den Salzstreuer holen. Als Cedric zurückkam, stellte Jackon den Streuer demonstrativ neben seinen Teller, ohne ihn zu benutzen. Cedrics Blick nach zu schließen hatte er damit einen neuen Feind gewonnen, aber das war ihm egal. Er war jetzt ein Leibwächter Lady Sarkas und hatte Respekt verdient.
    Kurz vor Sonnenuntergang kam Umbra und brachte ihn mit einem Schattentor ins geheime Zimmer. Lady Sarka war noch nicht da, also setzte er sich auf die Couch und wartete.
    Es fiel ihm schwer, die Augen offen zu halten. Ein anstrengender Tag lag hinter ihm. Umbra hatte ihn im Anwesen herumgeführt und ihm jene Flügel, Zimmer und verborgenen Treppen gezeigt, die nur Lady Sarka und ihren Vertrauten zugänglich waren: ihre Privatgemächer; das

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