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Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Titel: Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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erschöpft, sodass sie sich eine Weile ausruhen mussten. Vivana nutzte die Gelegenheit, um Ruac zu füttern. Dabei stellte sie fest, dass sein Trockenfleisch allmählich zur Neige ging. Ruac fraß inzwischen das Doppelte der üblichen Menge. Wenn er weiter wuchs und es ihr nicht gelang, neues Futter aufzutreiben, hielt der Rest noch höchstens drei Tage. Ihr blieb nichts anderes übrig, als seine Portionen zu halbieren. Der Tatzelwurm war davon nicht gerade begeistert – er verschlang das kümmerliche Fleischstück mit einem Bissen und bettelte um mehr. »Tut mir leid«, sagte sie bedauernd, »ab heute musst du Diät halten.« Doch Ruac ließ nicht locker. Er kroch um den Tragekorb herum und versuchte, an sein Futter heranzukommen. Schließlich hatte sie Mitleid mit
ihm und gab ihm einen Keks, den sie eigentlich selbst hatte essen wollen.
    Die Schreie, die unaufhörlich vom Fluss heraufhallten, waren wegen des Dunstes nur gedämpft zu hören, aber das machte sie nicht weniger beklemmend. Vivanas innere Unruhe wurde immer größer, und sie ging zu ihrem Vater und Lucien, die bei der Öffnung saßen und den Platz beobachteten.
    »Wo wollen wir mit der Suche nach Liam anfangen?«, fragte sie den Alb.
    »Am besten hier.«
    »Aber wir wissen doch nur, dass er in der Nähe des Schreiendes Flusses angekommen ist. Er könnte auch ganz woanders sein.«
    »Während der letzten Rast, als ihr geschlafen habt, habe ich den Dämon noch einmal verhört. Er hat ausdrücklich gesagt, dass Liam in diesen Ruinen gelandet ist.«
    Vivanas Vater aß ein paar Trockenfrüchte. »Hat er noch mehr gesagt? Irgendetwas, mit dem wir die Suche auf einen bestimmten Bereich eingrenzen können? Ihr habt gesehen, wie groß die Ruinen sind. Es wird Tage dauern, alles abzusuchen, selbst wenn wir systematisch vorgehen.«
    »Leider nein«, erwiderte Lucien. »Deswegen sollten wir keine Zeit vergeuden.«
    Kurz darauf verließen sie ihr Versteck. Lucien stieg auf den höchsten Trümmerhaufen, um sich einen Überblick über das Gelände zu verschaffen, allerdings konnte er wegen des Dunstes nicht sonderlich viel erkennen. Sie beschlossen daher, zuerst das Flussufer abzusuchen und sich dann tiefer in die Ruinen vorzuarbeiten.
    Während sie am Fluss entlanggingen und nach Liam riefen, kamen sie ständig an gewaltigen Mauerresten vorbei, an Pfeilern, die der mächtigen Säule auf dem Platz ähnelten, an Rampen und Treppen, die zu höher gelegenen Bereichen führten.
Das kathedralenartige Dach hoch über ihren Köpfen schien große Löcher aufzuweisen oder die Ruinen nicht vollständig abzudecken, denn manchmal, wenn der Wind den Dunst für ein paar Augenblicke zerstreute, sah Vivana den glühenden Himmel anstelle der riesigen Rippenbögen. Turmhohe Steinwälle wuchsen aus dem Felsenboden, einige massiv, andere von wabenähnlichen Gewirren aus Kammern und Gängen durchsetzt. Welchem Zweck all das einst gedient hatte, blieb ein Geheimnis.
    »Ich frage mich, wo der ganze Aetherdampf herkommt«, bemerkte Vivanas Vater irgendwann.
    »Meinst du den goldenen Nebel?«
    »Ich habe noch nie so viele Mengen davon gesehen«, fuhr er fort. »Irgendetwas muss ihn freigesetzt haben … eine unvorstellbar zerstörerische Kraft.«
    Vivana dachte an ihre Vision, an den Krieg des Verlorenen Volkes gegen die Dämonen. »Magie?«
    Er gab keine Antwort. »Seltsam ist auch, dass er sich nicht verflüchtigt. Normalerweise hält er sich keine fünf Minuten in der Luft. Vielleicht liegt es an den Lichtmauern. Wenn das Pandæmonium wirklich ein geschlossener Raum ist, wie Lucien behauptet, kann der Dampf nirgendwo hin. Bei Tessarion, ich wünschte wirklich, ich hätte meine Messgeräte mitgenommen. Dieser Ort ist eine Goldgrube für die Wissenschaft …« Mit unzufrieden gerunzelter Stirn zückte er sein Büchlein und machte sich Notizen.
    Vivana seufzte. »Kann das nicht warten, bis wir Liam gefunden haben?«
    Er hob den Kopf, noch ganz gefangen in seinen Überlegungen. »Ja. Natürlich«, sagte er. »Tut mir leid. Eine Berufskrankheit, schätze ich. Du hast recht: Liam ist jetzt wichtiger.« Er steckte sein Notizbuch weg.
    Am Flussufer hielten sich hier und da kleinere Gruppen von
verdammten Seelen auf, die sie jedoch ohne besondere Mühe umgehen konnten. Dämonen schien es hier keine zu geben – zumindest hatten sie bisher keinen einzigen gesehen. Trotzdem bestand Lucien darauf, dass sie stets zusammenblieben, denn auch ohne Dämonen waren die uralten und einsturzgefährdeten

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