Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer
Bordgeschütze. Vermutlich würden sie jetzt wenden, doch bevor sie in der Lage wären, die Verfolgung aufzunehmen oder gezielt zu feuern, würde die
Jaipin
uneinholbar entfernt sein.
Das halsbrecherische Manöver hatte Jackon zu sehr durchgeschüttelt, als dass er Erleichterung hätte empfinden können — in seinem Kopf drehte sich alles. Quindal schien es nicht besser zu gehen, und sogar Lucien und die beiden Leibwächter wirkten ein wenig mitgenommen. Die Südländer klammerten sich geübt an den Haltegriffen neben den Höhenrudern fest und hielten nach ihren Verfolgern Ausschau.
»Seht ihr? Wir haben es geschafft«, sagte Khoroj mit Befriedigung in der Stimme.
»Freu dich nicht zu früh«, murmelte Lucien.
Jackon blickte in die Richtung, in die der Alb starrte.
Von schräg hinten näherte sich ihnen die
Phönix
.
Ein Blitz teilte zischend den Himmel.
Während die
Zhila
ein waghalsiges Ausweichmanöver einleitete, kämpfte sich Liam durch die schwankende Gondel und prallte zweimal gegen die Korridorwand, bis es ihm schließlich gelang, die Tür ihrer Kabine aufzustoßen.
»Vivana, jetzt komm!« Er musste schreien, so laut war das Geschützfeuer der angreifenden Schiffe.
Vivana hielt sich am Handlauf fest. »Da drin sind wir auch nicht sicherer als auf der Brücke!«
»Aber hier sind wir niemandem im Weg.«
Zwei Aeronauten hasteten den Flur entlang. Als sie verschwunden waren, ergriff Liam Vivanas Hand, zog sie in die Kabine und warf die Tür zu.
Blitze und Mündungsfeuer erfüllten den kleinen Raum mit flackerndem Licht. Die Außenwände der Gondel waren mit Metallplatten gepanzert, trotzdem bezweifelte Liam, dass sie einem Volltreffer widerstehen würden. Er fühlte sich so ausgeliefert und schutzlos, als schwebe er nackt zwischen all diesen schwer bewaffneten Schiffen.
Die
Zhila
fuhr eine steile Kurve, sodass er abermals das Gleichgewicht verlor. Während er sich am Bett festhielt, blickte er aus dem Bullauge und sah nichts als blaugraue Wellen, so schräg stand das Flaggschiff in der Luft. Hätte er losgelassen, wäre er geradewegs durch die Kabine gefallen und gegen die Wand geprallt.
»Runter auf den Boden!«
Ohne das Bett loszulassen, legten sich Vivana und er flach hin. Das war die sicherste Methode, nicht verletzt zu werden, während die
Zhila
den Angreifern auswich.
Sein Herz schlug so wild, dass er kaum atmen konnte.
Bitte kein Treffer,
betete er mit geschlossenen Augen.
Irgendwann spürte er, dass das Luftschiff wieder geradeaus fuhr. Er stand auf und wankte zum Bullauge. Was er sah, ließ ihm das Blut gefrieren.
Zwei Luftschiffe stürzten mit zerfetzten Hüllen ab und sanken langsam dem Meer entgegen, ein drittes stand in Flammen — ob es sich dabei um eigene oder feindliche handelte, konnte er bei all dem Rauch und Aetherdampf nicht erkennen. Die anderen Luftschiffe bekämpften sich weiterhin erbittert. Motoren dröhnten. Kanonen donnerten. Geschosse sausten durch die Luft. Zwei der fliegenden Ungetüme schwebten dicht nebeneinander und deckten sich gegenseitig mit Schrotsalven ein, die klaffende Löcher in Hüllen und Gondelwände schlugen.
Liam hielt nach der
Jaipin
Ausschau und entdeckte sie am äußeren linken Rand seines Sichtfeldes, wo der Rauch nicht ganz so dicht war. Offenbar hatte sie zwei Verfolger abgehängt und raste der Küste entgegen. Doch sie war noch längst nicht außer Gefahr.
»Was siehst du?«, fragte Vivana.
»Die
Jaipin
. Sie wird von der
Phönix
verfolgt.«
Vivana schob ihn zur Seite und überzeugte sich selbst davon. »Wir müssen ihnen helfen. Die
Phönix
schießt sie sonst ab.«
»Und wie willst du das anstellen?«
»Komm mit.« Sie öffnete die Tür und lief auf den Gang.
Die Luft in der Gondel roch nach Pulverdampf und knisternder Elektrizität. Liam folgte Vivana zum Heckteil der Gondel. Einer der Propeller hatte offenbar einen Treffer abbekommen; zwei Maschinistinnen arbeiteten fieberhaft in der Motorengondel. Ein Aeronaut wuchtete ein Aetherfass eine Steigleiter hinauf und brüllte, als Vivana ihn im Vorbeilaufen anrempelte.
Ein Stoß ließ das gesamte Schiff erbeben.
»Was war das?«, rief Vivana atemlos.
»Ich glaube, wir sind getroffen worden.«
»Stürzen wir ab?«
Liam spähte durch eine Luke, die hinauf in die Hülle führte, doch er konnte nichts erkennen außer einem Gewirr aus Metallstangen, das den Laufgang überwölbte. Irgendwo im Zwielicht schrie jemand. »Ich weiß es nicht. Soll ich nachsehen?«
»Nein, das bringt nichts.
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