Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer
Grambeuge Lady Sarka ein Dorn im Auge. Sie wollte sie loswerden — und was wäre einfacher, als dafür zu sorgen, dass sie sich gegenseitig auslöschten? Mithilfe des Doppelgängers ließ sie die Dynes glauben, Umbras Cousin Lumisco hätte nachts ihr Haus überfallen, wohl wissend, dass die Dynes für diesen Anschlag blutige Vergeltung üben würden. Und genauso kam es. Die Dynes vernichteten die Malumos, waren von den Kämpfen jedoch so stark geschwächt, dass die Geheimpolizei nur noch die Überreste zusammenfegen musste. Obendrein hatte das den nützlichen Nebeneffekt, dass Lady Sarka sich vor Umbra, die sie zuvor vergeblich versucht hatte anzuwerben, als Lebensretterin darstellen konnte, in der Hoffnung, dass Umbra zum Dank in ihre Dienste treten würde. Was Umbra auch prompt getan hatte.
Ein perfider Plan. Und ich bin darauf reingefallen.
Umbra bekam kaum noch Luft; sie war unfähig, sich zu bewegen. Wieder und wieder sah sie die Nacht des Massakers vor sich, spürte die Hitze des Feuers, hörte die Schreie ihrer Familie.
»Was hast du damit zu tun?«, brachte sie leise hervor.
»Gar nichts«, antwortete Mama Ogda, die wieder ihre Wasserpfeife rauchte. »Ich habe in jener Nacht gesehen, was passiert ist, schließlich befanden sich euer Hotel und das Haus der Dynes ganz in der Nähe meines Ladens. Ich habe mitbekommen, dass die Dynes überfallen wurden. Der Attentäter sah zwar auf den ersten Blick aus wie dein Cousin, aber als er verletzt geflohen ist, habe ich sofort erkannt, dass er in Wahrheit ein Doppelgänger ist. Das hat mich neugierig gemacht. Ich bin ihm zum Flussufer gefolgt, wo er wenig später an seinen Verletzungen starb. Kurz vor seinem Tod habe ich seine Erinnerungen extrahiert — der Vorfall erschien mir interessant genug, ihn für die Nachwelt zu erhalten. Als ich mir die Erinnerung zuhause ansah und feststellte, dass hinter dem Attentat eine hübsche kleine Verschwörung steckt, dachte ich mir: Mama Ogda, was du da in den Händen hältst, ist ein Schatz, für den dir Lady Sarka womöglich ein nettes Sümmchen bezahlt, damit ich ihn nicht ihren Feinden zuspiele. Leider ist es anders gekommen. Deine Herrin hat kurz darauf die Clans des Rattennests vernichtet, und die Erinnerung war wertlos geworden. Ich hatte keine Verwendung mehr dafür und vergaß sie — und würde mich vermutlich immer noch nicht daran erinnern, wenn du nicht vier Jahre später in meinen Laden gekommen wärst und nach Silas Torne gefragt hättest.«
»Von wem hatte sie den Doppelgänger?«, fragte Umbra mit schwacher Stimme.
Die Harpyie grinste listig. »Das ist die Frage, nicht wahr? Warum lässt sie ausgerechnet Silas nach einem Doppelgänger suchen, obwohl sie doch schon einmal einen besessen hatte?
Ja, ich weiß, warum du Silas geholt hast — ich habe euch zugehört, als du bei ihm in meinem Keller warst. Keine Ahnung, wer ihr damals den Doppelgänger beschafft hat. Vermutlich ein armer Teufel, den sie anschließend umbringen ließ, damit er sich nicht verplappern kann. Dumm von ihr, wenn du mich fragst. Hätte sie ihn am Leben gelassen, hätte sie sich später nicht mit Silas herumärgern müssen. Wie ich Silas kenne, hat er gar nicht versucht, ihr zu helfen, sondern hat sie von vorne bis hinten betrogen.«
Umbra fühlte sich getäuscht, erniedrigt, gedemütigt. An Lady Sarkas Händen klebte das Blut ihrer Familie.
Und dafür habe ich ihr Treue geschworen, sie geliebt, sie mit meinem Leben beschützt.
Ein Zorn, wie sie ihn noch nie erlebt hatte, stieg in ihr auf, gab ihr die Kraft, sich zu erheben, in einem Winkel des Dachstuhls ein Schattentor zu öffnen. Sie trat hindurch.
Das Letzte, was sie hörte, war Mama Ogdas meckerndes Lachen.
Im Kuppelsaal des Palastes standen Lady Sarka, Corvas und Amander.
»Gut, dass du da bist«, begrüßte die Lady sie. »Wir werden angegriffen.«
Umbra hörte die Worte kaum. Sie ließ ihren Schatten wachsen, griff nach der Herrin, versuchte ihren Hals zu umschlingen.
Corvas packte sie schmerzhaft am Arm. »Hast du den Verstand verloren?«
Sie stieß ihn weg, fesselte ihn mit seinem eigenen Schatten und hob Lady Sarka in die Luft.
»Haltet diese Wahnsinnige auf, ihr Narren!«, schrie die Lordkanzlerin. »Tötet sie, verdammt noch mal!«
Umbra spürte einen scharfen Schmerz am Arm. Sie ließ Lady Sarka los, wirbelte herum und sah, dass Corvas sich befreit und seine Messer gezogen hatte. Amander legte mit der Pistole auf sie an. Mit einem Sprung rettete sie sich hinter eine
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