Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer
kapiert?«
»Jetzt warte doch«, stammelte der Rothaarige und wich erschrocken zurück. »Lass mich wenigstens erklären, was ich vorhabe ...«
»Lügner! Du wartest doch nur auf eine Gelegenheit, uns fertigzumachen.« Vivana packte ihn am Kragen. Am liebsten hätte sie ihn zu Boden gestoßen und verprügelt.
»Hör auf«, ging Nedjo dazwischen. »Willst du, dass die Wachen uns hören?«
»Er soll verschwinden. Mir wird schlecht, wenn ich ihn nur ansehe.«
»Nein«, widersprach Lucien. »Er bleibt bei uns.«
Vivana war so zornig, dass sie kein Wort mehr herausbrachte. Jackon strich mit betretener Miene seine Kleider glatt. Sie wandte den Blick ab. Sie fürchtete, wenn sie noch einmal in sein schuldbewusstes Gesicht blicken musste, würde sie ihn umbringen.
»Lucien hat Recht«, sagte Nedjo. »Mir gefällt das auch nicht, aber denk doch mal nach. Wenn der Kerl wirklich etwas im Schilde führt, dann ist es besser, er bleibt hier. Damit wir ihn im Auge behalten können, verstehst du? Wir fesseln und knebeln ihn, dann kann er nichts anstellen.«
»Macht doch, was ihr wollt!«, fauchte Vivana.
Der junge Manusch holte ein Seil aus seinem Beutel. Als er und Godfrey Jackon festhielten, begann der Rothaarige zu zappeln.
»Lucien! Sag ihnen, dass sie aufhören sollen.«
»Das ist nicht nötig«, wandte sich der Alb an die beiden Männer. »Ich denke nicht, dass er eine Gefahr darstellt.«
»Wieso nimmst du ihn in Schutz?«, fragte Vivana. »Kannst du mir das mal erklären?«
»Er hat mich gerettet. Ohne ihn wäre ich womöglich schon tot.«
»Könnte ein Trick sein«, bemerkte Nedjo.
»Lady Sarka hat bekommen, was sie wollte. Tricks hat sie keine mehr nötig.«
»Wer weiß schon, was sie in ihrem kranken Hirn ausbrütet.« Der Manusch drehte Jackon die Arme auf den Rücken. Der Rothaarige verzog vor Schmerz das Gesicht. Godfrey schob ihm ein zusammengeknülltes Tuch in den Mund, das seinen Schrei erstickte, bevor sie ihn fesselten. Als die beiden Männer fertig waren, saß Jackon wie ein verschnürtes Paket auf dem Boden und konnte sich kaum noch bewegen.
»Na schön«, sagte Lucien. »Niemand verlangt von euch, ihm zu vertrauen. Aber wir sind auf ihn angewiesen. Er hat mir seinen Plan erzählt. Mit ihm haben wir vielleicht eine Chance, die anderen zu befreien.«
»Wir brauchen seine Hilfe nicht«, erwiderte Vivana. »Wir schaffen das auch so.«
»Und wie?«
»Siehst du den Nebeneingang da drüben? Er ist weit genug weg vom Haupttor. Da gehen wir rein.«
Lucien spähte zu der Tür. »Davor steht eine Wache.«
»Wirst du mit ihr fertig?«
»Ich denke schon. Aber die Tür wird verschlossen sein.«
»Darum kümmert sich Godfrey.« Sie blickte in die Runde. »Nedjo, du bleibst mit Ruac hier und passt auf Jackon auf. Wir drei gehen zum Ministerium. Einverstanden?«
»Das ist verrückt«, sagte Lucien.
Vivana verlor allmählich die Geduld. Während sie diskutierten, saßen ihre Gefährten in dunklen Gefängniszellen und litten. »Genug geredet. Jetzt kommt!«
Sie lief los. Ihr Plan sah vor, durch den Nebeneingang ins Ministerium einzudringen und den Zugang zum Gefängnis zu suchen. Ein sehr waghalsiger Plan, zugegeben, aber sie konnte schließlich auf die Hilfe von Lucien und Godfrey zählen. Die beiden Männer mit ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten waren schon mit weit schlimmeren Gefahren fertiggeworden.
Außerdem gab es keine andere Möglichkeit. Schnell und lautlos zuzuschlagen, die Wächter zu überrumpeln und rasch wieder zu verschwinden, war ihre einzige Chance.
Da direkt vor dem Ministerium mehrere Laternen standen, eilte sie in die Gasse zurück, umrundete den Häuserblock und überquerte die Straße zweihundert Schritt vom Ministerium entfernt, wo es dunkler war. Vorsichtig pirschte sie sich an den Seitenflügel des Gebäudes heran und ging hinter einer Hausecke in Deckung. Der Nebeneingang befand sich auf der anderen Straßenseite, keine fünfzehn Schritt von ihr entfernt. Wenn sie um die Ecke spähte, konnte sie den Wachsoldaten sehen. Er stützte sich auf seine Hakenlanze und hatte den Kragen seines Filzmantels hochgeschlagen. Auf Höhe seines Gesichts leuchtete ein roter Punkt: die Glut seiner Zigarette.
Lucien huschte heran und presste sich hinter ihr gegen die Mauer. »Ich mag es nicht, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden«, sagte er leise.
»Wäre ich nicht losgelaufen, würdet ihr immer noch reden. Wo ist Godfrey?«
»Da.« Der Aethermann tauchte aus der Dunkelheit auf
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