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Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Titel: Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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Stärke und Entschlossenheit völlig verloren zu haben.
    »Weiß jemand, wie es Livia geht?«, fragte er in die Runde.
    Kurz bevor man sie zum Ministerium gebracht und voneinander getrennt hatte, hatten die Kinder gesagt, Livia sei von Amander angeschossen worden. Das war das Letzte, was Liam von der Wahrsagerin gehört hatte. »Weißt du etwas?«, fragte er Jackon.
    Der Rothaarige hielt seinem Blick nicht stand und starrte zu Boden.
    »Sie ist tot, nicht wahr?«, sagte Madalin.
    »Ja.«
    »Ich habe es gewusst«, murmelte der Manusch. »Ich habe es die ganze Zeit gespürt.«
    Liam war, als hätte man ihm einen Schlag versetzt. Tief in seinem Innern hatte er es geahnt, genau wie Madalin, aber er hatte seine Befürchtungen stets weggeschoben und sich geweigert, auch nur daran zu denken. Weil er einfach nicht glauben konnte, nicht glauben
wollte,
dass Livia nicht mehr bei ihnen war.
    Fassungsloses Schweigen herrschte unter den Gefährten, bis Quindal leise sagte: »Dafür wirst du bezahlen.«
    Jackon wies die Schuld an Livias Tod nicht von sich, er verteidigte sich nicht — er sagte gar nichts. Tränen rannen ihm über das Gesicht.
    Liam hörte Rufe und trampelnde Schritte näher kommen, doch er war so in seinem Schmerz gefangen, dass er erst nach einigen Augenblicken begriff, was der Lärm bedeutete. »Soldaten!«
    Jovan war der Erste, der seine Bestürzung überwand. »Wie viele Wege gibt es nach oben?«, fragte er Jackon.
    »Keine Ahnung.«
    »Dann müssen wir uns den Weg freikämpfen. Madalin, du bleibst hinten und beschützt die Kinder. Sandor, Nestor, holt euch die Pistolen. Macht schnell!«
    Quindal und der Manusch schafften es gerade noch, die Waffen und die Munition der Bewusstlosen an sich zu bringen, als schon die ersten Kugeln durch die Halle pfiffen. Mehrere Soldaten waren auf der oberen Galerie erschienen und schossen. Liam und seine Gefährten hasteten die Treppe hinauf und suchten unter der Galerie Deckung, in einem toten Gang, der nach wenigen Schritten an einer Mauer endete.
    Hektisch luden Quindal und Sandor die Pistolen. Als die Soldaten die Stufen herunterkamen, feuerten sie. Die erste Kugel prallte Funken sprühend vom Treppengeländer ab, die zweite traf einen Wächter, der zu Boden geschleudert wurde. Die anderen vier Männer schossen zurück, doch Quindal und Sandor zogen rechtzeitig die Köpfe ein.
    Die Soldaten hielten sich nicht damit auf, ihre Pistolen nachzuladen. Mit Säbeln und Hakenlanzen griffen sie an. Liam, Quindal, Sandor und Jovan stürmten ihnen entgegen, und ein heftiges Handgemenge entbrannte. Liam hörte einen Schrei und begriff plötzlich, dass er selbst es war, der brüllte, während er sich auf einen Wächter stürzte. Jackon kam ihm abermals zu Hilfe. Gemeinsam nahmen sie den Mann in die Zange. Eine Lanzenspitze zuckte ihm entgegen, er warf sich zur Seite und spürte heißen Schmerz an seiner Schulter, als die Klinge seine Haut aufritzte. Das stachelte seinen Zorn nur noch mehr an, und er trieb seinen Gegner mit wilden Stößen und Hieben zurück. All die Verzweiflung der letzten Stunden, die Angst um Vivana und die Trauer um Livia brachen sich Bahn und erfüllten ihn mit unbändiger Kampfeswut. Seinen Freunden erging es offenbar ähnlich. Unter lautem Gebrüll warfen sie sich den Soldaten entgegen, drängten sie zurück und überrannten die verblüfften Männer schier.
    Das Gefecht dauerte nur kurz, und es erschien Liam wie ein Rausch. Als er daraus erwachte, stellte er fest, dass er seinen Gegner entwaffnet, am Arm verletzt und zu Boden gestoßen hatte. Daneben lag ein weiterer Wächter, der sich nicht mehr bewegte. Die anderen waren geflohen.
    Die Wunde an Liams Schulter blutete, war jedoch nicht tief. Auch die anderen hatten Schrammen und Kratzer davongetragen. Nichts davon war ernst, doch es zeigte Liam, dass das
javva,
das sie in Godfreys Versteck eingenommen hatten, nicht mehr wirkte. Jeder Kampf war jetzt ein Kampf auf Leben und Tod.
    »Aufstehen«, befahl Jovan dem verwundeten Soldaten. »Du kommst mit.«
    Der Mann verzog vor Schmerz das Gesicht, als er sich aufrichtete, und presste die Hand auf die Wunde.
    Jovan zwang ihn, vorauszugehen, und sie stiegen zur oberen Galerie hinauf, wo sich der Ausgang des Gefängnisses befand. Liam spähte in den Korridor und sah am anderen Ende zuckende Schatten im fahlen Lampenlicht. Offenbar näherte sich ihnen ein weiterer Soldatentrupp, ein wesentlich größerer als der, gegen den sie eben gekämpft hatten. Er warf die Tür zu

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