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Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Titel: Pandaemonium - Die Letzte Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Odin
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voller Furcht anstarrten. »Hör auf, unseren Kindern Angst zu machen! Klar?«
    Witter sah die tiefen Zornesfalten auf der Stirn und die kleinen Äuglein hinter den dicken Brillengläsern, die ihn böse anfunkelten, als der Mann ganz dicht an sein Gesicht herankam.
    »Und jetzt verpiss dich!«, schrie der Fette und stieß Witter gegen den Brustkorb.
    Er taumelte zurück und wäre beinahe über seine eigenen Füße gestolpert und hingefallen. Sie würden ihm niemals glauben, erkannte er – nicht diese Leute hier und auch nicht die Polizei oder irgendjemand sonst.
    Er sagte nichts mehr, auch nicht, als er sah, wie die Wolke sich wie eine Schlange um die Beine der Kleinen legte, die eben noch geheult hatte und sich nun die Tränen vom Gesicht wischte. Er schwieg, als der Brodem an ihrem schmalen Körper nach oben wanderte und dann durch die niedliche Nase, den Mund und die kleinen Ohren in ihren Körper hineinfloss und sie schließlich vollkommen einschloss, sodass am Ende nur noch ihre Nasenspitze aus der wabernden Masse hervorlugte.
    Nach dem Mädchen wurde einer nach dem anderen von der Wolke eingehüllt und von ihr verschluckt. Kein Mensch bemerkte, was mit ihm geschah, nur Witter sah das Grauen und konnte nichts dagegen machen.
    Doch etwas war neu. Etwas, das Witter so noch nie gesehen hatte. Etwas, das ihm den letzten, kleinen Funken Hoffnung raubte.
    Auf den ersten Blick sahen die Menschen unverändert aus, als sich die Wolke langsam wieder lichtete und weiterwanderte. Alle standen noch an derselben Stelle wie zuvor, so als habe sich der böse Spuk nur in Witters Fantasie abgespielt. Doch dann, als sich der Dunst vollends auflöste, sah Witter, dass sie aus Mund, Nase und Augen bluteten.
    Hatte das Virus zu Beginn einige Tage gebraucht, bis die Verwandlung einsetzte, so schien sich der Ausbruch der Krankheit nun wie im Zeitraffer zu beschleunigen. Er wollte gar nicht weiter darüber nachdenken, was das für Berlin und darüber hinaus bedeutete. Er brauchte nur eine Schrecksekunde, bis er wieder klar denken konnte.
    Nicht ein einziges Mal schaute er sich um, als er wieder zurückrannte und hinter ihm erneut Geschrei und Schüsse zu hören waren.

60
    Ein dicker Regentropfen platschte auf seinen Schutzhelm. König schaute hoch zum Himmel, an dem eine dunkle Gewitterfront aufzog. Das Wetter spielte total verrückt. Erst Schnee, dann Regen.
    »Siebert! Hier König! Bitte kommen.« Keiner antwortete, stattdessen hörte König nur Interferenzen aus dem Funkgerät. »Verdammt!« Was war da los in der Zeltstadt, dass ihm keiner antwortete? Er steckte das Funkgerät weg und folgte den anderen unter das Vordach des Klinikgebäudes in der Nähe des Hubschrauberlandeplatzes. Der Regen wurde immer stärker, und Blitze zuckten in der Ferne über den Himmel, denen kurz darauf ein dumpfes Donnern folgte.
    Naomi stellte sich abseits von den anderen hin und nahm den Brief aus dem Umschlag, den ihre Mutter ihr gegeben hatte. Der Wind zerrte daran, und sie musste das Papier gut festhalten, damit er ihr nicht aus den Händen gerissen und weggeweht wurde. Sie drehte sich schnell herum, sonst hätten die Regentropfen auch noch die Tinte verschmiert. Es kostete sie einige Mühe, die Handschrift zu entziffern, die stellenweise sehr krakelig und schwer zu entziffern war.
    Liebe Naomi,
    mein Name ist Alejandro Rodriquez. Sicherlich bist Du verwundert, von jemandem einen Brief zu bekommen, dessen Name Dir wahrscheinlich nichts sagt. Einmal habe ich Dich angerufen, das war vor über einem Jahr, kurz nach dem Unglück. Vom Handy Deines Vaters. Es lag in Manuelas Wohnung. Er muss es vor ihrer Abreise nach San Andrés dort vergessen haben. Aber ich habe wieder aufgelegt, weil ich nicht den Mut hatte, mit Dir zu sprechen.
    Naomi hielt kurz inne. Rodriquez, Rodriquez!? Sie kannte diesen Namen! Manuela Rodriquez! Das war doch der Nachname der Geliebten ihres Vaters! Ja, genau! Und es war gar nicht ihr Vater gewesen, der sie nach dem Anschlag auf die Maschine angerufen hatte, sondern, wie sich jetzt herausstellte, dieser Alejandro. Alejandro mit demselben Nachnamen! Ihr wurde ganz schwindelig, doch sie las weiter.
    Lange, sehr lange habe ich mit mir gerungen, Dir zu schreiben, denn die Wahrheit zu erzählen bedeutet meinen sicheren Tod. Ich schicke Dir diesen Brief, weil es zu gefährlich ist, übers Internet mit Dir in Kontakt zu treten. SIE sind im Netz und wissen alles.
    Ich befinde mich auf der Flucht. Schon seit einer Woche. Ich hoffe, dass

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