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Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Titel: Pandaemonium - Die Letzte Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Odin
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zu.
    Genau dort, wo sich der einst bekannteste Grenzübergang zwischen Ost- und Westberlin vor dem Fall der Mauer befunden hatte, war wieder ein Kontrollpunkt zwischen der Krankenzone und dem Westen der Hauptstadt errichtet worden. Anfangs hatte es einen großen Aufschrei in ganz Deutschland gegeben wegen der Wahl des Ortes, der schreckliche Erinnerungen an die Zeiten des Kalten Krieges wachrief. Aber gerade dessen Bekanntheit hatte bislang garantiert, dass sich die Flüchtlinge dort auch tatsächlich einfanden und ein geregelter Ablauf des Menschenstroms aus Berlin-Mitte abgewickelt werden konnte.
    Am Kontrollpunkt stand ein Aufgebot an Mannschaften der Polizei und des Militärs. Hinter der originalgetreu rekonstruierten Kontrollbaracke aus dem Jahre 2000 erhob sich ein großes Metalltor, das zwischen zwei Betonpfeilern in den Stacheldrahtzaun eingelassen war.
    Schanz fuhr langsam vor die Absperrung, die ein paar Meter vor dem Tor aufgebaut war und an der mehrere grimmig dreinschauende Soldaten mit Maschinengewehren standen. Er ließ die Scheibe herunter und streckte einem der Männer den Passierschein und seinen Ausweis entgegen. Der Soldat musterte die Dokumente ausführlich, bevor er sie Schanz zurückgab. Dann machte er mit der Hand eine Geste zu einem seiner Kameraden am Tor, der den Durchgang öffnete.
    In diesem Moment kam Schanz ein komischer Gedanke: War dies die Pforte zur Hölle?

65
    In einem Krankenwagen, den sie auf dem Gelände entdeckt und bei dem noch die Schlüssel im Zündschloss gesteckt hatten, fuhren sie zum südlichen Teil des Campus. Vor einer Gruppe größerer Eichen in der Nähe des Zauns hielten sie an und stiegen aus. König hatte recht gehabt. Einzelne Äste der Bäume ragten über den Hochspannungszaun auf die andere Seite.
    »Der dort sieht stabil genug aus«, meinte König und zeigte auf einen besonders dicken Ast.
    Er fuhr den Krankenwagen so dicht wie möglich an den Baum heran und kletterte als Erster auf das Dach des Wagens. Während er Simone, Jimmy und Rafael nacheinander zu sich hinaufzog, durchsuchte Naomi noch rasch den Krankenwagen nach Nützlichem und fand einige Schutzanzüge.
    »Für Witter und die anderen beiden«, erklärte sie König, der das mit einem Tragegurt zusammengeschnürte Bündel fragend anschaute. Dann half er auch ihr auf das Wagendach, von wo aus sie es leichter haben würden, auf den Baum und dann hoch zum Ast zu steigen.
    »Am besten, ihr setzt euch auf den Ast und zieht euch langsam Stück für Stück hinüber. Passt aber auf eure Füße auf! Ihr dürft auf gar keinen Fall den Zaun berühren. Habt ihr verstanden?« Alle mit Ausnahme von Jimmy nickten.
    Er konnte es nicht haben, wenn ihm jemand Ratschläge gab, auch wenn sie gut gemeint waren.
    »Gut. Dann los. Wer macht den Anfang?«
    Zunächst meldete sich keiner, und es entstand eine kurze Pause, bis Rafael sagte: »Ich.«
    Er kletterte den Stamm nach oben. Nur ein oder zwei Mal rutschte er mit dem Fuß ab, weil das Holz glitschig war. Bevor er sich oben auf den Ast setzte, schaute er noch einmal hinunter zu Naomi, die ängstlich zu ihm hinaufblickte.
    Ihre eindringlichen Blicke sagten in diesem Moment mehr als Worte. Sie brachten Gefühle füreinander zum Ausdruck, die sie sich bisher nicht eingestanden hatten, und Rafael fand dadurch seinen Mut wieder.
    Stück für Stück schob er sich über den Ast bis zur anderen Seite, wo er hinunter auf die Erde sprang. Jimmy folgte ihm nach und gelangte ohne größere Probleme ebenfalls hinüber.
    Dann war Simone an der Reihe. Obwohl Naomi sie beschwor, während des Hinaufkletterns nicht nach unten zu blicken, tat sie es trotzdem. Wie eine Ertrinkende an eine Boje klammerte sich Simone an den Baumstamm und wollte sich nicht mehr von der Stelle rühren. Nur durch Naomis und Königs Zurufe überwand sie sich schließlich doch noch und kletterte weiter. Sie zitterte am ganzen Körper, als sie auf dem Ast saß. Naomis Mutter legte mehrmals eine Pause ein, schloss die Augen und atmete tief durch, während sie sich langsam weiterschob. Als ihre Beine direkt über dem Zaun baumelten, gerieten ihre Schuhe mit der Sohle kurz an den Elektrodraht. Sie bekam einen Schlag, stieß einen Schrei aus und riss den Fuß hoch. Dabei kippte sie zur Seite und verlor beinahe das Gleichgewicht, doch sie konnte sich im allerletzten Moment am Ast festkrallen. Naomi, die Todesängste um ihre Mutter ausstand, atmete auf, als sie sah, dass es Simone gelang, sich auf dem Ast wieder in eine

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