Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Titel: Pandaemonium - Die Letzte Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Odin
Vom Netzwerk:
nichts darauf erwiderte und sie anblickte, als verstünde er nicht, was sie meinte.
    Er war inzwischen ganz in Gedanken versunken und fragte sich, ob es einen übergeordneten Plan gab, bei dem selbst seine sich dem Ende zuneigende Existenz noch eine Aufgabe erfüllte. Die Mutter sprach noch ein paar Abschiedsworte und eilte dann mit ihrem Kind auf dem Arm davon.
    Wie ein Fels in der Brandung, umspült von einer Welle Menschen, blieb Witter stehen. Er wurde mehrmals angerempelt und angeschrien, er solle weitergehen, aber er rührte sich keinen Millimeter von der Stelle. Obwohl wahrlich keine große körperliche Kraft mehr in dem Alten vorhanden war, stand er wie festgewachsen da und ging im rasenden Strom der Menschen auf unerklärliche Weise nicht unter.
    Erst als jemand an seiner Schulter rüttelte und sagte: »Wir müssen hier sofort weg, Witter!«, wurde er aus seiner Gedankenwelt herausgerissen und blickte auf. Vor ihm stand Paul, daneben Gabriela.
    »Wohin?«, fragte Witter und hatte mit dieser Ein-Wort-Frage ihre Ausweglosigkeit auf den Punkt gebracht.
    Paul wusste nicht, was er antworten sollte. Plötzlich klingelte sein Handy. Er ging ran und drückte es fest an sein Ohr, um bei dem Tumult um sie herum etwas verstehen zu können. Nachdem er einige Worte gewechselt und aufmerksam der Stimme am anderen Ende der Verbindung gelauscht hatte, sagte er: »Ja, in Ordnung!«, und streckte Witter das Telefon hin. »Es ist Naomi.«

62
    Naomi hatte mit Witter keine genaue Zeit ausgemacht, wann sie sich an der Durchlassstelle am Brandenburger Tor treffen wollten. Nur den Ort hatten sie festgelegt. Und dass es so schnell wie möglich sein sollte. Aufgrund der katastrophalen Lage im Westen konnte keiner absehen, wie lange sie brauchen würden, um es bis dorthin zu schaffen. Naomi hatte eine unbestimmte Ahnung, dass Witters besondere Wahrnehmungsfähigkeit der Schlüssel sein könnte, um hinter das Geheimnis des Netzwerks zu kommen. Wenn es überhaupt jemanden gab, der hinter dem Schleier, der über der grausigen Realität lag, etwas erkennen konnte, dann war das der alte Mann mit seinem visionären Blick auf das Verborgene.
    In der Zwischenzeit hatten Naomi und König auch die anderen in die neuesten Entwicklungen eingeweiht. Naomis Mutter hatte inzwischen den Brief schon mehrfach gelesen, und jedes Mal war sie dabei nervöser geworden. Jimmy wirkte ebenfalls angespannt. Aber nicht wegen des Briefs und seines Inhalts. Das mit dem Netzwerk war ihm im Grunde genommen vollkommen gleichgültig. Er machte sich Gedanken um seinen Koffer mit den Drogen, da nun die Krankheit auch in der Zeltstadt wütete.
    »Warum hat sich das Netzwerk bei dir gemeldet?«, fragte Rafael Naomi.
    Sie zuckte bloß mit den Schultern, obwohl sie eine Ahnung hatte, was der Grund für die Kontaktaufnahme war.
    Es war ihre Wut. Über den Tod ihres Vaters und die Ansteckung ihrer Mutter mit der Krankheit. Es waren der Zorn auf König und die Ohnmacht, nichts gegen all das tun zu können. Ähnliche Gefühle, wie sie in Alejandro und wahrscheinlich in all den anderen Mitgliedern von I Share Evil wüteten. Denn dann gibt es kein Entkommen, und das Netzwerk findet auch Dich!
    »Wie kommen wir von hier weg?«, wollte Naomi wissen, die sich zu König umdrehte.
    Gedankenverloren blickte er zum Himmel hinauf. Obwohl er immer noch Zweifel hegte und es als ein äußerst riskantes Unterfangen betrachtete, hatte er sich dazu bereit erklärt, Bartosch einen Besuch abzustatten.
    Bartosch : Das war der Name, den Alejandro Rodriquez auf die Rückseite des Briefs an Naomi gekritzelt hatte – der mutmaßliche Betreiber der I Share Evil- Server. Ein weiterer Hinweis auf mögliche Machenschaften des Netzwerkes war die Gruppe Death of a bitch! , auf die sie im Netzwerk gestoßen waren, nachdem Naomi sich bei I Share Evil angemeldet hatte. König wusste aus internen Kreisen von dem Ausbruch einer Epidemie in Bangkok, und ein Bezug zu der Gruppe im Internet war zumindest nicht völlig abwegig. Im Brief hatte nur »Bartosch« gestanden, und es war nicht ersichtlich, ob es sich dabei um einen Mann, eine Frau, eine Familie oder eine Firma handelte.
    König riss sich endlich wieder aus seinen Gedanken. »Normalerweise fliegen hier mehrmals am Tag Hubschrauber über den Campus, zwecks Luftüberwachung. Sie werden sie abgezogen haben, weil sie wegen der neuen Situation in der City West jetzt jede Verstärkung brauchen.«
    »Ihr könnt so viel Verstärkung da hinschicken, wie ihr

Weitere Kostenlose Bücher