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Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Titel: Pandaemonium - Die Letzte Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Odin
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wollte er nicht. Es war ein gefährliches Spiel mit der eigenen Gesundheit, das wusste er, aber dieses Risiko nahm er auf sich, um seinen Rachedurst zu befriedigen.
    Die junge Prostituierte zog sich stumm an. Als Schanz sie bezahlte, legte er noch ein paar Baht-Scheine drauf. Sicher ist sicher, dachte er. Obwohl er nicht davon ausging, dass Madame Sunshine ihn anzeigte, weil er ihr Mädchen zu grob angepackt hatte, wollte er auf gar keinen Fall, dass es Ärger gab und womöglich noch die Polizei bei ihm auftauchte. Als Good Customer war sein Wort sowieso mehr wert als das der kleinen Dirne, beruhigte er sich.
    Nachdem er die Prostituierte hinausbegleitet hatte, nahm er Gin und Tonic aus der Minibar, mixte einen Drink und setzte sich damit vor seinen Laptop. Er überflog die Wirtschaftsnachrichten auf FAZ.net: Unruhen in Afrika trieben den Ölpreis hoch und die Aktien in den Keller; China lehnte eine weitere Aufwertung des Yuan ab; die EU beschloss, Italien auszuschließen.
    Die Welt ist ein verdammtes Pulverfass, das jederzeit hochgehen kann, dachte er. Also: Take it while you can and then run away . Eine Weisheit, die er einmal von einem befreundeten Aktienhändler im Suff aufgeschnappt hatte, nachdem sie die dritte Flasche teuersten Champagners geköpft hatten.
    Nach dem News-Check beantwortete er noch ein paar Mails: Die üblichen Anfragen und Bitten aus dem Büro gaben ihm das gute Gefühl, dass ohne ihn nichts lief.
    Er trank den letzten Schluck Gin Tonic aus seinem Glas und wollte den Laptop gerade zuklappen, als es Pling machte und eine neue Mail einging:
    The following person invited you to join him as a friend on I Share Evil.
    Wieder mal eine Einladung, Mitglied irgendeines sozialen Netzwerks zu werden und dort »Freundschaften« zu schließen, fuhr ihm durch den Kopf. Er wunderte sich zunächst, warum diese Mail nicht in seinem Spam-Ordner gelandet war. Täglich kamen Dutzende solcher Mails rein, obwohl das IT-Team der Firma alles daransetzte, die Anzahl von Spams und gefährlichen Computer-Viren mit Firewall und Highend-Schutz-Software auf ein Minimum zu begrenzen. Er hätte die Mail in den Papierkorb geschoben, den Computer in den Standby geschickt und sich vor dem Eindösen auf seinem sweet sleeper bed noch bei einem Porno, der auf einem der Pay-Hotelkanäle lief, einen runtergeholt, wäre er nicht über den Namen des Mannes gestolpert, der ihm die Freundschaftsanfrage geschickt hatte:
    Gustaf Gross
    Wenn ihn nicht alles täuschte, war das Hasenscharte-Gustaf aus dem Kaff, in dem er aufgewachsen war! Sie waren damals die besten Kumpels gewesen, auf dieselbe Schule gegangen, hatten sich aber nach dem Abi aus den Augen verloren. Fast dreißig Jahre war das jetzt her!
    Er öffnete ein neues Fenster und gab »Gustaf Gross« auf Google ein. Die Suchmaschine spuckte einiges aus. Es gab mehrere Einträge unter dem Namen, und er musste sich durch einige Links klicken, bis er schließlich den gesuchten »Gustaf Gross« auf der Website einer Rechtsanwaltskanzlei in Perth/Australien – specialized on commercial, international and labour laws –, unter dem Icon »Anwälte« ausfindig machte. Vor dem Namen stand ein Doktortitel.
    »Der Hund hat promoviert und es durchgezogen«, murmelte Schanz anerkennend vor sich hin. Er erinnerte sich, dass Gustaf Gross immer davon gesprochen hatte, einmal seinen Traum verwirklichen zu wollen und nach Australien auszuwandern.
    Schanz erkannte auf dem Foto, unter dem die beeindruckende Vita zu lesen war, auch die Hasenscharte wieder. Zwar war sie weniger auffällig als früher – wahrscheinlich hatte Gustaf die Dienste der plastischen Chirurgie in Anspruch genommen –, aber sie war unverkennbar da. Er klickte den Link weg und fand sich wieder auf der Startseite von Google. Er scrollte nach unten, wo er als letzten Eintrag auf der Seite einen Zeitungsartikel mit der Headline »Little Wicker Mill: Mutmaßlicher Täter in Doppelmordfall freigesprochen« fand, in dem schwarz gedruckt der Name seines Freundes auftauchte. Neugierig öffnete er die Seite.
    Er zuckte innerlich zusammen, als er las, dass eine gewisse Barbara Gross und ihre Tochter Julie Opfer eines Gewaltverbrechens geworden waren. Die Familie Gross hatte offensichtlich ein Wochenendhäuschen in dem kleinen Kaff besessen. Eines Morgens fand Ehemann Gustaf Gross, nachdem er kurz fort gewesen war, um Besorgungen zu machen, seine Frau Barbara und die Tochter Julie erschossen im Garten vor ihrem Haus auf. Der Verdacht fiel

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