Pandaemonium - Die Letzte Gefahr
Zulieferern und Produktionsstätten im Ausland verpflichteten. Dass man sich dadurch nur ein besseres Image verschaffte und auf diese Weise ein perfektes Marketing-Tool besaß, um einer sozial und ökologisch bewussten Käuferschicht ein feel good zu vermitteln, war inoffiziell und intern eine abgemachte Strategie; schließlich kurbelte so etwas die Verkaufsmaschine nur noch weiter an. Schanz hatte mit dieser Art von Scheinheiligkeit nicht das geringste Problem – auch nicht im privaten Bereich. Nach außen integer und ein vorbildlicher Familienvater mit konservativen Werten, suhlte er sich in seinem second life am liebsten wie ein richtiges Schwein im Dreck.
Nachdem er rasch den Koffer ausgepackt hatte, rief er seine Frau Beatrice aus seinem Hotelzimmer an, das sich in einer der oberen Preferred-Guest -Etagen befand. Er teilte ihr kurz mit, dass er gut gelandet sei, und verabschiedete sich von ihr, seinem kleinen Sohn Benedikt und seiner Tochter Martha mit »Ich vermisse euch jetzt schon«; anschließend scrollte er durch sein Blackberry. Er wählte die Telefonnummer des Massagehauses in der Silom Road, das er unter »Restaurant Somboon« abgespeichert hatte, und bestellte sich eine Prostituierte. Man kannte ihn dort als »Mister Schanz« und wusste schon Bescheid, welche speziellen Vorlieben er hatte: Er verlangte immer andere Frauen, niemals dasselbe Mädchen zweimal, und sie mussten immer besonders jung sein. Wenn sie ihm eine besondere Freude machten und ihm eine Minderjährige schickten, war ihm das nicht nur egal – er fragte nie nach dem Alter –, sondern es ließ ihn erst richtig heiß laufen.
Es dauerte fünfzehn Minuten, in denen er mehrere Alkoholfläschchen aus der Minibar die Kehle runterkippte, bis es an seiner Zimmertür klingelte. Er sprang vom Bett und öffnete die oberen zwei Knöpfe seines Hemdes, sodass ihm das Brusthaar aus dem Ausschnitt quoll. Im Gehen strich er noch seine glatten, strähnigen Haare zurecht. Als er die Tür öffnete, stand vor ihm ein wirklich blutjunges Mädchen. Madame Sunshine, die Puffmutter des Massagehauses Love Teen Massage , hatte wieder einmal die richtige Wahl für ihn getroffen. Eins-a-Service für den Schwanz , schoss es ihm durch den Kopf. Und das für vergleichsweise wenig Geld. Hier konnte man als Westeuropäer wochenlang vögeln – bei dem Gehalt, das er verdiente, sowieso. Und die kleinen Dinger waren nett, unterwürfig, machten alles mit, was er wollte, und sahen auch noch verdammt gut aus. Keine abgewrackten, durchgenudelten Ost-Nutten, wie er sie vom Straßenstrich in den Großstädten Deutschlands her kannte, und auch keine auf »Grande Dame« machenden Edel-Escort-Callgirls, die ein Schweinegeld kosteten und die es mochten, hofiert zu werden. Er liebte es billig und gut.
Mit einem Lächeln bat Schanz sie hereinzukommen. Das Mädchen war vielleicht gerade einmal sechzehn Jahre alt, wirkte allerdings durch das bleich geschminkte Gesicht und den knallroten Lippenstift ein wenig älter. Schüchtern und die Augen auf den Boden gerichtet, hauchte sie »Sawasdee krab« , was so viel wie »Hallo« bedeutete, und stellte sich ihm mit »Sarisa« vor. Dann stakste sie auf ihren hohen, billigen Stöckelschuhen über das dunkelbraune Teakholz-Parkett und setzte sich aufs Bett. Dabei rutschte der ohnehin schon sehr kurze Rock noch weiter nach oben, und ein weißer Schlüpfer mit kindlichem Blumenaufdruck wurde sichtbar.
»Was für ein süßes Kinderhöschen, du kleine Lolita-Schlampe«, sagte Schanz mit einem diabolischen Singsang in der Stimme und grinste übers ganze Gesicht.
Die junge Thailänderin verstand nicht, was er sagte, und lächelte nur. Dann begann sie, sich ihr Top auszuziehen. Aber Schanz hielt sie zurück. Er schüttelte den Kopf, trat an sie heran und packte sie fest am Handgelenk. Die junge Frau schrie vor Schmerzen kurz auf und schaute ihn entsetzt an.
»Du kleines, mieses Dreckstück denkst wohl, du kannst dein Ding hier schnell abwickeln und dann mit meiner Kohle verschwinden«, zischte er. Sein Gesicht sah in dem Moment so furchteinflößend aus wie das der riesigen Yaksha-Wächterfiguren, die den Eingang zum Wat Phra Kaeo, dem Tempel des Königs, bewachten. Er zog sie vom Bett hoch und schleifte sie zu dem großen, von außen abgedunkelten Panoramafenster, von wo aus man in den Nachtstunden einen eindrucksvollen Blick auf die vielen bunt beleuchteten Dschunken und Boote hatte, die auf dem Maenam Chao Phraya, dem Fluss, der sich durch
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