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Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Titel: Pandaemonium - Die Letzte Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Odin
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sehr schnell auf den durch illegalen Waffenbesitz auffällig gewordenen Trevor Molteni, den zwanzigjährigen Sohn des Bürgermeisters von Rockstone, einer zehn Kilometer entfernten Kleinstadt. Es kam zur Anklage. Weil die Todeswaffe aber nicht gefunden wurde und Zeugen aus Little Wicker Mill später ihre Aussagen zurückzogen, wurde der mutmaßliche Täter freigesprochen.
    Schanz war von der Geschichte eigentümlich bewegt, obwohl er Gross seit Jahrzehnten nicht gesehen hatte. Er war auch ein Familienvater und konnte sich vorstellen, wie schrecklich es sein musste, Frau und Kind auf so eine grausame Weise zu verlieren. Für einen kurzen Moment überkam ihn ein schlechtes Gewissen, als er daran dachte, wie er seine Frau seit Jahren hinters Licht führte und was für ein Scheißtyp er eigentlich war. Doch er wischte den Gedanken schnell wieder beiseite, klickte das Google-Fenster weg und kehrte zur E-Mail zurück, die ihm Gross geschickt hatte. Erst jetzt machte er sich die Mühe, den Text unter der Einladungs-Headline zu lesen:
    I Share Evil is a great place to keep in touch with friends. But first you need to join! Sign up today!
    Thanks, the I Share Evil Team
    In der Fußzeile stand, vom übrigen Text in Schwarz abgesetzt, kleingedruckt in Rot:
    I Share Evil offices are located at 10115 Berlin, Germany .
    Er hatte noch nie etwas von dieser Website oder gar von dem erwähnten Berliner Büro des Netzwerks gehört. Was für eine Art Social Network war dieses I Share Evil überhaupt? Dazu dieser seltsame Name – »Ich habe teil am Bösen« …
    Paul Schanz war in diversen Business-Portalen vertreten, und eigentlich hatte er keine Lust, noch einem weiteren Netzwerk beizutreten. Das ganze Networking ging ihm sowieso auf den Geist, denn das wirkliche Business lief immer noch durch persönlichen Kontakt ab, und mit dem ganzen Getwittere und Geblogge konnte er nichts anfangen. In seinen Augen war das unnötige Zeitverschwendung. Obwohl er ein wenig neugierig war, was sein Freund dort suchte, wollte er sich nicht weiter damit befassen. Also klickte er auf die Mail und schob sie in den Papierkorb.

11
    BERLIN-MITTE, PLATTENBAUSIEDLUNG,
25. NOVEMBER
    Sigmund Witter hatte sich geweigert, auch nur eine Minute länger als nötig im Krankenhaus zu bleiben, nachdem sein Kreislauf stabilisiert worden war. Zwar war er von den Ärzten eindringlich darauf hingewiesen worden, dass der Tumor so schnell wie möglich operativ entfernt werden musste, weil er eine nächste Hirnblutung wohl nicht überleben würde; doch das hatte ihn in seinem Entschluss keinen Moment wanken lassen. Daran änderte auch das Ergebnis der letzten Kernspintomographie nichts: Der Tumor war inzwischen schon auf Tennisballgröße angewachsen.
    Heute allerdings war das erste Mal, dass er sich schonte, seit er ein Wolkenseher geworden und vor fast einer Woche in der S-Bahn zusammengebrochen war. Es galt jetzt zu verhindern, dass er sich durch eine falsche Dosierung seiner ganz persönlichen bewusstseinsverändernden Gefühls-Droge zu früh den goldenen Schuss setzte. Die wenigen Wochen oder Monate, die er noch hatte, wollte er bis zu seinem letzten Atemzug auskosten. Um den Rauschzustand so lange wie möglich genießen zu können, musste er seine Lebenszeit verlängern. Dafür war ein begrenzter Selbstentzug notwendig, was bedeutete, in gewissen Zeitabständen Menschenansammlungen und die Wolken tunlichst zu meiden und sich zu Hause zu verkriechen. Selbst als sich nach relativ kurzer Zeit die ersten Entzugserscheinungen einstellten und er furchtbare Schmerzen verspürte, blieb er in seiner Wohnung, leckte wie ein angeschossenes Tier die Wunden und lud seine Batterien auf.
    Als er sich gegen Mittag etwas zu essen machen wollte, bemerkte er, dass sein Lebensmittelvorrat an Konservendosen – seit dem Tod seiner Frau ernährte er sich quasi ausschließlich von ihnen – zur Neige ging. Also beschloss er, seine Wohnung für ein paar Minuten zu verlassen und an der Ecke beim Türken ein paar Einkäufe zu tätigen. Relativ problemlos gelang es ihm, seine ausgebeulte Cordhose anzuziehen, die um seine knochigen Hüften schlackerte. Doch es bereitete ihm erhebliche Mühe, die beigefarbenen Turnschuhe zu schnüren – so schwach war er inzwischen geworden. Beinahe fiel er dabei vornüber; zum Glück schaffte er es noch im letzten Moment, sich an der Wand im Flur abzustützen. Dann warf er sich einen alten, abgewetzten Mantel über und ging hinaus. Vor der Tür setzte er sich

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