Pandaemonium - Die Letzte Gefahr
ganz Bangkok schlängelte, auf und ab fuhren.
Sie versuchte, sich zu wehren, als er ihr Gesicht brutal gegen die Scheibe drückte und ihr mit der anderen Hand Rock, Top und Slip vom Körper riss. Sie wimmerte etwas auf Thailändisch, was sich anhörte wie ein Flehen. Doch davon ließ er sich nicht irritieren. Ungeduldig zog er den Reißverschluss seiner Hose herunter und rammte ihr seinen erigierten Schwanz in den Arsch. Er nahm weder Kondom noch Gleitgel und fickte sie so heftig durch, dass er sich wunderte, warum die Kleine nicht vor Schmerzen schrie. Kurz bevor er in ihr kam, sah er, dass Tränen ihre Wangen herabliefen und sich mit der Schminke und dem Lippenstift auf der Scheibe zu einem öligen Film vermischten. Er riss ihren Kopf zu sich herum und starrte ihr direkt in das verheulte Gesicht. Ihr Make-up war verschmiert, und ihre Lippen waren aufgebissen und bluteten.
»Du hast es nicht anders verdient, du kleine Schlampe!«, röchelte er. Er atmete schwer; der Schweiß, der seine Stirn hinunterlief, fühlte sich kalt an, weil die Klimaanlage auf Gefrierschranktemperatur geschaltet war. »Jetzt hast du ES auch!«, fügte er lakonisch hinzu und packte seinen Schwanz in die Hose zurück.
Mit »ES« meinte er das HI-Virus. Bei seinen unzähligen Straßenstrich-, Massagen-, Sauna- und Swingerclubbesuchen hatte er sich irgendwann einmal irgendwo damit angesteckt. Bei einer Vorsorgeuntersuchung beim Urologen für Männer ab fünfundvierzig – der Werbeslogan des Urologenverbandes »Fit und potent bis ins hohe Alter« hatte ihn spontan angesprochen – fand man in seinem Blut das Virus. Zunächst war er geschockt, dass es ihn erwischt hatte, dachte er bisher doch, dass Aids nur eine Schwulenseuche war. In den Tagen nach der Diagnose wirkte er sehr nachdenklich und zerbrechlich, wie nie zuvor in seinem Leben. Er hätte die Krankheit als Chance sehen, sein Leben umkrempeln und reinen Tisch machen können …
Aber schließlich, nachdem sein Arzt ihm erklärt hatte, dass man mit Hilfe von Medikamenten ein einigermaßen normales Leben führen konnte, fiel er wieder in sein altes Muster zurück und entschied sich, die Krankheit unter den Teppich zu kehren und niemandem davon zu erzählen. Beim Sex mit seiner Frau konnte er kein Kondom benutzen; das hatte er in ihrer Ehe noch nie getan, und es wäre nun zu auffällig gewesen. Sie hätte zu viele Fragen gestellt und wäre möglicherweise misstrauisch geworden. Also täuschte er des Öfteren Impotenz vor und gab als Grund dafür den Stress im Job an. Oder er zog seinen Schwanz heraus, bevor er kam, wenn er sie einmal im Monat ohne Gummi fickte – sie waren schließlich schon fast zwanzig Jahre verheiratet, da konnte man häufigeren Sex nicht erwarten. Wenn sie fragte, warum er das tat, log er ihr vor, dass er es momentan geil fände, auf ihren Titten und ihrem Bauch abzuspritzen. Er hoffte, sie auf diese Weise nicht anzustecken. Das war zwar alles abstrus und kostete extrem viel Anstrengung, aber so verschaffte er sich Aufschub, nicht sofort mit der Wahrheit herausrücken zu müssen, die seine jahrelangen Lügen wie ein Kartenhaus mit einem Schlag zu Fall gebracht hätten.
Was er brauchte, war Zeit. Zeit, um einen Plan auszuhecken, mit dem er noch einmal einigermaßen glimpflich aus der ganzen Sache herauskommen würde, ohne die Hosen herunterlassen zu müssen. Er hatte noch keine Idee, wie; aber in einem worst case scenario – und auf so etwas musste ein cleverer Geschäftsmann wie er immer vorbereitet sein – würde er die Ansteckung mit HIV einfach seiner Frau in die Schuhe schieben müssen. Schließlich arbeitete sie als Krankenschwester und befand sich daher ständig in Gefahr, sich mit einer verseuchten Spritze oder sonst wie zu infizieren.
In der Zwischenzeit hatte er eine Mission zu erfüllen. Sein Leben zu verändern und ein guter Mensch zu werden … Nein, das war nicht sein Ding, und so entschied er sich lieber, seiner ungeheuren Wut von Zeit zu Zeit freien Lauf zu lassen. Mit seinem vielen Geld konnte er sich seine Gesundheit erkaufen. Andere jedoch nicht. Auch nicht die Nutten in Thailand, für die HIV-Medikamente viel zu teuer waren. Im Moment nahm er die Pillen noch nicht, und das aus einem einzigen Grund: Er wollte sich an den Nutten dieser Welt rächen und so viele wie möglich mit dem HI-Virus anstecken. Durch die Einnahme der Tabletten hätte sich die Viruslast verringert, und so wäre er möglicherweise weniger ansteckend gewesen. Doch genau das
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