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Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Titel: Pandaemonium - Die Letzte Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Odin
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ins Bad, spülte sich – in der Hoffnung, dass sie dann den Alkohol nicht so riechen würde – den Mund mit Listerine aus und sprühte Parfum auf. Dann rannte er ins Schlafzimmer, entledigte sich des speckigen T-Shirts, riss ein weißes Hemd vom Bügel und zog es an. Aus dem Schrank schnappt er sich eine dunkle, schmal geschnittene Hose mit Bügelfalte und ein paar schicke Lederschuhe aus früheren Businesstagen, schlüpfte hinein und fuhr sich noch einmal durchs Haar. Atemlos eilte er zur Tür und öffnete sie.
    »Gabriela, was für eine Überraschung!«, sagte er und versuchte, das charmante Lächeln aufzusetzen, mit dem er früher bei den Frauen immer eine sichere Punktlandung hingelegt hatte. Eine gewisse Unsicherheit war ihm jedoch anzumerken. Charme und Stil waren nicht mehr eingeübt, und sein Aussehen lag fernab jeglicher glanzvoller Fassade und Perfektion.
    Gabriela erwiderte sein Lächeln und streckte ihm ein Bündel Briefe entgegen. »Hier … der Briefkasten war voll.«
    Paul hatte ihn einfach nicht mehr geleert, seitdem Gabriela ausgeblieben war. Er erwartete keine wichtigen Nachrichten, und daher war es ihm völlig egal gewesen, ob sich unten in seinem Briefkasten die Post anhäufte oder nicht.
    »Ach ja, hab wohl vergessen, den Briefkasten zu leeren«, antwortete er. »Ich war in letzter Zeit sehr beschäftigt.«
    Gabriela zog eine Augenbraue hoch, was offenkundig bedeutete, dass sie ihm kein Wort glaubte. Dann schloss sie ihre Briefträgertasche und erwiderte: »Na gut. Dann bis bald. Einen schönen Tag noch …« Sie wandte sich zum Gehen.
    »Warum waren Sie die letzten Tage nicht hier?«, sprudelte es plötzlich aus Paul heraus.
    Gabriela drehte sich noch einmal zu ihm um. »Eine familiäre Angelegenheit. Mein Vater ist gestorben.«
    »Das tut mir leid. Was hatte er denn?«
    »Es war nur ein Herzschlag. Ging alles sehr schnell.« Sie klang gefühllos; in ihrer Stimme war nicht ein Hauch von Mitgefühl oder Trauer. Gabriela bemerkte dies ebenfalls und fügte rasch hinzu: »Sie denken vielleicht, dass ich kaltherzig bin. Aber ich hatte nie ein gutes Verhältnis zu ihm. Er war ein Bastard, ein brutaler Schläger.«
    »Wollen Sie nicht einen Moment hereinkommen? Ich könnte Ihnen einen Tee oder Kaffee machen, und wir könnten uns ein wenig unterhalten.« Noch vor einigen Minuten hätte Paul sich so einen mutigen Schritt nicht zugetraut und es tunlichst vermieden, sie in seine versiffte Bude hereinzubitten.
    Gabriela zögerte einen Augenblick, bevor sie antwortete: »Ja, in Ordnung. Kurz, auf einen Tee.«
    »Einen kleinen Moment noch!«, bat Paul und hielt sie davon ab, sogleich einzutreten. »Warten Sie bitte kurz hier. Ich bin gleich wieder da.«
    Er rannte ins Wohnzimmer und riss als Erstes das Fenster auf, damit frische Luft hereinströmen und das Duftgemisch aus Zigarettenrauch und Alkohol abziehen konnte. In Windeseile räumte er alle Flaschen zusammen, die verstreut auf dem Boden und unter der Couch lagen, und lief damit in die Küche, wo er sie in den Pappkarton warf. Dann eilte er zurück zur Tür.
    »Kommen Sie herein, ich musste kurz noch etwas wegräumen«, erklärte er, als er sie ins Wohnzimmer führte und sie dabei geschickt an der Küche vorbeilotste, sodass sie nicht dort hineinschauen und das Chaos sehen konnte.
    Das Wohnzimmer war das Gegenteil von aufgeräumt und sauber. Das letzte Mal hatte er vor ein paar Wochen Ordnung gemacht und geputzt – und das auch nur oberflächlich. Rasch zog er den Vorhang zur Hälfte zu, damit nicht allzu viel Licht hereinfiel und die dicke Staubschicht sowie der Schmutz auf dem Boden nicht direkt ins Auge sprangen. Mit einer Geste bedeutete er Gabriela, sich auf die Couch zu setzen.
    Gabriela stellte die Briefträgertasche auf den Boden und nahm Platz. An der Art, wie sie nervös mit ihren Fingern spielte und sich umschaute, merkte Paul, dass sie sich ein wenig unbehaglich fühlte. Wahrscheinlich bedauerte sie bereits die Entscheidung, auf einen Tee hereingekommen zu sein.
    »Ich geh dann mal in die Küche«, sagte er und hielt kurz inne, weil er auf irgendeine Reaktion von Gabriela wartete. Aber sie äußerte sich nicht, sondern nahm nur wortlos ihre Briefträgermütze ab und legte sie neben sich auf das Polster. Paul sah zum ersten Mal ihr langes blondes Haar, das in sanften Wellen auf ihre Schultern fiel und ihr Gesicht mit der spitz zulaufenden, aristokratischen Nase und den sinnlichen, vollen Lippen noch attraktiver erscheinen ließ.
    In der

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