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Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Titel: Pandaemonium - Die Letzte Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Odin
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das die Bevölkerung verunsicherte, die Stimmung kurz vor den Wahlen zu seinen Ungunsten und denen seiner Partei kippen konnte. Dann wäre schnell vergessen, dass er die Großinvestoren in die Stadt geholt und Berlins Wirtschaftskraft gestärkt hatte. Wenn auch nur die des einkommensstarken Teils der Bevölkerung, deren Einkünfte in den letzten Jahren weiter gestiegen waren.
    Überall waren Luxuswohnungen gebaut worden und noble Einkaufskomplexe entstanden, die Leute mit Geld aus der ganzen Welt nach Berlin lockten. Viele Stadtteile waren mittlerweile gentrifiziert und die ärmeren Bewohner, darunter viele Kreative und Künstler, in günstigere Randbezirke gezogen. Berlin war jetzt nicht mehr ganz so sexy, aber immer noch arm – die Arbeitslosenquote lag im bundesdeutschen Vergleich nach wie vor weit über dem Durchschnitt.
    Bei öffentlichen Auftritten schob Weinert die Veränderungen in der Stadt zugunsten der Reichen auf eine allgemeine Entwicklung, die nicht nur Berlin, sondern alle Metropolen weltweit betraf. Ansonsten ließ er sich auf unerquickliche Diskussionen über dieses Thema nicht ein; er wollte schließlich nicht gegen Windmühlen kämpfen und eine traurige Figur wie Don Quijote werden. Dafür war er selbst zu sehr Machtmensch und cleverer Realpolitiker, der überdies die Annehmlichkeiten des Wohlstands ohne Reue genoss.
    Er griff nach dem Handy auf seinem Küchentisch und wählte die Nummer seines Referenten. Schon nach dem zweiten Klingelton ging Mahler ans Telefon.
    »Sebastian, haben Sie gerade die Reporterin auf Vor Ort Berlin gesehen?«
    »Nein. Was ist denn los?«, fragte Mahler am anderen Ende der Leitung.
    »Die Gerüchteküche brodelt schon. Wir müssen die Pressekonferenz um zwei Stunden vorverlegen. Ich möchte verhindern, dass weitere Einzelheiten an die Presse gelangen, bevor wir uns zu der Maßnahme äußern. Setzen Sie bitte alle davon in Kenntnis.«
    »In Ordnung«, erwiderte Mahler. »Ich werde umgehend alles Nötige veranlassen.«
    »Wir sehen uns gleich im Büro«, sagte Weinert und legte mit einem Gefühl der Zufriedenheit auf. Er würde auch dieses Problem lösen und wusste, dass er in Mahler einen guten und zuverlässigen Mitarbeiter besaß. Auf ihn konnte er sich auch in Krisenzeiten verlassen.
    Er knöpfte sich das maßgeschneiderte Jackett vorne zu, das über seinem Wohlstandsbäuchlein etwas spannte. Dann rief er seinen Fahrer an, den er anwies, ihn abzuholen.
    »Du gehst fort?«, fragte eine ihm vertraute Stimme.
    Er drehte sich um. Seine Frau Theresa stand in der Tür zur Küche.
    »Wir wollten doch in die Schule zu Kevins Lehrer, um über seine schlechten Noten zu sprechen«, erinnerte sie ihn.
    »Du musst da alleine hin, Schatz«, entgegnete er. »Ich muss los. Die Pressekonferenz fängt früher an.« Er küsste sie zum Abschied auf die Stirn, schnappte sich seinen schwarzen Aktenkoffer und ging hinaus.
    In der Einfahrt zu ihrem von außen eher unscheinbar wirkenden Haus wartete er einige Minuten, bis sein Fahrer mit dem schwarzen BMW vor dem Eisentor anhielt. Er stieg ein und sah Sekunden später seine Frau am Küchenfenster stehen, als sie an ihr vorbeirauschten. Sie schaute verbittert, was ihm einen Stich ins Herz versetzte. Was war aus der einst so fröhlichen Frau geworden, die wegen seiner politischen Ambitionen ihre eigene Karriere als Juristin an den Nagel gehängt hatte?
    Er wischte den Gedanken beiseite, öffnete seinen Aktenkoffer und überflog ein Fax des Robert-Koch-Instituts.

28
    Paul Cancic schnüffelte mit seiner Nase an der Rückenlehne des Sofas. Er hoffte, Gabrielas Duft an irgendeiner Stelle riechen zu können. Aber sosehr er sich auch bemühte, er fand keine Geruchsspuren. Schließlich entdeckte er ein einzelnes Haar von ihr auf dem Sitzpolster. Er entfernte es vorsichtig, hielt es, wie der Entomologe ein seltenes Insekt, vor sein Gesicht und begutachtete es genauer. Das lange Haar kräuselte sich und schimmerte blondweiß im Schein der eingestaubten Lampe, die an der Decke brannte. Paul hatte alle Vorhänge zugezogen, nachdem er sich in seiner Wohnung eingeschlossen hatte, so als könnte er dadurch die Welt und die quälenden Gedanken an das, was im Haus vor sich ging, aussperren.
    Er legte das Haar behutsam auf den Couchtisch neben die Flasche mit dem Bourbon, die er bis auf einen Schluck leer getrunken hatte. So wie er das immer tat, wenn er etwas vergessen wollte, hatte er auch dieses Mal versucht, die letzten anderthalb Stunden im Alkohol zu

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