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Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Titel: Pandaemonium - Die Letzte Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Odin
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habe überall in der Wohnung nach ihm gesucht, ihn aber nirgends finden können. Die Kleider, die er tags zuvor getragen hatte, waren auch nicht mehr da. Er muss sie sich angezogen haben und dann fortgegangen sein.
    Ich mache mir riesige Sorgen. So etwas hat er noch nie getan: einfach zu verschwinden, ohne ein Wort zu sagen. Ich habe versucht, ihn auf dem Handy zu erreichen, aber er ging nicht dran. Ich war in Panik, habe meinen Mann in der Behörde angerufen, der meinte, ich sollte die Schule anrufen. Ich war erleichtert, als er im Direktorat ans Telefon kam. Ich habe ihm Vorwürfe gemacht, dass er in die Schule gegangen war, obwohl er letzte Nacht doch Fieber gehabt hatte. Er antwortete, dass es ihm wieder gut gehe. Seine Stimme klang dabei nicht so fröhlich, wie ich sie sonst von meinem Kenny kenne. Sie hörte sich monoton an. Irgendwie kalt.
    … Im Büro sind weitere Kollegen erkrankt. Ich muss ihre laufenden Buchungen mit übernehmen. Alles ist sehr hektisch, dauernd klingelt das Telefon. Einige Kunden canceln ihre Reisen. Krankheitsbedingt. Ich muss an Kenny denken, bekomme starke Kopfschmerzen. Nehme zwei Schmerztabletten.
    … Ich bin verzweifelt und weiß nicht, was ich machen soll. Das ist nicht mehr mein Sohn! Ist es die Krankheit, die ihn so verändert, oder verliert Kenny allmählich seinen Verstand?
    Ich kam spät nach Hause. Überstunden. Mein Mann war noch nicht da. Ich hörte, wie Paco in der Küche laut winselte. Ich sah nach, was los war. Mein Gott! Paco lag mit dem Kopf auf der Erde und zappelte wie wild. Sein rechtes Ohr war mit einem langen Fleischmesser an den Holzfußboden geheftet. Daneben saß Kenny auf dem Boden vor Pacos Futternapf und stopfte sich Hundefutter in den Mund. Ich stürzte zu Paco und riss das Messer aus dem Boden. Dann presste ich dem Hund ein Küchentuch auf die blutende Wunde, verarztete ihn und legte einen Verband an.
    Warum tut Kenny so etwas Schreckliches!? Ich habe ihn ausgeschimpft. Mein Mann ist dann hinzugekommen. Er sieht die letzten Tage auch schlecht aus. Ich habe dann bemerkt, dass Kenny sehr stark schwitzt. Und wie rot unterlaufen seine Augen sind. Seine Stirn glüht. Wir messen die Temperatur: 39,5 Grad! Wir rufen sofort Dr. Wiesinger an. Der kommt kurz darauf, verabreicht Kenny ein fiebersenkendes Mittel und verordnet Bettruhe.
    … Meine Kopfschmerzen werden unerträglich. Nehme zwei weitere Schmerztabletten. Ich friere …
    Die letzten drei Worte waren nur noch Gekritzel, das kaum zu entziffern war.
    Hunger auf Fleisch.
    Nachdem Witter die Zeilen gelesen hatte, reichte er das Buch an Naomi weiter und sagte: »Das ist erst der Anfang. Sie sind unter uns. Die schwarzen Wolken werden die Menschen von innen auffressen.« Seine Stimme klang brüchig.
    Jimmy, der gerade vom Balkon wieder ins Wohnzimmer kam, hatte die Äußerung gehört und rief: »Hör endlich auf, diesen Mist zu faseln, alter Mann!«
    Jimmy erinnerte sich wieder an die Fahrt im Lift: Witter war ihm da schon mit seinem wirren Geschwätz über Wolken auf die Nüsse gegangen. Er hatte erst wieder Ruhe gegeben, nachdem Jimmy die Nerven verloren und ihn brutal zusammengeschrien hatte. »Sie riegeln das Gebäude ab. Wahrscheinlich hat der Bulle irgend so ein fucking Virus eingeschleppt.«
    »Johanna Wedkind war die Erste … dann Kenny … jetzt sein Vater und seine Mutter«, stammelte Witter, während ihm die Tränen in die Augen schossen.
    Jimmy war ein wenig verwirrt, denn er wusste nicht, von wem der Alte sprach. Er hatte sich immer einen Dreck um die Nachbarn geschert.
    Naomi blickte nun von dem Notizbuch auf. Sie wirkte sehr aufgewühlt. Der Text ging ihr sehr nahe. »Johanna Wedkind hat ihre Vögel gefressen und ist im Zoo Amok gelaufen. Kenny hat den Hund getötet, den er über alles liebte. Das Fieber verwandelt die Menschen. Es kehrt das Böse aus ihnen heraus.«
    »Fängst du jetzt auch schon an, so einen Bullshit zu glauben«, fuhr Jimmy sie an. »Ich weiß nicht, was das für eine beschissene Krankheit ist. Interessiert mich auch nicht … Was mich interessiert, ist, wie ich so schnell wie möglich hier rauskomme.« Er wollte der Kleinen damit unmissverständlich zu verstehen geben, dass er einen Teufel tun würde, sich den alten Mann und sie ans Bein zu binden. Soziales Verantwortungsbewussstsein? Nada. Es ging ihm ganz alleine darum, die eigene Haut zu retten.
    »Nach der Ansteckung dauert es nur ein paar Tage, bis sie sich verwandeln.« Naomi stand auf und lief nervös im Zimmer auf

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