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Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Titel: Pandaemonium - Die Letzte Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Odin
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anderer Plan eingefallen.
    Naomi schilderte nun König ein wenig detaillierter, was sie bereits ihrer Mutter erzählt hatte. König fragte nach, ob weitere Personen bei dem Schusswechsel verletzt worden waren und ob sie außer Kenny, seiner Mutter und seinem Vater noch andere Infizierte angetroffen hatte.
    Naomi erzählte nichts von Barabbas, obwohl er sicherlich bei der Polizei aktenkundig war. Sie wollte nicht, dass Jimmy mit ihm in Zusammenhang gebracht und von den Beamten verhaftet würde. Obwohl sie ihn nicht leiden konnte, hatte sie Mitleid mit ihm. Sie hatte den tiefen Schmerz in seinen Augen gesehen, als er kurz davor gewesen war, Witter zu erschießen.
    »Ich werde deine Schilderung der Sachlage sofort an die vorgesetzte Stelle weiterleiten. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich allerdings nicht sagen, wann wir euch aus dem Gebäude herausholen. Wir und die Einsatzkräfte der Rettungsmannschaften haben von oberer Stelle noch keine weiteren Instruktionen erhalten. Ich bitte dich deshalb: Haltet so lange durch.« Königs letzter Satz klang wie der eines besorgten Vaters.
    »In Ordnung«, antwortete Naomi. Sie klang enttäuscht, weil sie sich mehr als nur leere Unterstützungsbekundungen von der Polizei erhofft hatte. Es blieb ihnen also nichts anderes übrig, als wie geplant ihre Transparent-Aktion auf dem Dach durchzuführen, auf die Naomi nun ihre ganze Hoffnung setzte. Ein öffentlicher Aufschrei war das Einzige, das jetzt noch helfen konnte, ihre Evakuation aus dem Gebäude zu beschleunigen.
    »Naomi, hier ist noch mal Mama. Bitte versprich mir, auf dich aufzupassen. Ich will dich nicht auch noch verlieren.« Naomi entnahm der Stimme, dass ihre Mutter geweint hatte. Sie wusste, dass Simone entsetzliche Angst hatte, nach ihrem Mann auch noch den letzten geliebten Menschen zu verlieren.
    »Ich versprech es dir, Mama. Ich werde auf mich aufpassen.«
    »Ich liebe dich, mein Schatz«, hörte sie ihre Mutter noch sagen, dann war es still in der Leitung.
    »Der Bulle hat Scheiße erzählt; die werden uns hier einfach verrecken lassen«, behauptete Jimmy, nachdem Naomi den Inhalt des Telefonats wiedergegeben hatte.
    Sie bemerkte, dass seine Stimme trotz seiner harten Worte ein wenig sanfter als vorher klang. Und war sein Blick nicht etwas weicher geworden?
    Als die drei die Tür zum Dach öffneten, wehte ihnen ein eiskalter Wind aus dem Osten in die Gesichter. Auf der Dachantenne, die bis in den mit dunklen Wolken verhangenen Himmel hineinzuragen schien, saß ein einsamer Rabe. Hatte ihn der Schwarm, der zuvor hier vorbeigeflogen war, zurückgelassen? Der Rabe krächzte einmal laut und flatterte dann davon. Naomi schaute ihm hinterher, als sie das Transparent ausrollten und sich damit an den Rand des Dachs stellten. Jimmy hatte den Kragen seines Mantels nach oben geklappt und vors Gesicht gezogen, damit man ihn auf Fotos später nicht erkennen konnte. Die Dämmerung setzte schon ein. In einer Stunde würde es bereits stockdunkel sein. Ein Windstoß fuhr von hinten in das Tuch und blähte es wie ein Segel auf. Naomi und Witter mussten es mit aller Kraft festhalten und sich mit ganzem Körper dem Druck entgegenstemmen, sonst wären sie möglicherweise über die Kante des Daches in die Tiefe gestürzt.
    Naomi sah, wie Leute vor dem Gebäude, darunter auch einige Reporter, auf sie aufmerksam wurden. Finger deuteten nach oben, was wiederum weitere Menschen zu ihnen hochschauen ließ. Naomi bemerkte, dass Bewegung in die versammelte Menge kam und viele aufgeregt miteinander diskutierten. Teleobjektive wurden auf das Dach gerichtet. Einsatzkräfte der Polizei und der Rettungskräfte steckten die Köpfe zusammen, sprachen in Funkgeräte oder telefonierten. Naomi ließ ihren Blick über die Menge wandern, die von oben wie ein sich ständig in Bewegung befindlicher Schwarm aussah, und versuchte, irgendwo da unten ihre Mutter zu entdecken. Aber sie sah nirgends den knallroten Mantel, den sich ihre Mutter heute Morgen übergeworfen hatte, bevor sie die Wohnung verlassen hatte. Wie konnte das nur sein?
    Plötzlich horchte Naomi auf. Neben dem dumpfen Brummen des Feierabendverkehrs und dem Heulen des Windes drang auf einmal ein anderes Geräusch an ihr Ohr. Es klang wie ein leises Rattern …

33
    Barabbas und seine Jungs hatten Paul mit sich in Naomis Wohnung geschleift. Sie suchten nach Anhaltspunkten, nun, da Jimmy ihnen erneut entkommen war und sie keinen Schimmer hatten, wohin er geflohen sein konnte. Barabbas entdeckte die

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