Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Titel: Pandaemonium - Die Letzte Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Odin
Vom Netzwerk:
leere Wodkaflasche auf dem Boden und die Tasse mit dem Tee auf dem Couchtisch.
    Er nahm die Tasse hoch, spürte, dass sie außen noch warm war, und bemerkte: »Diese Bastarde waren noch vor Kurzem hier.« Wütend schleuderte er sie haarscharf an Pauls Kopf vorbei. Sie prallte gegen die Wand, wo sie in hundert Stücke zersprang und ein paar Tropfen Tee die Tapete verschmutzten.
    Nachdem seine Männer die anderen Räume erfolglos durchstöbert hatten, kamen sie ins Wohnzimmer zurück. Barabbas versuchte, sich in Jimmy hineinzuversetzen, und überlegte fieberhaft, wo er sich hatte verkrümeln können. Jede Wohnung kam in Frage, und davon gab es in diesem Gebäudekomplex praktisch unzählige. Bis sie das richtige Zimmer fänden, wäre die ganze »Show« draußen wahrscheinlich längst vorbei und Jimmy über alle Berge.
    Plötzlich veränderte sich Barabbas’ Gesichtsausdruck; sein Blick wurde starr, und er lauschte in den Raum hinein. In diesem Moment hörte er sie wieder – die Stimmen , die ihm in seinem Kopf etwas zuwisperten.
    Dieses Mal sind es nicht SIE, Barabbas, sondern DU … Du wirst sie alle töten … Du bist der AUSERWÄHLTE.
    Barabbas konnte nicht sagen, ob es Frauen- oder Männerstimmen oder beides war. Vor einiger Zeit hatte alles mit einem Summen, Pfeifen und Rauschen angefangen. Er hatte zunächst an einen Hörsturz gedacht, doch dann hatten sich aus dem Geräuschbrei plötzlich Stimmen geformt, die immer aggressiver und fordernder geworden waren.
    Er fasste sich an den Kopf, verzog sein Gesicht und stieß schmerzerfüllt einen tiefen Seufzer aus.
    Reuben und Afanassi entging dieses merkwürdige Verhalten nicht, doch sie hielten den Mund. Sie nahmen an, dass es sich um eine der Migräneattacken handelte, von denen der Boss gelegentlich heimgesucht wurde. Sie wussten aus persönlicher, unangenehmer Erfahrung, dass es dann besser war, ihn in Ruhe zu lassen.
    Urplötzlich überlagerte ein lautes Rattern die Stimmen in Barabbas’ Kopf und ließ ihn aufschrecken.
    Er trat auf den Balkon und schaute zum Himmel hinauf, wo ein Hubschrauber direkt über dem Gebäude in der Luft kreiste. Dann bemerkte er das Fernrohr auf dem Balkon und blickte hindurch. Unten vor dem Gebäude sah er, wie Leute aufgeregt zum Dach hochzeigten. Er drehte das Fernrohr nach oben und entdeckte ein Transparent, das am Dachrand im Wind flatterte und von zwei Menschen gehalten wurde. Was darauf stand und wer es hochreckte, konnte er nicht erkennen.
    Die Tür des Hubschraubers wurde aufgerissen und ein Megaphon herausgehalten: »Begeben Sie sich sofort vom Dach!«, schrie jemand aus dem Helikopter.
    Die Stimme wiederholte die Aufforderung ein zweites und ein drittes Mal, aber anscheinend reagierten die Typen mit dem Transparent nicht darauf.
    Auf einmal ging Barabbas ein Licht auf. Er hatte sich vorhin im Gang kurz über die große Stoffrolle gewundert, die das Mädchen mit sich zum Fahrstuhl geschleppt hatte. Jetzt war ihm klar, weshalb die Kleine sich diese Mühe gemacht hatte.
    Er riss den Kopf herum. »Sie sind auf dem Dach!«, brüllte er zu seinen Jungs ins Wohnzimmer.

34
    Wie alle anderen schaute auch Simone hinauf. Die Reporter drängten sich an der Absperrung, um den bestmöglichen Platz für ein Foto zu bekommen.
    Die junge Journalistin, die sie vorhin interviewt hatte, sprach aufgeregt in die Kamera und deutete hoch zu dem Hubschrauber und den beiden Gestalten auf dem Dach, die das Transparent hochhielten. »Vom Dach des Gebäudes richten die Bewohner in ihrer Verzweiflung einen direkten Appell an die Öffentlichkeit. Wir sind nicht krank! – Holen Sie uns hier raus! Wie wird der Bürgermeister angesichts dieses Dramas entscheiden?«
    Stefan König senkte das Fernglas, durch das er eben geschaut hatte, und reichte es wortlos Simone, die neben ihm stand. Sie warf ihm kurz einen sorgenvollen Blick zu, dann hielt sie sich das Fernglas vor die Augen. Das Gesicht ihrer Tochter war ganz deutlich zu erkennen. Der Wind wehte ihr das Haar ins Gesicht. Simone begann, laut zu schluchzen. Obwohl sie sah, dass Naomi augenscheinlich gefasst wirkte, verspürte sie nichts als Angst um ihr Kind. Ihre Tochter dort oben zu sehen und selbst hier unten zu sein, ihr nicht helfen zu können, brach Simone das Herz.
    »Wenn Ihre Tochter diese Aktion ausgeheckt hat, ist sie ein sehr schlaues Mädchen«, sagte König. »Das wird Weinert unter immensen Druck setzen.«
    Plötzlich schrillte Simones Telefon. Rafael war dran. Er klang total aufgewühlt.

Weitere Kostenlose Bücher