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Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Titel: Pandaemonium - Die Letzte Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Odin
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vertrauenheischend.
    »Ja, natürlich«, antwortete Naomi nach einem kurzen Zögern. Sie zog die Tür ganz auf, und die fünf betraten die Wohnung.
    Naomi konnte der Situation eine gewisse Komik nicht absprechen, als die fünf vermummten Männer, die aussahen wie Raumfahrer, ihr ins Wohnzimmer folgten. Witter saß auf dem Sofa. Jimmy hatte sich in Naomis Zimmer verkrümelt, weil er auf gar keinen Fall wollte, dass er am nächsten Tag in der Presse auftauchte.
    »Darf ich Ihnen etwas zu trinken bringen?«, fragte Naomi und schaute Weinert dabei an. »Wasser? Tee?«
    »Nein, wir müssen die Hygienevorschriften einhalten«, beschied ihr Mahler. »Dazu zählt auch, möglichst nicht in Kontakt zu kommen mit kontaminierten Gegenständen. Und Trinkgläser gehören dazu. Unser Doktor Schwarz vom Robert-Koch-Institut hat mich noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass –« Mahler, dessen Nerven offensichtlich blank lagen, hätte wohl noch eine ganze Weile weitergeplappert, aber Weinert schnitt ihm das Wort ab.
    »Jetzt halten Sie aber mal die Luft an, Mahler, und beruhigen Sie sich wieder«, ermahnte er seinen Referenten und warf ihm einen bösen Blick zu.
    »Ja, ja, Herr Weinert«, erwiderte Mahler atemlos. Schweißperlen standen auf seiner Stirn.
    Der Bürgermeister wandte sich wieder Naomi zu und sagte in ruhigem Ton und mit einem Lächeln, das etwas aufgesetzt wirkte: »Vielen Dank, meine Liebe. Aber wir nehmen nichts zu trinken.«
    Naomi nickte nur mit dem Kopf.
    Dann setzten sich Weinert und die Journalisten vom Express Berlin zu Witter auf das Sofa, nur Sebastian Mahler sowie der Sicherheitsbeamte blieben stehen. Naomi nahm auf einem Sessel neben dem Bürgermeister Platz.
    Nachdem er die anderen vorgestellt hatte, nahm Weinert eine bequeme, aber aufrechte Körperhaltung ein und strahlte Naomi durch das Visier an. Weinert hatte sich die richtige Körpersprache antrainiert und wusste sie gekonnt einzusetzen: Die Hände in den Schoß zu legen und seinen Oberkörper nach vorne zu rücken signalisierte Präsenz und Interesse. Bevor das eigentliche Gespräch mit Naomi begann, schoss der Fotograf vom Express ein Foto von den beiden, während sein Kollege Notizblock, Stift und ein winziges Aufnahmegerät bereitlegte.
    »Liebe Naomi, du hast mit deinem persönlichen Appell an mich genau den richtigen Schritt getan«, begann Weinert das Gespräch. »Es zeigt mir, dass du mir vertraust und Hilfe von mir erwartest. Und das zu Recht. Ich kann dir hier und jetzt eines versprechen: Du kannst dich darauf verlassen, dass ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, dir und den Menschen im Gebäude zu helfen.«
    »Wann holen Sie uns hier raus?« Naomi kam gleich auf den Punkt. Sie wollte ihn dazu bringen, dass er ein konkretes Versprechen aussprach, und ihm nicht die Gelegenheit geben, sich mit wohlklingenden Phrasen aus der Sache herauszureden.
    »Einen genauen Zeitplan haben wir noch nicht. Wir werden uns morgen in Abstimmung mit dem Bundesgesundheitsminister, dem Gesundheitsamt, dem Robert-Koch-Institut und Kerstin Lambrecht, meiner Senatorin für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz –«
    »Sagen Sie mir bitte, wann ich meine Mutter wiedersehen werde!«, schnitt Naomi ihm das Wort ab.
    Die Kleine ist gewitzt; sie verfolgt energisch ihr Ziel und drückt zugleich auf die Tränendrüsen , dachte Weinert. Er lief nun Gefahr, in dieser hochemotionalen Angelegenheit mit den üblichen Floskeln seiner Politiker-Rhetorik die Karre an die Wand zu fahren. Es galt, sich ein besonderes Versprechen einfallen zu lassen – eine symbolische Geste konkreter Hilfe, die sich unvergesslich in den Köpfen und Herzen der Bevölkerung festsetzen und die Basis für seinen Wahlsieg legen würde. Er überlegte kurz, dann beugte er sich zu Naomi nach vorne und verkündete mit genau dosiertem Pathos in der Stimme: »Du wirst sie diese Woche noch wiedersehen. Versprochen!«
    Er streckte Naomi seine Hand hin, um die Abmachung zu besiegeln. Mit dieser Aussage hatte er nicht nur Naomi überrascht, sondern auch Mahler, dessen Mund vor Erstaunen nach unten klappte. Der Journalist vom Express Berlin kritzelte eifrig Weinerts Satz in Großbuchstaben auf seinen Notizblock und unterstrich ihn mehrmals. Diese Worte würden die perfekte Schlagzeile für die morgige Ausgabe abgeben. Der Fotograf sprang vom Sofa auf und schoss das dazu passende Bild: Nach einem kurzen Zögern ergriff Naomi die Hand des Bürgermeisters und schüttelte sie.
    »Wie wollen Sie

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