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Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Titel: Pandaemonium - Die Letzte Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Odin
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aufgetragen, um als lebende Leiche auf eine Halloweenparty zu gehen. Sie trug ein weißes, etwas zu großes T-Shirt, auf dem vorne die Aufschrift I love Berlin prangte.
    »Hijos de puta!« , stieß sie zwischen geschwollenen Lippen hervor, was sich wie das Zischen einer Riesenschlange anhörte, die kurz davorstand, nach vorne zu schnellen und mit ihren giftigen Zähnen zuzustoßen.
    »Ich denke, wir sollten so schnell wie möglich von hier verschwinden«, sagte Mahler; die Angst in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    Weinert scherte sich nicht darum. »Das ist Spanisch, nicht? Was meint sie denn mit hejo di putra? « Er hatte Probleme, die Worte der Frau korrekt wiederzugeben.
    »Wollen Sie wirklich, dass ich das übersetze?«, entgegnete Mahler, der während seines Studiums einige Auslandssemester in Argentinien verbracht hatte und fließend Spanisch sprach.
    »Los, machen Sie schon, Mahler! Spucken Sie’s aus!« Weinert klang ungeduldig.
    »Ihr miesen Hurensöhne!«, schoss es aus Mahler heraus.
    »Die Kleine scheint keine besonders guten Manieren zu haben«, bemerkte Weinert trocken.
    Die Spanierin hatte sich mittlerweile in Bewegung gesetzt und stakste ein wenig unsicher auf sie zu. Der Sicherheitsbeamte stellte sich schützend vor den Bürgermeister und zog seine Waffe.
    »Les voy a cortar los huevos, cerdos de mierda!« , fauchte sie und spuckte Speichelfäden, während sie langsam näher kam. Dabei öffnete sie ihre Tasche und zog einen länglichen Gegenstand daraus hervor. Es war eine etwa fünfundzwanzig Zentimeter lange Nachbildung des Berliner Fernsehturms aus Zink.
    »Mahler?«, fragte Weinert kurz und bündig, der hinter dem breiten Rücken seines Sicherheitsbeamten nach vorne zu der Frau spähte.
    Mahler befolgte die Aufforderung seines Chefs, weiter zu übersetzen. »Ich schneid euch die Eier ab, ihr scheiß Schweine!« Er überschlug sich dabei förmlich, so schnell sprudelte er mit seiner Antwort heraus. Dann wich er zwei Schritte zurück, ganz nah an den Fahrstuhlschacht heran, wo das Augenpaar des Journalisten aus der unteren Hälfte der Aufzugkabine herausblickte. Der Fotograf kniete sich nieder, schaltete eilig seine Digitalkamera ein und richtete das Objektiv von oben auf die Frau.
    »Keine Fotos von den Kranken!«, schrie Weinert ihn an. »Das haben wir so vereinbart!«
    Der Fotograf wusste nicht, was er tun sollte, und sah zu seinem Kollegen, der ihm mit seinem Blick signalisierte, die Aufforderung des Bürgermeisters einfach zu ignorieren. Hier und jetzt bot sich die Gelegenheit, ein paar richtige Sensationsfotos zu schießen – die, sollten sie publiziert werden, für eine Riesensumme über den Tisch gingen. So einen Coup ließ sich kein Vertreter der Boulevardpresse durch die Lappen gehen, Absprache hin oder her.
    Der Fotograf begann, wild drauflos zu knipsen. Das grelle Blitzlicht steigerte noch den Schrecken, der von der Infizierten ausging. Ihre Gesten wurden aggressiver, und ihr Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze. Sie beschleunigte ihre Schritte, und der Beamte brüllte sie an, stehen zu bleiben. Mahler versuchte, dem Fotografen die Kamera aus der Hand zu reißen. Doch das gelang ihm nicht, weil der Bildreporter den Referenten energisch zur Seite drückte.
    Als die Frau nur noch ein paar Schritte von ihnen entfernt war, hob sie das Souvenir über den Kopf. Die Spitze des Fernsehturms war wie eine Stichwaffe auf die Männer gerichtet. Der Beamte entsicherte seine Waffe und wollte schießen, doch der Bürgermeister hielt ihn zurück.
    Er schrie: »Sind Sie irre! Das ist eine Touristin. Wenn wir die töten, sind wir morgen weltweit in der Presse! Dann ist Berlin im Arsch!«
    Die wenigen Sekunden, in denen der Sicherheitsbeamte zögerte, wurden ihm zum Verhängnis. Die Spanierin stürzte sich auf ihn und rammte die Spitze direkt in sein Herz. Der Mann schaute für einen Moment erstaunt auf den Fernsehturm in seiner Brust. Er versuchte noch, mit der freien Hand das Souvenir herauszureißen, doch im nächsten Moment begann er zu röcheln und stürzte zu Boden. Blut floss aus der Wunde und aus seinem Mund.
    »Mahler, machen Sie was!«, brüllte der Bürgermeister, als er sah, wie sich die Touristin ihm zuwandte.
    Mahler reagierte geistesgegenwärtig und riss dem Sicherheitsbeamten die Pistole aus der Hand. Wie ein durchgeknallter Amokläufer schrie er: » Muérete – Scheißfotze!«, und feuerte alle Patronen aus dem Magazin auf die Touristin. Während er sie wie ein Sieb

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