Pandaglueck
dafür entschuldigt. Trotzdem frage ich mich die ganze Zeit, wie sich seine Lippen auf meinen anfühlen. Darüber darf ich leider nur nachgrübeln, weil ich kein Einzelkind bin.
„ Aber du magst ihn?“ Vanessa reißt mich aus meinen Gedanken.
„ Ja irgendwie schon. Er ist nett.“ Ich muss nicht jedem auf die Nase binden, dass ich bis über beide Ohren in Alex verknallt bin.
„ Nett?“, lacht sie.
„ Sehr nett.“ Bevor sie mich weiter löchern kann, geht die Tür auf und Joey stolpert förmlich in den Raum.
„ Oh“, sagt er und blickt irritiert zwischen Vanessa und mir hin und her.
„ So, ich geh dann mal!“, sage ich und springe krampfhaft von meinem Stuhl auf. Ich klopfe Joey freundschaftlich auf die Schulter, was bei seiner Größe nicht ganz so lässig aussieht, wie es beabsichtigt habe, und verlasse den Raum. Zwischen den beiden will ich jetzt nicht stehen. Eine überglückliche Vanessa, die mit einem Kerl namens Kevin zusammen ist und einem tierisch traurigen Joey, der sich über beide Backen in vergebenes Mädchen verliebt hat.
Sobald ich nach meinem Feierabend zu Hause angekommen bin, fä llt mein Blick sofort auf die Notiz am Kühlschrank.
Heute Abend Alex anrufen!
Ich brauche die Notiz gar nicht, denn nichts anderes schwirrt mir die letzten vier Tage durch den Kopf. Mein Herz schlägt zum gefühlten hundertsten Mal heute Purzelbäume. Aber was für welche. Ich hoffe nur, dass er es mir nicht übel nimmt, dass ich mich jetzt erst melde und nicht in der Zwischenzeit einen besseren Zeitvertreib als mich gefunden hat. Alles an mir fängt an zu kribbeln, als ich daran denke, dass ich gleich seine Stimme hören werde.
Oh mein Gott! Vielleicht sollte ich vorher einmal kalt duschen gehen. Das beruhigt eventuell die Nerven. Will ich 30 Minuten warten, bis ich seine Stimme höre? Nein! Ich warte bereits verdammte vier Tage, die die reinste Folter gewesen sind. So schlimme emotionale Schmerzen habe ich in meinem ganzen Leben nicht gespürt. Ich brauche dringend eine Erlösung. Selbst wenn er direkt herkommt, braucht er sicherlich ein paar Minuten, in denen ich schnell unter die Duschen hüpfen kann.
Ich gehe zurü ck in den Hausflur und hole mein Handy aus meiner Tasche. Es trennen mich wenige Sekunden von seiner zauberhaften Stimme. Ich bin dankbar, dass ich vor lauter Zittern in der Lage bin, mein Smartphone zu bedienen. Ich öffne das Verzeichnis meines Handys und will Alex‘ Nummer wählen, als mir etwas bewusst wird. Seine Telefonnummer ist nicht in meinem Telefonverzeichnis. Verzweifelt versuche ich mich daran zu erinnern, wo und wie er mir sie gegeben hatte. Denn ich habe sie in meinem Besitz, dessen bin ich mir sicher.
Es dauert zwei Minuten extremsten Nachdenkens, bis mir die Erleuchtung kommt.
Visitenkarte!
Ich steckte sie mir in die Hosentasche, nachdem Doris sie mir gab. Sofort stürme ich auf meinen Wäschekorb mit getragener Wäsche zu.
Ich erstarre und halte die Luft an. Er ist leer.
Oh nein … Mich durchfährt eine schreckliche Vorahnung. Ich stellte heute Morgen, vor der Arbeit die Waschmaschine an. Ich habe die Wohnung extra für Alex Besuch aufgeräumt. Heute Früh bin ich richtig stolz auf mein Werk gewesen. Jetzt wünsche ich mir meine Faulheit zurück und es ist mir auf einmal völlig egal, in welchem Zustand Alex mein trautes Heim sieht. Hauptsache er sieht es überhaupt von innen! Ich schleiche in das Badezimmer, in dem die Waschmaschine steht, und sacke mutlos vor ihr zusammen.
Nein!
Das kann und darf jetzt nicht wahr sein!
Ich ö ffne die Tür und hole die gewaschene Wäsche aus der Maschine. Ich lasse alles auf den Boden fallen und krame nach meinen Arbeitshosen. Als ich sie beisammenhabe, beginne ich in alle Taschen zu greifen. Bei der Fünften werde ich fündig und ziehe ein aufgeweichtes Klümpchen Papier aus der Hose. Es ist die Visitenkarte, die nicht mehr lesbar ist. Warum zum Teufel habe ich die Nummer nicht direkt in mein Handy eingegeben? Oder auswendig gelernt? Oder mir auf jeden Quadratzentimeter freie Tapete geschrieben? Oder noch besser, auf den verdammten Po tätowiert?
Wie kann man so blö d sein? Ich fasse es nicht. Es ist nicht zu fassen, auch nicht, als ich mich in einer Endlosschleife über meine eigene Blödheit aufrege. Da treffe ich den Mann meiner Träume, der von mir bekocht werden will und ich schaffe es nicht einmal, mir seine Nummer in mein Handy abzuspeichern! Das Schlimmste an der ganzen Sache ist, dass ich nie in meinem
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