Pandaglueck
Leben den phänomenalsten Kuss, den je eine Frau bekommen hat, erlebe, denn ich kann ihn nicht anrufen! Ich drücke mir das Sofakissen gegen das Gesicht, um zu verhindern, dass ich laut losschreie.
„ So dumm …, so dumm …“, murmle ich in das Kissen.
Ich will ihn wiedersehen!
„Mahhhhhhhh!!“, schreie ich diesmal und presse das Kissen extra fest auf mein Gesicht. Das gibt es einfach nicht! Aber natürlich gibt es das, und zwar in meinem Universum! Ich muss irgendetwas ganz fieses in meinem letzten Leben angestellt haben, damit mich das Universum ständig mit solch einem Unglück bestraft. Mir fällt bei Gott nichts ein, was so gemein und grässlich ist, dass ich dieses Elend verdiene.
Ich nehme das Kissen vom Gesicht, um atmen zu kö nnen und starre das Klümpchen Papier vor mir auf dem Wohnzimmertisch an. Meine Hoffnung, dass es sich irgendwie in eine lesbare Visitenkarte verwandelt, wird leider nicht erfüllt. Wäre auch ein Wunder, das mir offensichtlich nicht gegönnt ist. Vielleicht kann man etwas lesen, wenn das Klümpchen getrocknet ist? Es muss doch irgendjemanden auf diesem verdammten Planeten geben, der die Karte wieder lesbar machen kann! Fieberhaft überlege ich, wie ich an seine Nummer komme, falls es doch niemanden in Berlin gibt, der mir die Karte lesbar zaubert. Ich zermartere mir förmlich das Hirn. Nach Einfällen wie ‚ Klau einfach Taxis in Berlin, bist du ihm wieder ausversehen eins klaust ‘ oder ‚ klingle an jeder Haustür in Berlin und frag nach ihm ‘ gebe ich es auf. Das Ding ist erledigt. Ich brauche jemanden mit einem Tutu und einem Zauberstab, der mein Problem löst. Solche Personen kommen bekanntlich nur in Märchen vor. Mein Leben ist alles andere als ein Märchen mit Happy End. Mein Leben ist am Ende. Ich sehe es förmlich vor meinem inneren Auge an mir vorbeilaufen.
Ich lasse mich enttä uscht auf das Sofa sinken. Er hatte gesagt, ich solle ihn anrufen. Was ich nicht tun werde, da ich seine Nummer nicht mehr habe. Er weiß, wo ich wohne und wo ich arbeite. Rein theoretisch kann er mich aufsuchen. Würde ein Kerl einer Frau hinterherlaufen, die sich ominöserweise nie wieder gemeldet hat? Ich schüttle verzweifelt den Kopf. Nein, definitiv nicht. Er wird denken, dass ich es mir anders überlegt habe und die nächste Tussi anmachen. Wie konnte das nur passiert sein?
„ Eigene Doofheit“, ist meine demotivierte Antwort. Mein dämliches Grinsen ist leicht verquollenen Augen gewichen. Ich habe einfach kein Glück, vor allem kein Glück mit Männern. Ich werde aber nicht weinen. So tief bin ich nicht gesunken, dass ich anfange, Rotz und Wasser zu heulen. Ich habe mich zwar die letzten vier Tage verrückt gemacht und mich wahnsinnig auf den heutigen Tag gefreut, jedoch ist es kein Tiefpunkt, bei dem ich anfange emotional zu sein. Ich sammle mich und kneife die Augen fest zusammen, sodass sich die anbahnenden Tränen nicht einmal bilden können. Als mein innerer Drang nach ihnen nachlässt, öffne ich meine Augen wieder und blinzle ein paar Mal.
Alles gut!
Ich werde nicht weinen, denn mein Leben ist nicht vorbei. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Universum mir diesen phänomenalen Kuss vor die Nase hält und ihn mir daraufhin nicht geben will! Wenn es wirklich Schicksal ist, dass Alex und ich füreinander bestimmt sind, dann laufen wir uns erneut über den Weg oder seine Telefonnummer flattert mir in die Wohnung. Es ist definitiv eine Möglichkeit. Also bloß nicht weinen. Wer weint, gibt sich geschlagen und damit auf.
Ich schlucke das letzte Stü ckchen Kloß in meinem Hals hinunter und schnappe mir die Fernbedienung, die neben mir liegt. Dann schalte ich den Fernseher ein. Ich brauche dringend einen klaren Kopf, um mein Problem zu lösen und den habe ich momentan nicht. Die Frage ist bloß, ob es dafür überhaupt eine Lösung gibt. Denn wenn keine Lösung existiert, hilft mir ein klarer Kopf auch nicht viel weiter.
6. Kapitel
Den klaren Kopf habe ich eine Woche spä ter immer noch nicht. Und dementsprechend auch keine Lösung. Von Alex weit und breit keine Spur. Mein sehnlichster Herzenswunsch, dass er hellsehen kann und meine Bredouille ahnt, wurde bislang nicht erfüllt. Jeden Abend nehme ich absichtlich den Hauptausgang in der Hoffnung, dass er dort steht und auf mich wartet. Aber nichts dergleichen geschieht. Er denkt, ich habe ihn abserviert und verschwendet keinen einzigen Gedanken mehr an mich. Das Leben ist so
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