Pandaglueck
meine Hä nde flach auf die Brust und sage: „Alle anderen Schuldverhältnisse werden ausgeglichen, sobald wir an unserem Zielort angekommen sind.“ Er braucht eine ganze Weile, um sich von mir zu lösen. Bevor er es sich wieder anders überlegt, müssen wir schnell die Wohnung verlassen, sonst geschehen Dinge, für die es viel zu früh ist.
„ Magst du den Korb nehmen?“, frage ich mit einem überzeugenden Lächeln, das er wahrscheinlich gar nicht braucht. Ich schnappe mir die Thermoskanne mit Kaffee, Alex nimmt den Korb und wir machen uns auf in den Zoo.
Eine gute halbe Stunde spä ter sitzen wir auf einer der Picknickbänke und frühstücken. Es ist die Bank, die genau gegenüber dem Pandagehege steht. Während ich mir mein zweites Brötchen mit Marmelade beschmiere, schaue ich zu meinen Schützlingen hinüber. Alex folgt meinem Blick.
„ Jetzt weiß ich was du gestern mit ‚Dingen, für die du um 8.30 Uhr aufstehst‘ gemeint hast. Ich hatte die Hoffnung, du meintest mich.“ Ich sehe von meinem Brötchen auf und betrachte ihn verlegen. Wieso ist es mir immer peinlich, wenn er mir ein Kompliment macht? Das ist wahrscheinlich ganz normales Flirten, was wir betreiben, oder besser gesagt er, aber ich habe das Gefühl, das ich bei fast jedem Satz in ein tiefes Loch fallen will. Ein richtig tiefes Loch. Damit niemand meine puterroten Wangen bemerkt, die ich regelmäßig bei seinen Komplimenten bekomme.
„ Machst du das hier öfter?“, fragt er auf einmal und ich bin für den Themenwechsel dankbar.
„ Ja. Sonntags öffnet der Zoo erst um 11.00 Uhr für die Besucher.“ Ich nehme einen Schluck Kaffee. „Hast du gestern viel zu tun gehabt?“
Er schü ttelt den Kopf. „Nein, es war schneller erledigt als gedacht. Meine Kollegen können überraschenderweise manchmal sehr selbstständig sein.“
„ Was sind denn das für Kollegen?“, frage ich, ohne den Blick von meinem Brötchen zu abzuwenden. Nicht, dass ich neugierig bin oder so. Aber ich weiß bis jetzt nicht viel über ihn. Vielleicht sollte ich das Problem heute mal angehen und ein paar Informationen aus ihm herauskitzeln, denn heimliche Nachforschungen habe ich mir strengstens verboten. Dennoch interessiert mich diese F+F-Sache, die Doris und Christian gestern anstießen.
„ Auf was willst du hinaus?“, fragt er neckisch nach. Ich blicke verunsichert zu ihm auf. Als ich nicht antworte, redet er weiter. „Ich glaube kaum, dass du mit der Frage bezwecken willst, dass ich über meine langweiligen Kollegen rede, oder?“ Eigentlich habe ich genau das bezwecken wollen. Okay, eigentlich eher, dass er irgendetwas von sich erzählt. Mit diesen Informationen rückt er sehr spärlich heraus. Mein Problem liegt auf einmal darin, dass mich beschäftigt, was er denkt, warum ich das gefragt habe.
„ Was wollte ich denn damit bezwecken?“, frage ich zögernd nach. Jetzt zieht er belustigt seine Augenbrauen zusammen.
„ Ich dachte, es ging dir um potenziell weibliche Kolleginnen.“ Ich reiße sofort die Augen auf.
„ Oh nein, das wollte ich nicht ... Ich meine …“ Grundgütiger! Wie kommt er nur auf so eine Idee? Gut, im Kontext kann man es sicherlich so auffassen, dass ich auschecken will, welche Konkurrenz mir da im Hause steht, aber darum ist es mir wirklich nicht gegangen! Und es interessiert mich auch gar nicht. Ich bin absolut nicht eifersüchtig. Eifersucht ist ein Wort, das ich nie benutzt habe, um irgendeine meine Gemütslagen zu beschreiben. Ich bin bei solchen Angelegenheiten sehr bodenständig und vertrete die Meinung, dass ein Mann, der mich und meine Gefühle nicht achtet, mich dementsprechend nicht verdient hat. Also bevor ich eifersüchtig werden kann, beende ich die Beziehung oder das Daten. Obwohl meine Beziehungen immer vorbei sind, bevor ich überhaupt ansatzweise eifersüchtig werden kann.
Jetzt wo er das Thema angeschnitten hat, ist es mir auf einmal nicht mehr egal. Zumal ich genau wei ß, dass es in der Welt da draußen Konkurrenz geben wird. Vor allem bei einem Mann wie Alex. Das ist der reinste Dschungel!
„ Gibt es denn welche?“, platzt es ohne Vorwarnung aus mir heraus. „Also welche, die mit dir in deiner Abteilung jeden Tag arbeiten?“ Er zieht eine Augenbraue hoch und mustert mich amüsiert.
„ In meiner Abteilung? Nein, nicht wirklich. Nur eine Frau, aber sie steht nicht auf Männer, sondern auf Frauen.“ Er lächelt mich an und ich stecke mir schnell den Rest meines Brötchens in den Mund, bevor ich
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