Pandaglueck
hilfreichen Tipps versorgt.“ Ich blicke ihn überrascht an. Vielleicht sollte ich mir die Tipps von ihm weitergeben lassen. Einer meiner größten Fehler am Anfang meiner Tierpflegerkarriere war die vorbehaltslose Übernahme der Veranstaltungen, die keiner so recht leiten wollte. Mein Unwissen wurde von der Stammbelegschaft ohne Skrupel ausgenutzt und nun bin ich diejenige, die auf den nächsten blauäugigen Azubi wartet, dem ich die unbeliebten Angelegenheiten in die Schuhe schieben kann. Die sind jedoch alle cleverer als ich damals und wissen sich von Anfang an um gewisse Aufgaben zu drücken. Der einzige Trost ist, dass Joscha anscheinend Gefallen daran gefunden hat und ich ihn des Öfteren einspannen werde, um nicht ganz alleine in der Misere festzustecken. Es macht trotz allem Spaß die Begeisterung der Kinder zu sehen, wenn sie sich wie normale Menschen aufführen. Was leider sehr selten der Fall ist.
„ Gehst du mit den Mädchen zu den Pferden? Dann übernehme ich die Jungs und laufe die gefährlichen Raubtiere ab“, fragt er mich und besieht sich die vor ihm ausgebreitete Zookarte.
„ Geht in Ordnung.“ Die Kinder sind mittlerweile mit ihrem Kuchen fertig und beginnen sich zu zanken. Es ist höchste Zeit für ein bisschen Unterhaltung zu sorgen. Essenschlachten und wildes Umherwerfen mit Servierten habe ich zu genüge erleben dürfen und das Ende vom Lied ist immer eine genervte Tierpflegerin, die Essensreste von den Tischen wischen darf. Dies will ich heute um keinen Panda der Welt tun müssen, denn Alex holt mich nach der Arbeit ab.
Ich setze mir den pinkfarbenen Zoo-Geburtstagshut auf. Joscha zieht sich das blaue Pendant über. Die Hüte sollen es den Kindern erleichtern, uns im Zoo zu folgen und uns nicht aus den Augen zu verlieren. Daher sind die Kopfbedeckungen relativ hoch und unglaublich hässlich. Soweit ich informiert bin, haben Roberts Kinder sie gebastelt. Die Erklärung passt auch, da zumindest mein pinkfarbener Hut fast nur aus Glitzer und Puscheln besteht.
„ So Kinder! Alle mal herhören!“, rufe ich der unruhigen Meute zu. Den Kleinen ist der Zucker aus dem Kuchen deutlich anzumerken, so aufgedreht, wie sie sind. Nach einigen Versuchen von Joscha und mir, die Aufmerksamkeit der Kinder zu erlangen, lauschen sie uns endlich. Eine Hilfe von den anwesenden Eltern ist natürlich nicht zu erwarten.
„ Die Mädchen folgen bitte alle mir. Pinkfarbener Hut“, dabei zeige ich auf meine verhasste Kopfbedeckung. „Und die Jungs dem Joscha.“ Ich deute auf meinen Kollegen, der mit Begeisterung den Kindern zuwinkt. Den Eltern ist die Freude, über die bevorstehende Ruhe, in der vor allem die Frauen in Frieden tratschen können, deutlich anzusehen.
Wie gewü nscht folgen mir die Mädchen. Die Jungs laufen aufgeregt Joscha hinterher, der gerade irgendeine haarsträubende Geschichte über unsere Krokodile erzählt. Mein Plan für die Zooführung der Mädchen ist immer derselbe. Erst die Pferde, dann die rosa angelaufenen Flamingos und am Ende natürlich die Stars des Zoos, Mao-Mao und Yun-Yun. Nach den Pandas dürfen die Kinder sich selbst aussuchen, welche Tiere sie sehen möchten. Die Pinguine und die Seehunde liegen dabei ganz gut im Rennen und ich habe Joey und Vanessa bereits auf einen Besuch meinerseits vorbereitet, damit sie eine kleine Show mit den Tieren einrichten können.
Sobald die Mä dchen das Gehege mit den Pferden erblicken, fängt das Gekreische sofort an. Erst als die Kinder ein wenig ruhiger sind, erläutere ich die wichtigsten Benimmregeln und betrete mit der Gruppe das Gehege. Als wir alle drin stehen, kommt Lisa, unsere älteste Stute langsam auf uns zugetrottet. Dem Pferd ist das Prozedere bereits mehr als bekannt und in ihrem Alter genießt sie es, von vielen Kinderhänden getätschelt zu werden. Nach und nach gesellen sich ein paar andere Pferde zu uns. Einige mutige Mädchen dürfen den Tieren Möhren verfüttern. Während ich die Kleinen und die Pferde im Blick behalte, schaue ich immer wieder auf meine Uhr. Der Tag kann für mich nicht schnell genug umgehen, denn Alex wird mich um 18.00 Uhr am Zooeingang erwarten. Es ist zu einem Ritual geworden, dass er den Umweg auf sich nimmt, um mich abzuholen, da wir uns momentan wenig sehen. Er hat unheimlich viel mit seiner Arbeit zu tun und durch die anstehende Inspektion der Chinesen, stecke ich ebenfalls bis zum Hals in Mühseligkeiten. Alle Unterlagen müssen in einem perfekten Zustand sein. Es wird schwierig genug
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