Pandaglueck
Christian. Sofort wähle ich seine Nummer, um ihn zurückzurufen. Er nimmt direkt ab und begrüßt mich freudig.
„ Du hattest angerufen?“
„ Ja. Hast du morgen schon was vor?“
„ Nein, wieso?“, frage ich überrascht nach.
„ Ein Vöglein hat mir gezwitschert, dass du Zooverbot hast.“
„ Heißt das Vöglein zufällig Alex?“ Er lacht und bestätigt mir somit meine Vermutung.
„ So wie ich dich kenne, wirst du dich morgen den ganzen Tag wahnsinnig machen. Also dachte ich, dass du mir vielleicht in der Praxis helfen magst.“ Ich atme erleichtert aus.
„ Danke, Christian. Du rettest mir das Leben.“
„ Das habe ich mir gedacht. Soll ich dich morgen früh auf dem Weg abholen?“
„ Ja bitte, wenn es dir nichts ausmacht.“
„ Nein, natürlich nicht. 7.30 Uhr?“
„ 7.30 Uhr“, bestätige ich ihm dankbar.
„ Alles klar, dann bis morgen!“ Ich lege auf und gieße mir meinen Tee auf, da der Wasserkocher mittlerweile fertig ist. Zumindest habe ich ein Problem weniger. Mit einer inneren Gelassenheit, die ich als die Ruhe vor dem Sturm bezeichnen kann, nehme ich meinen Tee und gehe zurück in das Wohnzimmer. Ich sollte den Zustand genießen, solange er das vorherrschende Gefühl in meinem Körper ist, denn allzu lange wird es nicht mehr anhalten. Dessen bin ich mir sicher.
„ Gibst du mir mal den Locher dahinten?“ Ich bewege mich zwei Meter nach rechts und greife nach dem Gegenstand. Dann beuge ich mich nach vorne und händige ihn Christian aus. Er nimmt ihn dankend entgegen und locht die Papiere, die vor ihm auf den Schreibtisch herumfliegen. Freitagnachmittag gibt er keine Sprechstunde und widmet sich dem liegen gebliebenen Papierkram. Seine Sprechstundenhilfe hat heute frei, da ich ihm aushelfe. Somit sind wir ganz alleine in der kleinen Praxis. Der Vormittag war die reinste Hölle gewesen. Ich brauche nur einen halben Tag bei Christian in der Praxis zu verbringen und ich weiß genau, dass ich nie im Leben eine Tierarztpraxis führen will. Tierärztin im Zoo oder sonst wo, gerne. Aber nie im Leben eine Praxis! Es war jedes Mal ein Wunder gewesen, wenn ein Haustier, das auf Christians Behandlungstisch landet, wirklich krank war. Dank Google sehen Tierbesitzer auf einmal alle möglichen Symptome bei ihren Tieren. Das Unglaublichste war ein älteres Ehepaar mit ihrer Siamkatze. Das Zuchttier hatte lediglich ein paar Verdauungsprobleme, weil es zu viele Leckerchen zu fressen bekam und die Besitzer standen hier mit einer endlos langen Liste von Parasiten und Krankheiten, die sie vermuteten. Dass Christian dabei ruhig und gelassen bleiben kann, wundert mich sehr. Ich wäre längst nicht mehr die Ruhe selbst. Der Vormittag bestand eher aus dem Bestätigen der Gesundheit der anwesenden Tiere und der Überzeugungsarbeit dieser Tatsache bei den jeweiligen Besitzern, als der Behandlung kranker Tiere. Zum Glück ist der Part rum und wir sitzen jetzt in aller Zweisamkeit in seinem Büro und kümmern uns um seinen Papierkram. Zumindest kümmert sich Christian um den Papierkram. Ich reiche ihm ab und an Utensilien oder stelle Ordner zurück in den Schrank.
„ Und nervös wegen morgen?“, fragt er, während er weiterhin Blätter locht und abheftet.
„ Erinnere mich nicht daran“, seufze ich. „Ich habe keine Ahnung, was die vorhaben. Warum müssen die mir Zooverbot geben? Ich zerbreche mir den ganzen Tag den Kopf darüber, was die vorbereiten, dass ich nicht einmal den Zoo betreten darf.“ Greta hat mir angedroht, persönlich an allen Eingängen zu stehen. Wenn sie mich nur bei dem Versuch erwischen sollte, einen Zeh in den Zoo zu setzen, werde ich mir wünschen, es nie probiert zu haben. Christian blinzelt vergnügt zu mir herüber und schweigt. Ich kenne diesen Blick. Es ist dieser gottverdammte Blick, den mir jeder zuwirft, der auch nur irgendetwas über die Party weiß und sich köstlich darüber amüsiert, dass ich nicht den leisesten Schimmer habe, was mich erwarten wird. „Oh mein Gott!“, entfährt es mir daher. „Du weißt es!“ Er hebt unschuldig die Hände.
„ Ich weiß von gar nichts.“
„ Oh doch! Du weißt irgendetwas! Los sag es mir!“, fordere ich.
„ Lara, ich habe keine Ahnung, wovon du redest.“ Er wendet sich grinsend den restlichen Papieren zu.
„ Was hat es mit dem offenen Feuer auf sich?“
Er schaut mich verdutzt an. „ Offenes Feuer?“
„ Ja, Alex hat zugegeben, dass es offenes Feuer gibt.“
„ Ach, hat er das?“, fragt Christian
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