Pandoras Tochter
mitbekam, wie sich der Mann auf dem Fahrersitz bewegte. Nein, verdammt. Wenn es ihm gelang, aus dem Truck zu kommen, war alles verdorben. Sollte er versuchen …
Das Auto explodierte, als die Flammen den Benzintank erreichten.
Ja!
Zufrieden sah er zu, wie das Feuer den Truck verschlang. Wie findest du das, Sienna? Hättest du oder Molino die Sache so ordentlich regeln können?
Darnell ging zu dem Truck, der an der Straße parkte.
Und er würde Megan Blair genauso problemlos eliminieren. Er hatte noch nicht verspielt. Es bestand immer noch die Möglichkeit, einen Unfall zu inszenieren. Diese Methode hatte er immer bevorzugt. Er war keiner von Molinos dämlichen Schlägern, die Kopf und Kragen riskierten, indem sie mit Knarren oder Messern operierten. Er hatte eine Zukunft, und eines Tages würde er mächtiger sein, als es sich Molino je erträumt hatte.
Er würde sich vierundzwanzig Stunden von ihr fernhalten, um ihr Gelegenheit zu geben, sich zu erholen. Dann war die Erinnerung auch ein wenig verblasst. Er würde in seine Vorlesungen im Georgia State gehen und dafür sorgen, dass er ein Alibi für den Abend hatte; vielleicht verbrachte er auch ein paar Stunden mit seiner Geliebten.
Und morgen würde er sich Megan Blair noch mal vorknöpfen.
Sienna drehte sich zu Molino um. »Er hat gepfuscht und bringt alle möglichen Entschuldigungen und Versprechungen vor. Fazit: Sie lebt noch. Soll ich jemand anderen damit beauftragen?«
Molino dachte nach. »Noch nicht. Normalerweise ist er nicht so nachlässig. Er hat letztes Jahr dieses Kind in Orlando ohne Probleme getötet.« Und höhnisch setzte er hinzu: »Ich bin erstaunt, dass du vorschlägst, den Jungen zu feuern. Er besucht ein vornehmes College, wie du es getan hast. Er muss also klüger sein als ein ungebildeter Spaghettifresser wie ich.«
Sienna verzog keine Miene. »Bildung ist nützlich, aber Erfahrung kann sie nicht ersetzen. Wenn er nicht imstande ist, den Job zu machen, dann sollten wir die Fehleinschätzung berichtigen.«
Sienna klingt wie ein verdammter Anwalt, dachte Molino verärgert. Bisher war es ihm immer gelungen, an dieser gelackten, gönnerhaften Fassade zu kratzen, aber in letzter Zeit ignorierte Sienna seine Sticheleien. Wahrscheinlich hielt er jede Meinung, die von seiner abwich, für unbedeutend. Molino wandte sich ab und ging zu der Terrassentür. »Das hat keine Eile. Wir wissen ja, wo sie jetzt ist.« Nach zwölf langen Jahren hatten sie das Miststück endlich aufgespürt. Grady hatte in diesen Jahren ein Dutzend falsche Spuren gelegt, und die Frustration hatte Molino beinahe in einen Berserker verwandelt. »Und außerdem hätte ich große Lust, die Sache selbst zu erledigen.« Er fühlte den verhassten Schmerz. Verdammter Freak. Wir hätten sie beinahe gehabt, Steven. Genau, wie ich es dir versprochen habe. »Gibt’s was Neues von Grady?«
»In Rom waren wir dicht an ihm dran. Wir haben ihn nicht erwischt. Aber wir wissen, dass er die Chronik noch nicht gefunden hat, sonst wäre er nicht mehr auf der Suche. Wir glauben, dass er sich in Paris aufhält.«
Grady ist mir immer auf den Fersen, dachte Molino verbittert. Aber wie lange kann ich noch verhindern, dass er mich überholt und vor mir zugreift?
Vergiss Grady. Irgendwann würden sie ihn schnappen. Im Augenblick sollten sie sich besser auf den Feind vor ihrer Haustür konzentrieren.
Megan Blair.
Paris
Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Verdammt!
Grady legte nach dem Gespräch mit Phillip auf und ging zum Fenster, um über die Dächer von St. Germain zu blicken. Es war zu verlockend. Wie konnte er der Versuchung widerstehen, wenn er an jeder Front behindert wurde? In den letzten zwölf Jahren hatte er versucht, Megan Blair zu ignorieren, und jetzt stürmte sie wieder in sein Leben. Er hatte sie ordentlich untergebracht und gehofft, dass sie in diesem kleinen Haus in Atlanta gut versteckt blieb.
Aber es war anders gekommen.
Seit einem Jahr wusste er, dass sie sich regte, veränderte, erwachsener wurde. Er musste sich nicht auf Phillips Berichte stützen, nachdem er in der Nacht nach dem Tod ihrer Mutter eine Verbindung zu Megan hergestellt hatte. Überwachung war die einzige Möglichkeit, sie unter Kontrolle und stabil zu halten. Nach ihrem ersten Jahr mit Phillip hatte sie »ihren Onkel« liebgewonnen; sie vertraute ihm, und ihr Leben war heiterer geworden. Grady konnte Distanz halten und die Verbindung zu einer glimmenden Glut niederbrennen lassen.
Aber nicht in
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